Vierter Fastensonntag C - 6. März 2016

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Das Gleichnis vom barmherzigen Vater - oder wie es oft auch genannt wird, vom verlorenen Sohn - ist irgendwie schräg...

Diesen Eindruck habe ich gewonnen, als ich die beiden Lesungen betrachtet habe, die uns die Liturgie des vierten Fastensonntags heute anbietet. 

Zugleich dürfen wir daran denken, dass wir am Sonntag "Laetare" angekommen sind, am "Freudensonntag". 

Da hören wir in der ersten Lesung vom Pascha des Volkes Israel in Gilgal. Es wird gefeiert. Die Wüstenwanderung ist zu Ende. Jetzt beginnt das Leben im gelobten Land, im Kulturland von Kanaan. Das Manna bleibt aus. Eine Epoche von 40 Jahren läuft aus. Das wandernde Volk kann seßhaft werden. Ein Freudenfest beendet die Wanderzeit. 

Und Paulus spricht davon, dass wir neue Schöpfung sind, wenn wir "in Christus" sind. Und er bittet, dass wir uns mit Gott versöhnen lassen, weil Gott in Christus schon den ersten Schritt zur Versöhnung getan hat. 

Und dann das Gleichnis. So bekannt und so tiefgründig zugleich. Die erste Frage, die sich mir stellt: Handelt ein "normaler Vater" wirklich so? Wäre die zu erwartende Reaktion des Vaters nicht Ärger? Wäre er nicht "grantig" über einen mißraten Sproß, der erst das halbe Vermögen fordert, es verschleudert für sinnlose Vergnügungen, und dann noch die Frechheit hat, zurückzukommen, und um Wiederaufnahme zu betteln?

Viele Auslegungsversuche gibt es in der Geschichte der Kirche. Den Kindern wird das Gleichnis vor der Erstbeichte nahegebracht. Wenngleich von einer "Liebesreue", wie wir sie vor der Beichte erwecken sollten, bei dem Sohn ja wohl nicht viel zu bemerken ist. Er handelt aus purem Opportunismus. Es geht ihm um sein Wohlbefinden. Wir hören keine Reue, dass es ihm leid tut, wie er mit seinem Vater, mit seiner ganzen Familie umgegangen ist. Jetzt geht es ihm dreckig, und diese Situation will er verändern. Und ein Blick auf die Knechte seines Vaters sagt ihm, dass diese Stellung wesentlich besser wäre als sein derzeitiger Zustand. 

Und da folgt nun die Reaktion des Vaters. Keine "normale". Kein Vorwurf, kein Tadel. Der Vater freut sich. Er freut sich über alle Maßen. Er freut sich so intensiv, dass er ein Freudenfest veranstaltet, was den älteren Sohn ziemlich aufregt. 

Was möchte uns Jesus mit dieser "schrägen" Wendung im Gleichnis sagen?

Die Grundaussage des heutigen Sonntags ist: Gott freut sich, wenn ein Mensch zu ihm zurückkehrt. Er freut sich über den einzelnen Menschen, über das einzelne kleine Geschöpf. Er freut sich, wenn jemand beginnt, seinen Weg mit Gott zu gehen. Wenn jemand sich überschwänglich freut, dann rührt das unser Herz. Und das sollte es auch heute tun. Gott ist der Allmächtige, der unsagbar Große. Aber er empfindet begeisterte Freude über jeden, der bereit ist, zu ihm ja zu sagen. In der jüdischen Kabbala heißt es: Gott tanzte an dem Tag, an dem du geboren wurdest.  Und er tanzt vor Freude, wenn wir neu geboren werden für das Reich Gottes. Wir dürfen das Lachen Gottes erahnen, wenn jemand den Beichtstuhl verläßt nach den erlösenden Worten "Ich spreche dich los". Wir dürfen die Freude Gottes erahnen, wenn jemand zurück findet zur Kirche, zu unserer konkreten Gemeinde. Und wir dürfen teilhaben an dieser Freude. Und offen sein für jene, die den Weg zu und mit Gott neu finden. 

Amen.

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