Fünfter Fastensonntag C

Liebe Gläubige!

Mit der Erzählung des heutigen Evangeliums haben wir so manche Schwierigkeiten. Von einer Ehebrecherin ist hier die Rede, die nach damaligem Recht mit der Steinigung bestraft werden soll. Dass Ehebruch in unseren westlichen Ländern nicht mehr unter Strafe steht ist die eine Seite der Medaille.

Dass Ehebrecher aber sogar von den Medien und Klatschspalten der einschlägigen Illustrierten gehuldigt werden, ist die andere. Denn Menschen werden oft heute erst interessant, wenn sie in der zweiten oder dritten Ehe lebten. - Dass diese Aussagen nicht im Sinne einer kirchlich gültigen Ehe zu verstehen sind, muß wohl nicht extra erwähnt werden.

Andererseits wurde diese Evangelienstelle oftmals dazu verwendet, um die Anarchie Jesu zu untermauern. Angeblich stellt er sich gegen die vorherrschende Iudikatur. Auch dieser Ansatz führt uns weit weg von dem, was hier eigentlich ausgesagt wird. 

Blicken wir auf die Lesungen des fünften Fastensonntags, dann sehen wir einen ganz anderen Ansatz: "Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas Neues" - So läßt Jesaja Gott, den Herrn, zu Wort kommen. Etwas Neues bricht auf. Etwas ganz Neues kommt. Etwas, das uns nicht mehr in die Vergangenheit blicken läßt, etwas das die Vergangenheit aufhebt. 

Und Paulus läßt uns teilhaben an seiner tiefsten Sehnsucht: "Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinem Leiden. Sein Tod soll mich prägen. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen" - Auch hier bricht das Neue, geschenkt durch Gottes Allmacht durch!

Der letzte Vers des Evangeliums ist der Schlüssel für unser Verständnis: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!

Jesus gibt der Frau die klare Weisung, sich ab jetzt von der Sünde fern zu halten.  Aber vor diesem moralischen Anspruch steht sein trösterliches Wort der Vergebung. Er bewahrt die Frau vor der Steinigung. Wenngleich eine Steinigung nicht unbedingt zum Tod führen mußte, so doch zu erheblicher Verletzung, und auf jeden Fall zum "sozialen Tod", zu Schande, zum Verlust des Ansehens. Davor bewahrt Jesus die Frau. 

Und er spricht das Wort der Nicht-Verurteilung, also letztlich einen Freispruch. 

Das ist der Weg des barmherzigen Gottes.  Und das ist der Weg der Kirche im Sakrament der Beichte! Wenn auch dieses Sakrament über die Jahrhunderte mißverstanden, ja verunglimpft wurde - denken wir nur an Ablasshandel und Reformation - so dürfen wir doch sehen: Hier endet das "Gericht" IMMEr mit dem Freispruch, mit dem erlösenden "Ich spreche dich los von deinen Sünden"!

Der Bibelwissenschafter Klaus Berger sagt zu dieser Evangelienstelle: "Dort wo staatliche Gerichte und Moral a la Kant nur verurteilen können, nämlich in Fällen offenkundiger Schuld, dort bietet die Kirche seit zweitausend Jahren im Namen Jesu immer wieder den Freispruch den den heiligen Gott an, die glückliche Möglichkeit zum Neuanfang. 

Nach der Beichte können wir wieder voll und ganz dazu gehören. Keine Schande, kein sozialer Tod, kein Ausschluß aus der Gesellschaft. 

Gott macht einen Neuanfang. Lassen wir diesen in unserem Leben zu !

Amen.

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