Widerspricht sich Jesus Christus in Seinen eigenen Aussagen? Erinnern wir uns an das Evangelium des letzten Sonntags. Jesus redet vom Feuer, das Er auf die Erde wirft, und von der Spaltung, die Er auf die Erde bringt. (vgl. Lk 12, 49.51) Und trotzdem ist uns Seine Verheißung im Ohr: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ (Joh 14,27) Heute spricht Er von der engen Tür in das Himmelreich: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.“ (Lk 13,24) Aber es heißt doch auch: „…mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Mt 11,30) Bringt Christus Friede oder Spaltung? Ist der Weg des Christen einfach oder schwer?

Der hl. Chrysostomus gibt eine interessante Antwort. Er hatte als Bischof von Konstantinopel die schwere Last des Amtes zu tragen, wurde vom römischen Kaiser verbannt, starb in der Verbannung. Zeugen wie er sind glaubwürdig, weil sie trotz der Mühen ihren Glauben nicht verloren haben, im Gegenteil: Das Ringen um den richtigen Weg, die Beschäftigung mit den bohrenden Fragen des Lebens haben sie innerlich stark gemacht. Die Stärke kommt durch den Heiligen Geist, der gerade durch Schwierigkeiten hindurch spürbar wirkt. Oft merkt man es erst im Nachhinein.

Was sagt also Chrysostomus zu dem scheinbaren Widerspruch? „Es kommt nämlich vor, dass etwas für die Natur eine große Last ist, aber als leicht empfunden wird, wenn man es mit großer Liebe umfasst.“  Wenn ich ein Ziel vor Augen haben, bin ich bereit, Schweres auf mich zu nehmen. Jeder Blumengarten, jede Firmengründung, jede Schularbeit, jede Führerscheinprüfung, jeder Sportwettkampf, jedes Aufräumen erfordert eine innere Anstrengung, ein Zusammennehmen der Kräfte. Das ist wie eine „enge Tür“, die man nicht verfehlen will.

Wie geht das? Woher kommt die Motivation? Sie liegt in der Vision vom Ziel: Ich sehe den blühenden Garten vor meinem geistigen Auge, das erfolgreiche Produkt, die bestandene Prüfung, das saubere Haus, den gewonnenen Wettkampf. Die Prüfung oder die Arbeit wird nicht leichter, aber man kann sie ertragen, weil die innere Gesinnung stimmt.

Christus spielt uns nichts vor, er verspricht kein leichtes Leben. Er nennt ein klares Kriterium für den Eintritt in den Himmel: recht zu handeln. Da nützt es nicht, Jesus gesehen zu haben, mit Ihm gegessen und getrunken zu haben. Das gilt für die Zeitgenossen Jesu. Und für uns gilt: Die Sakramente zu empfangen ist Teil des christlichen Lebens und sie bedeuten auch eine Konsequenz für das konkrete Leben des Alltags. „Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan!“ (Lk 13,27) Mache ich mich über die Kirche, das Gebet, die Kommunion lustig, wenn ich mich nicht bemühe, gut zu denken, zu reden und zu handeln? „Euretwegen wird unter den Heiden der Name Gottes gelästert.“ (Röm 2,24; vgl. Jes 25,5) Und wir sollten doch Gottes „Herrlichkeit unter den Nationen verkünden“ (Jes 66,19)

Aus den Worten Jesu kann man leicht die Worte der Propheten erkennen: „Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte lieben und achtsam mitgehen mit deinem Gott.“ (Mi 6,8) So einfach ist Christsein und so erstrebenswert! Recht tun, Güte lieben, den Weg mit Gott gehen.

Im Rückblick kann man sogar erkennen, dass Gott führt. Er will ja nicht unser Verderben. Manchmal wird es hart erscheinen, kräftezehrend, schier unerträglich. Offenbar hat es der Verfasser des Hebräerbriefes so erlebt, wie eine Züchtigung. Seine Überlegungen sind nicht eine Anweisung für Eltern, Gewalt anzuwenden, sondern ein Versuch, das eigene Leben zu begreifen: „Mein Sohn, verachte nicht die Zucht des Herrn und verzage nicht, wenn er dich zurechtweist!“ (Hebr 12,5) Schwierigkeiten jeder Art werden uns nicht vom Weg abbringen. Durch alles, was wir erleben, will Gott uns den Weg zum Himmel zeigen, dass wir einmal „im Reich Gottes zu Tisch sitzen“ (Lk 13,29) können. Wenn wir mit Liebe zu Gott den Weg gehen, treu, beständig, dann schenkt Er uns das Heil, schenkt Er uns den Himmel, wie der hl. Chrysostomus überzeugend schrieb: „Ist der Weg des Heils am Anfang auch eng, so führt er doch in die Weite hinaus.“ Amen.

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