Predigt zum 3. Fastensonntag im Lesejahr C - 23.3.2025

Gott hat die Not des Volkes nicht überhört, seine Klagen nicht übersehen. 

So können wir die Bedeutung der ersten Lesung für uns zusammenfassen.

Mose wird von Gott berufen, dem Gott seiner Väter, der ihm seinen ureigensten Namen preisgibt: YHWH – Ich bin da. Und in diesem Namen klingt die Zusage mit, die wir auch so gerne von anderen Menschen hören – gerade in Momenten der Not, der Hilfsbedürftigkeit: Ich bin für Dich da! Wir können jetzt die hohe Theologie bemühen, von der Allgegenwart Gottes reden, von seiner Allwissenheit, die eben die Not von uns Menschen auch kennt. Oder wir können einfach diese Zusage Gottes an Mose – und an uns – auf uns wirken lassen: Gott sagt Dir und mir: Ich bin da, ich bin für Dich da. Und wo ich bin, da ist heiliger Boden. Wenn du zulässt, dass ich auch für dich der „Ich-bin-da“ sein darf, dann bist du auf geheiligtem Boden, dann wird all das Böse und Negative dir nichts mehr anhaben können. 

Wie können wir dies von Gott zulassen?

Gott in unserem Leben auch zuzulassen, ihm den Platz einzuräumen, der ihm gebührt, ist nicht einfach ein frommer Gedanke, ist nicht nur ein kurzzeitiges Hochgefühl bei einem religiösen Lied. Da gehört eine Menge Anstrengung dazu. Es war auch dem Mose nicht ganz einfach. Sein Sprachfehler schien ihm ein Hindernis zu sein - Mit Gottes und seines Bruders Aarons Hilfe konnte er dies überwinden. Das Volk murrte oft genug in der Wüste gegen ihn. Doch Gottes Gnade lag auf ihm und so konnte er die 40-jährige Wanderschaft zu einem guten Ende führen. 

Was bedeutet diese Anstrengung konkret für uns? Zuerst müssen wir uns im Klaren sein, dass vor aller Anstrengung unsererseits Gott ja schon längst den ersten Schritt gemacht hat. Auch für ihn ist die Zusage „Ich bin da“ kein leeres Wort, sondern tiefste Identität. Und Gott hat uns in alten Vorbildern des Volkes Israel, insbesondere aber in seinen Liebesgaben in den Sakramenten der Kirche einen klaren Weg vorgezeichnet, wie wir ihn in unserem Leben zulassen können. 

Deshalb erinnert uns Paulus im ersten Korintherbrief daran, dass die Taufe – vorgezeichnet im Durchzug durch das Schilfmeer, die heiligste Eucharistie – die gottgeschenkte Speise und der gottgeschenkte Trank vom Himmel Heilsmittel sind, um diese ständig nötige Umkehr des Herzens auch wirklich von Grund auf vollziehen zu können. 

Dass Paulus uns warnt, weil Gott viele in der Wüste hat umkommen lassen, soll uns in diesen Tagen der Fastenzeit wachrütteln. Unser irdisches christliches Leben als eine solche Wanderung in das „Gelobte Land“, in das ewige Reich Gottes, kann nicht darin bestehen, im Glauben nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu suchen. Ich denke an so manche Beichten – oftmals nach langer Zeit – wo ich fast den Eindruck habe, dass wahres Christsein sich im „Nichts-Tun“ erfüllt. „Ich hab nichts gestohlen, ich hab niemanden umgebracht, ich hab nicht die Ehe gebrochen, ich hab eh keine Sünden!“, höre ich da manchmal. Und die Rückfrage: „Und was haben sie getan, dass Gott in ihrem Leben den ersten Platz erhält, wie leben Sie, dass sie ihre Kraft von Christus bekommen?“, wird oftmals durch betretenes Schweigen hinter dem Gitter des Beichtstuhls beantwortet. 

Christsein vollendet sich nicht im Nichttun böser Dinge, es beginnt erst richtig mit dem ersten Schritt Gott entgegen, mit dem Bemühen Frucht zu bringen auf diesem irdischen Lebensweg, mit dem Ringen um Offenheit gegenüber dem Wort des Herrn, mit dem immer und immer wieder über den eigenen Schatten springen, wenn es um das Aufstehen zum Sonntagsgottesdienst geht, um die kleinen Nadelstiche des Alltags im Zusammenleben mit anderen Menschen, um den Kampf ums persönliche Gebet, das nicht nur vom „schönen Gefühl“, sondern vor allem auch von der treuen Regelmäßigkeit getragen sein sollte, um uns Menschen auch wirklich tragen zu können. 

Unsere Zeit auf dieser Erde ist nicht unendlich bemessen. Irgendwann, vielleicht schon heute oder morgen, kann diese Zeit zu Ende sein. Was haben wir dann vorzuweisen? Die Dinge, die wir alle nicht getan haben? Oder den einen oder anderen kleinen Schritt, das Bemühen, das Ringen, die Selbstüberwindung und den – oftmals zaghaften und schwachen – Griff nach Gottes liebevoller Vaterhand?

Das Gleichnis vom Feigenbaum zeigt uns einerseits, dass irgendwann auch in unserem Leben die letzte Chance vertan ist. Der Feigenbaum hat nichts Böses getan, weil er einfach nichts getan hat. Aber er hat in seinem Nichts-Tun auch keine guten Früchte erbracht. Gottes Barmherzigkeit ist zwar unendlich, nicht aber unsere Zeit, diese auch in Anspruch zu nehmen. 

Uns ist die Zusage im Namen Gottes gegeben, der Umkehrruf Jesu gilt – wie auch die Berufung des Mose – schlicht und einfach der Frage: Will ich hinschauen und etwas verändern bei mir, damit bei mir und bei anderen zum Guten beitragen? Traue ich mich, habe ich den Mut dazu oder ist die Angst stärker?

Wenn wir ernst nehmen, was die Zusage Gottes „Ich bin da“, „Ich bin bei Dir“, wirklich bedeutet, wenn wir uns durch die Sakramente, insbesondere durch das Sakrament der Buße und Versöhnung all die verschütteten Gnaden in unserer Seele wieder freilegen lassen, dann können wir mit Gottes Hilfe gute Früchte bringen, die Bestand haben und uns vor seinem liebevollen Richterauge bestehen lassen. 

Amen. 

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