Christmette 2018

 Liebe Schwestern und Brüder!

Die Christmette hat im Jahresablauf eine ganz besondere Stellung. Sie hat auch ihren ganz eigenen Reiz. Sie bietet so manchen Menschen die Gelegenheit, ihre Gefühle in das eine oder andere Lied zu fassen, vielleicht auch die Gelegenheit, eine Träne zu vergießen ob der Menschen, die nicht in unserer Mitte sein können, die uns schon in die Ewigkeit vorausgegangen sind. Vielleicht ist sie aber auch die Chance, einfach schweigend in die Bank hineinzusinken und sich über Weihnachten zu freuen. 

Die Einstellung von uns Menschen ist unterschiedlich, aber es ist immer eine große Herausforderung dieser nächtlichen Stunde, jenes weltverändernde Programm zu hören, das die kleine Gemeinde des Lukas damals, als es noch kein Weihnachtsfest gab, verkündet hat. 

Als Lukas sein Evangelium schreibt, gibt es keine Christbäume und Krippen, auch nicht den Weihnachtstag, wie wir ihn feiern, sondern die kleine christliche Gemeinde kommt in der Zeit der Verfolgung vor Sonnenaufgang zusammen, um miteinander den Auferstandenen zu feiern, sein "Fürchte dich nicht" zu hören, um in Verfolgung und Bedrängnis zu bestehen. In diese Situation hinein verkündet Lukas das Geschehen von der Geburt Christi. In jener Zeit, in der der Kaiser ein Weltreich dirigiert und wissen möchte, wer welche Abgaben zu leisten hat. Augustus regiert  und lässt sich feiern als Gott und Retter. Der Geburtstag des Kaisers ist der höchste Feiertag im römischen Reich. Auf den Münzen ist sein Bild, in den Städten stehen seine Statuen, die Leute streuen ihm Weihrauch. Der Kaiser regiert und möchte wissen, wer zu ihm gehört. Er läßt das Volk zählen. 

Immer wieder lassen Herrschende zählen. Es kann auch der Markt zählen lassen. Immer wieder versuchen Menschen, die Welt zu zählen, in Zahlen einzufangen. Zahlreiche Statistiken sind vor den Feiertagen erschienen. 

Und in einer solchen Situation, wo die Welt vom Kaiser regiert wird, wo alles gezählt wird, geht auch Josef mit seiner Frau Maria in die Stadt Davids, nach Betlehem - da hören wir natürlich heraus: David - Hirte und König. In die Stadt Davids gehen Maria und Josef. Er, der durch seinen kleinen Betrieb Ansehen hatte, mit seiner Frau, die Verwandte im Priesteradel hatte, also nicht gerade ganz arme Leute. Sie gehen mit einer Zusage Gottes im Herzen, mit einem Leben in sich, das sie geschützt zur Welt bringen wollen. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Leise, von der Welt unbeobachtet, bringt die junge Frau ihr Kind, den Gottessohn zur Welt. Und Hirten, die in der Gegend lagern, heißt es, erfahren die Botschaft des Himmels. Die Welt wird registriert, gezählt, und der Himmel schenkt uns Frohe Botschaft. Der Engel verkündet den Menschen die ganz große Freude, dass im Kind der Retter der Welt ist. 

Das Evangelium beginnt mit einem Namen, Augustus. Und das Evangelium endet schließlich mit einem Namen, Jeshua. Gott rettet! Und dazwischen wie eine immer wiederkehrende Melodie: "Ein Kind in Windeln gewickelt, der Retter der Welt." Gott ganz Mensch, einer der unseren, einer der den Atem der Welt selber kennt und mit einem Schrei nach Leben zur Welt kommt. Das ist die Botschaft unseres Gottes, die Botschaft dieser Nacht. Er geht den Weg der Menschen, den Weg der Niedrigkeit, er lässt sich leben und wird groß, wächst hinein in diese Welt mit einem Auftrag, einer Sendung, einem Programm, das letztlich den Frieden stiftet. Das ist es, was es der Welt anzusagen gilt. Die Hirten kommen dann als Betroffene in den Stall, sie nehmen wahr, sie staunen, sie gehen wieder. Sie werden nicht Nachfolger Jesu, sie stehen noch vor dem Pfingstereignis und haben noch nicht die Kraft des Geistes, noch nicht die Sendung, wie später die Apostel und die junge Kirche; aber sie kommen um zu staunen und wahrzunehmen, was ihnen der Himmel verkündet hat. 

Der Himmel verkündet Frieden Erden, "Friede den Menschen seiner Gnade". Da steht nicht: "Friede nur denen, die etwas leisten, die viel Geld haben, die in der Erwerbsarbeit stehen, Friede denen, die zu den Oberen gehören", Nein, hier steht "Friede den Menschen seiner Gnade". Und das sind wir, Sie und ich. Das sind Menschen, die mit einer Sehnsucht in die Kirche kommen, jeder mit seiner eigenen Lebensgeschichte, mit den Verwundungen und Niedergeschlagenheiten, mit Enttäuschungen und Lasten. "Friede den Menschen seiner Gnade".

In der Begegnung mit dem Kind von Betlehem wird draußen auf dem Feld den Menschen Friede zugesprochen. Und sie kommen dann und nehmen wahr: Ein Kind in Windeln gewickelt ist der Retter der Welt. Gott fängt als Liebender an.

Augustus regiert, und Jesus verwandelt.

Augustus sagt, daß er der Herrscher der Welt ist. Bei Jesus wird gesagt: „Ehre sei Gott in der Höhe." Das ist wohl eine der wichtigsten Lieder der Kirche. "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen seiner Gnade!" Diese Freudenbotschaft sollen wir in unsere Welt hineinsingen. Wir sind ja Menschen, die um Ostern wissen, die die Kraft des Geistes in sich tragen. Wir sind hineingenommen in die Lebenskraft unseres Gottes. Und an der Art, wie wir unseren Gott als Liebhaber des Lebens in diese Welt hinein leben, an diese Art wird die Welt erkennen, wie es um das Kind von Betlehem bestellt ist. Wird die Welt erkennen, ob wir das ernst nehmen, daß  das Kind der Retter der Welt ist. An uns will die Welt ablesen, wer der Friede dieser Welt ist, wer letztlich das Sagen hat. An der Kirche von heute, an uns, wird die Glaubwürdigkeit der Weihnachtsbotschaft gemessen. 

Was wir miteinander singen und feiern, ist so weltbestimmend für Politik und Wirtschaft, für Arbeitswelt und Familie. Es ist für die Menschen, die krank darniederliegen, ungeheuer heilsam. Für jene, die zu verzweifeln drohen, ist es oft der letzte Hoffnungsanker auf dieser Erde. Wir sagen den Frieden an und bezeugen, dass Gott den Weg von unten geht. 

Die Dichterin Christine Lavant fragt in einem ihrer Gedichte: "Ich weiß nicht, ob der Himmel niederkniet, wenn man zu schwach ist, um hinauf zu kommen?.  Heute können wir ihr antworten: "Ja, der Himmel kniet nieder, zu jedem einzelnen Menschen, der zu schwach ist, um selber hinaufzukommen!"

Immer wieder erleben wir das Niederknien des Himmel, das kleine Kind von Betlehem, die kleinen Hände, die uns entgegenstreckt werden und uns die Botschaft zuflüstern: "Mensch, hab mich lieb, mich den Retter der Welt!“

Amen. 

 

 

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