16. Sonntag im Jahreskreis C - 17. Juli 2016

Liebe Gläubige!

Haben wir am vergangenen Sonntag die Frage nach dem Nächsten mit dem Gleichnis des barmherzigen Samariters beantwortet bekommen, so scheint der unmittelbar darauf folgende Text das Gegenteil auszudrücken. Maria wird gelobt, weil sie dem Herrn zuhört. Martha, die emsig um dasWohl Jesu besorgt ist, wird zwar nicht gestraft oder getadelt, aber das Lob gilt eindeutig der Maria. 

Mit den beiden Frauen und der Szene, die sich im Leben des Herrn abgespielt hat, greift Lukas einerseits ein Stilmittel auf, das in der Antike in vielerlei Hinsicht sehr verbreitet war. Zwei gegensätzliche Frauen. Herakles mußte sich zwischen zwei Frauen entscheiden, einer sittsam klugen und einer ausgelassenen haltlosen. Weisheit und Torheit werden als personifiziert gegenüber gestellt. Die Offenbarung stellt die Jungfrau Neues Jerusalem der Hure Babylon Rom gegenüber. In der Abgrenzung zum Judentum werden Kirche und Synagoge einander gegenüber gestellt, in manchen Domen dargestellt als zwei Frauen, die Synagoge alt und mit verbundenen Augen, die Kirche jungfräulich und jugendlich kraftstrotzend. 

Als Gegenpaar des kontemplativen und des aktiven Lebens wurden die beiden Maria und Marta in der spirituellen Theologie der Kirche angesehen. 

Sie sind Schwestern! Kontemplation und Aktion gehören untrennbar zusammen, sie bedingen und ergänzen einander. Was wäre das für ein Klima in diesem Haus gewesen, hätte sich auch Marta zu den Füßen Jesu gesetzt und nur zugehört, und alle drei hätten gehungert und gedürstet! Was wäre das aber auch für eine Situation gewesen, hätte Maria den Rabbi Jesus einfach dort sitzen lassen und wäre zu Martha in die Küche verschwunden?

Die Fragestellung begleitet uns mit hoher Brisanz auch in heutigen Tagen. Ist unser Werk wirklich von Gebet und Hören auf Gott getragen? Oder wird aus guten Werken, aus Nächstenliebe letztlich nur Gutmenschlicher Aktivismus ohne Tiefgang, weil ihm die Rückbindung an den Herrn, die Kontemplation fehlt? Und umgekehrt: verlieren wir nicht die Bodenhaftung, wenn ein rein kontemplatives Christentum propagiert wird, das die Not des Nächsten nicht mehr wahrnimmt, wo man sich hinter Riten und Formen versteckt, anstatt zu erkennen, was der Mensch geistig und leiblich wirklich braucht?

Die Antwort des Herrn dürfen wir uns ins Stammbuch schreiben lassen: "Eines nur ist wichtig!" - Die tiefe Verbundenheit mit ihm, das Hören auf ihn - dann wird unser kirchliches Handeln vom richtigen Geist getragen sein und Frucht bringen. 

Amen. 

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