Texte

Das Kollar (von lat. collare ‚Halsband‘), auch römischer Kragen, Römerkragen genannt; Bildquelle: D. Wagner

Was macht das Weihepriestertum aus? Ist es ersetzbar? Wir sind doch ohnehin ein priesterliches Volk vor Gott! ... Das Direktorium für Dienst und Leben der Priester (2013) gibt mit wenigen Worten Aufschluss darüber, wie es sich verhält. Das besondere Priestertum basiert auf der Wahl Christi. Im Leib der Kirche kommt den Geweihten ein besonderer priesterlicher Dienst von Gott her zu. Hirten nach dem Herzen Jesu sind uns gleichsam verheißen: wenn wir den Boden bereiten und an das Herz Gottes klopfen, wird der Herr es nicht versäumen, uns gute Priester zu schenken! Priester - sie sind von Jesus erwählt und uns gleichsam verheißen.

 In Nummer 27 heißt es:


Unterschied zwischen allgemeinem Priestertum und Amtspriestertum

27. Der Unterschied zwischen allgemeinem oder durch die Taufe erlangten Priestertum und Amtspriestertum, weit entfernt davon Trennung oder Teilung zwischen die Mitglieder der christlichen Gemeinde zu bringen, harmonisiert und eint das Leben der Kirche, denn „das gemeinsame Priestertum der Gläubigen und das Priestertum des Dienstes, das heißt das hierarchische Priestertum, unterscheiden sich zwar dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach. Dennoch sind sie einander zugeordnet.“[114] Denn als Leib Christi ist die Kirche eine organische Gemeinschaft aller Glieder, wo jedes zum gemeinsamen Leben beiträgt, wenn es die eigene Rolle und die eigene spezifische Berufung im vollen Sinne lebt (1Kor 12,12ff ).[115]

Niemandem steht es daher zu, was Christus für seine Kirche gewollt hat, zu verändern. Sie ist unauflöslich an ihren Gründer und ihr Haupt gebunden, der ihr als einziger durch die Macht des Heiligen Geistes Amtsträger zum Dienst an den Gläubigen gibt. An die Stelle Christi, der durch die legitimen Hirten beruft, weiht und sendet, kann sich keine Gemeinde setzen, die sich – womöglich in einer Notlage befindlich – auf andere als von der Kirche vorgesehene Weise ihren eigenen Priester geben möchte: das Priestertum beruht auf einer Erwählung durch Jesus und nicht auf der Entscheidung der Gemeinde (vgl. Joh 15,16). Die Antwort zur Lösung von Notfällen ist das Gebet Jesu: „Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden“ (Mt 9,38). Wenn sich an dieses vom Glauben getragene Gebet das intensive Leben karitativer Gemeinschaft anschließt, dann seien wir sicher, dass es der Herr nicht versäumen wird, Hirten nach seinem Herzen zu schenken (vgl. Jer 3,15).[116]

[114] II. Vat. Konz., Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 10.
[115] Vgl. Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Pastorale Leitlinien für Diözesanpriester in den von der Kongregation für die Evangelisierung der Völker abhängenden Teilkirchen, 3: l.c., 1586-1588.
[116] Vgl.. II. Vat. Konz., Dekret Presbyterorum Ordinis, 11.

(Quelle: vatican.va)


In seiner Ansprache anlässlich des Ad-Limina-Besuches der brasilianischen Bischöfe ging Papst Benedikt XVI. auf den Unterschied zwischen Amtspriestertum und allgemeinem Priestertum ein: 

"Mit ihren Gläubigen und ihren Amtsträgern ist die Kirche die priesterliche Gemeinschaft auf Erden, die als Leib Christi organisch gegliedert ist, um vereint mit ihrem Haupt ihre historische Heilssendung wirksam zu erfüllen. So lehrt uns der hl. Paulus: »Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm« (1 Kor12,27). Tatsächlich haben nicht alle Glieder dieselbe Funktion: Das macht die Schönheit und das Leben des Leibes Christi aus (vgl. 1 Kor 12,14–17). In dem wesentlichen Unterschied zwischen Amtspriestertum und allgemeinem Priestertum versteht man die besondere Identität von geweihten Gläubigen und Laien. Deshalb gilt es, die Säkularisierung der Priester und die Klerikalisierung der Laien zu vermeiden. Aus dieser Sicht sollen sich daher die gläubigen Laien bemühen, in der realen Wirklichkeit die christliche Sicht des Menschen und die Soziallehre der Kirche auch durch das politische Engagement zum Ausdruck zu bringen.

Die Priester hingegen müssen sich von einer persönlichen Beteiligung in der Politik fernhalten, um die Einheit und die Gemeinschaft aller Gläubigen zu fördern und für alle ein Bezugspunkt zu sein. Es ist wichtig, dieses Bewußtsein bei den Priestern, Ordensleuten und gläubigen Laien zu schärfen, indem man sie ermutigt und darüber wacht, daß sich jeder dazu motiviert fühlen kann, gemäß seinem jeweiligen Stand zu handeln.

Die harmonische, korrekte und klare Vertiefung der Beziehung zwischen allgemeinem Priestertum und Amtspriestertum ist derzeit einer der heikelsten Punkte des Wesens und Lebens der Kirche. Die geringe Zahl von Priestern könnte in der Tat die Gemeinden dazu verleiten, sich mit diesem Mangel abzufinden, indem sie sich mitunter damit trösten, daß dieser Mangel die Rolle der gläubigen Laien besser herausstelle. Aber es ist nicht der Priestermangel, der eine aktivere und fundiertere Beteiligung der Laien rechtfertigt. Je mehr sich die Gläubigen ihrer Verantwortung in der Kirche bewußt werden, um so klarer tritt tatsächlich die besondere Identität und die unersetzliche Rolle des Priesters als Hirte der ganzen Gemeinde, als Zeuge der Echtheit des Glaubens und als Spender der Heilsgeheimnisse im Namen Christi, des Hauptes der Kirche zutage.

Wir wissen, daß »die Heilssendung, die der Vater seinem menschgewordenen Sohn anvertraut hat, von ihm den Aposteln und durch sie ihren Nachfolgern anvertraut wird; sie erhalten den Geist Jesu, um in seinem Namen und in seiner Person zu handeln. So bildet das geweihte Amt das sakramentale Band, das die liturgische Handlung mit dem verbindet, was die Apostel gesagt und getan haben. Durch die Apostel wird die Verbindung mit dem, was Christus, der Ursprung und Urgrund der Sakramente, gesagt und getan hat, hergestellt« (Katechismus der Katholischen Kirche, 1120). Deshalb ist die Funktion des Priesters wesentlich und unersetzlich für die Verkündigung des Wortes und für die Feier der Sakramente, vor allem der Eucharistie, Gedächtnis des höchsten Opfers Christi, der seinen Leib und sein Blut hingibt. Darum ist es dringend nötig, den Herrn zu bitten, daß er Arbeiter für seine Ernte entsendet; außerdem müssen die Priester die Freude der Treue zu ihrer Identität mit der Begeisterung für ihre Sendung bekunden.

Geliebte Brüder, ich bin sicher, daß ihr in eurer Hirtensorge und in eurer Klugheit mit besonderer Aufmerksamkeit versucht, für die Gemeinden eurer Diözesen die Präsenz eines geweihten Dieners sicherzustellen. Es gilt zu vermeiden, daß die derzeitige Situation, in der viele von euch gezwungen sind, das kirchliche Leben mit nur wenigen Priestern zu organisieren, als normal oder typisch für die Zukunft angesehen wird. ... ihr [müsst] eure Anstrengungen darauf konzentrieren, neue Priesterberufe zu wecken und die unerläßlichen Hirten für eure Diözesen zu finden, indem ihr euch gegenseitig helft, damit alle über besser ausgebildete und zahlreichere Priester verfügen, um das Glaubensleben und die apostolische Sendung der Gläubigen aufrechtzuerhalten.

Anderseits sind auch jene, die die heiligen Weihen empfangen haben, aufgerufen, konsequent und in Fülle die Gnade und die Verpflichtungen der Taufe zu leben, das heißt, sich selbst und ihr ganzes Leben in Verbundenheit mit der Hingabe Christi anzubieten. Die tägliche Feier des Meßopfers am Altar und das tägliche Stundengebet müssen immer vom Zeugnis eines Lebens begleitet sein, das zum Geschenk an Gott und an die anderen und somit zur Orientierung für die Gläubigen wird.

In diesen Monaten hat die Kirche das Beispiel des heiligen Pfarrers von Ars vor Augen, der die Gläubigen einlud, ihr Leben mit dem Opfer Christi zu verbinden, und sich selbst anbot, indem er ausrief: »Wie gut tut ein Priester, wenn er Gott allmorgendlich sich selbst als Opfer darbringt!« (Le Curé d’Ars. Sa pensée – son coeur, coord. Bernard Nodet, 1966, S. 104). Er ist weiterhin ein aktuelles Vorbild für eure Priester, besonders im zölibatären Leben als Forderung der totalen Selbsthingabe, Ausdruck jener pastoralen Liebe, die das Zweite Vatikanische Konzil als einigenden Mittelpunkt des priesterlichen Lebens und Handelns vorstellt. Fast gleichzeitig lebte in eurem geliebten Brasilien, in São Paulo, Frei Antônio de Sant’Anna Galvão, den ich zu meiner Freude am 11. Mai 2007 heiligsprechen konnte; auch er hat ein »Zeugnis als glühender Anbeter der Eucharistie « hinterlassen, in einem Leben »in laus perennis, in einer ständigen inneren Haltung der Anbetung« (Predigt bei seiner Heiligsprechung; O.R. dt., Nr. 20, 18.5.2007, S. 7, 2). Auf diese Weise suchten beide Jesus Christus dadurch nachzuahmen, daß jeder nicht nur Priester wurde, sondern auch Opferlamm und Selbsthingabe wie Jesus."

Die Ansprache wurde in Videoform zusammengefasst: 

vaticande (Youtube).

 

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