26. Sonntag im Jahreskreis C - 25. September 2022

 

Haben wir auf Mose und die Propheten gehört?

Haben wir das gute Bekenntnis jenes Jesus Christus, das er vor Pilatus abgelegt hat, ernst genommen?

Oder gehören wir allesamt zu den Sorglosen, die Amos heute angreift, zu den Vornehmen, den Faulenzern, die die Welt an sich vorüberziehen lassen, um das Gute, das Angenehme, das Bequeme herauszupflücken, sich aber der eigenen Verantwortung nicht stellen.

Stellen wir uns diese Fragen, stellen wir uns der Frage, ob wir den Namen Christen auch wirklich verdienen!

Wenn wir die Anweisungen des Paulus an Timotheus  betrachten, so sehen wir, dass aus dem Glauben an diesen Jesus Christus, der sein Bekenntnis vor Pilatus abgelegt hat, ja mehr noch, der mit seinem Leben Zeugnis für die erlösende Liebe GOTTES abgelegt hat, dass aus diesem Glauben für uns Konsequenzen erwachsen.

Wenn Menschen des 21. Jahrhunderts meinen, Christus sei mit seiner Mission hier auf Erden gescheitert, weil sich letztlich nichts verändert habe, wenn uns von vielen Seiten der Vorwurf gemacht wird, dass das Christentum dem Menschen keine wirkliche Verbesserung brächte, sondern nur Einschränkung und Verzicht, so müssen wir uns gleichsam selbst an der Nase nehmen und nachdenken, ob es nicht zu einem Gutteil auch unsere Schuld ist, dass der HERR nicht mehr wirklich populär ist, dass die christliche Botschaft verzerrt oder sinnentleert ist. 

Vielleicht haben wir uns oftmals in unserem Christentum zu sehr angepaßt. Vielleicht gibt es kaum noch Christen, die wirklich den Mund aufmachen, wenn die Botschaft des Herrn, oder wenn seine Kirche in den Dreck gezogen wird.

Ein solches angepaßtes Christentum hat natürlich keine Feinde mehr. Es scheint ungestört dahinleben zu dürfen, wenn, ja wenn nicht so mache Stellungnahmen des Papstes, des Lehramtes oder der Bischöfe die Menschen an den empfindlichsten Stellen treffen würden. Da wird dann plötzlich der Kirche vorgeworfen, sie sei mit ihrem moralsichen Anspruch, mit ihren Forderungen nicht mehr zeitgemäß. Warum fragt eigentlich keiner, ob das menschliche Handeln, so manche Gewohnheiten, die heute alltäglich geworden sind, noch kirchengemäß, ja gottesgemäß sind?

Leider liegt - auch in theologischen Kreisen - die Versuchung nahe, sich allzusehr dem Strom des gesellschaftlichen Druckes anzupassen. Da werden so manche Ansichten aus den Elendsquartieren des Geistes hervorgeholt, zur Meinung, wenn nicht zur alternativen Wahrheit erklärt. Ein solches angepaßtes Christentum hat vielleicht keine Bekämpfung durch Feinde von außen zu fürchten, doch es hat sich durch den Verrat an der Botschaft des Herrn letztlich selbst den Todesstoß versetzt.

Die Botschaft des Herrn fordert uns heraus. Sie fordert uns zum Streben nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut, wie der Völkerapostel Paulus an Timotheus schreibt. 

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist!

"Das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist!" - Darin liegt für uns heute der Schlüssel, darin liegt auch der Schlüssel der Evangelienperikope. Denn vielfach wurde die Tatsache des ewigen Lebens aus unseren Herzen gelöscht, vielfach denken wir nur mehr in unseren diesseitigen Horizonten, ohne den Blick zu weiten auf jene Welt, die hinter all dem steht, ohne das Herz zu öffnen für jenen Gott, der voller Liebe und Erbarmen uns in die Ewigkeit begleiten und dort an seinem Tisch Platz nehmen lassen will.

Der arme Lazarus - der hebräische Name Eliaser bedeutet "Gott hilf" wird im Himmel für seine irdischen Leiden reichlich belohnt. Der reiche Mann hingegen hat sein Leben auf innerweltlichen Lustgewinn, auf ein falsches "Carpe diem" - Nütze den Tag ausgelegt, auf ein "Carpe diem", das deswegen jede Minute auskostet, um in diesem kurzen, beschränkten Leben den maximalen Genuß zu erreichen. Die Erkenntnis, dass dies falsch war, kommt zu spät. Und der Wille, seine Brüder zu warnen, sie zur Umkehr zu bewegen, ist letztlich vergeblich. 

"Sie haben auf Mose und die Propheten nicht gehört, sie werden sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.", so sagt ihm Abraham.

Es ist aber einer von den Toten auferstanden -  Wir feiern seinen Tod und Seine Auferstehung hier und heute, jeden Sonntag, in jeder Eucharistiefeier. 

Haben sich die Menschen überzeugen lassen. Ja, haben wir uns überzeugen lassen, oder leben wir immer noch in einer diesseitigen Beschränktheit, in einem innerweltlichen "Carpe  diem"?

 

Das "Carpe Diem" hat seine Berechtigung - "Nütze den Tag, lebe so, als wäre es dein letzter hier auf Erden!" Verschiebe eine mögliche Umkehr nicht auf morgen, sondern trete jetzt vor den Herrn hin und beginne neu mit ihm. Fang ein neues Leben an! - 

Das ist die Forderung, die der Herr an uns richtet - eine Forderung, die aus der heilenden und erlösenden Liebe Gottes erwächst. Denn er will uns als Menschen der Transzendenz haben, als Menschen, die über das irdisch-materielle hinausgreifen und die Frage nach ihm, nach dem Schöpfergott stellen.

Leben wir als Christen! Erweisen wir uns diesem Namen würdig - und treten wir - mit Gottes Hilfe - als glaubwürdige Zeugen für SEINE frohe Botschaft in unserer Welt auf.

Amen.

 

 

 

 

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