In jeder Familie gibt es Traditionen. Ich kenne eine Familie, die jeden Ostermontag einen Emmausgang zur Heiligen Messe im Nachbardorf unternimmt. Manche Familien fahren gerne an den selben Urlaubsort. Es gibt Geburtstagstraditionen, man besucht die Gräber zu Allerheiligen, feiert die hl. Messen zu wichtigen Jubiläen der Familie. Die Ordnung im Haus, der Tagesablauf – alles gehört zu diesen Traditionen. Sie geben Identität, machen die eigene Familie besonders, sie geben ein stabiles Gerüst in der Unbeständigkeit des Alltags. Darauf kann man sich verlassen, damit kann man das Jahr planen. Wenn ein neues Familienmitglied hinzukommt, werden die Traditionen angepasst: Ein neugeborenes Kind wirbelt nicht nur den Alltag durcheinander, sondern bestimmt auch das Freizeitverhalten der Eltern und der Großeltern. Es ist ganz selbstverständlich, dass auch neue Traditionen entstehen, wenn geheiratet wird. In all dem liegt eine Wertschätzung gegenüber dem Menschen. Traditionen stehen nicht für sich, sondern dienen dem Gemeinschaftsleben und der Entwicklung des Einzelnen. „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat. 28 Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.“ (Mk 2,27)

Das Volk Israel hat in seiner Geschichte viele Traditionen, die bis heute gepflegt werden. Sie sind ein Zeichen der Identität: die Beschneidung, der Sabbat, die zehn Gebote, Reinheitsgebote.

Mit dem Interesse der Heiden für den christlichen Glauben stellte sich aber im Kreis der Juden, die an Christus glaubten, eine kritische Frage: Nach welchen Kriterien kann man entscheiden, welche Tradition wichtig ist? Dieses Problem trat heftig in Antiochia auf, der Hauptstadt der römischen Provinz Syrien. Dort wurden die Christen erstmals nach Christus benannt. Sollten die Vorschriften des Mose aus der Tora, aus den fünf Büchern des Mose weiter gelten? Oder konnten sie an die neue Situation angepasst werden. Die Christen wählten nach heftigen Diskussionen einen Weg der Entscheidung, der auch für uns Vorbild sein kann: Sie versammelten sich, berieten sich, beachteten das Wirken Gottes in der Gemeinde, beteten zum Heiligen Geist um seinen Bestand und fällten eine Entscheidung: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen…“ (Apg 15,28) Dieses Prinzip der Geminschaft und des Gebetes durchwirkt die Kirche seit den ersten Anfängen. Was in Jerusalem beim Apostelkonzil begann, wurde bei den Konzilien der Weltkirche fortgesetzt. Berühmt sind die 8 Ökumenischen Konzilien des ersten Jahrtausends, die für die katholischen, orthodoxen und protestantischen Christen zählen. Das erste Konzil von Nizäa fand wenige Jahre nach dem Toleranzedikt von Kaiser Konstantin statt. Endlich in Freiheit konnten die Bischöfe und Theologen der Frage nachgehen, ob Jesus Christus Gott und Mensch ist. Daraus entstand das Große Glaubensbekenntnis. So wurde der Glaube gefestigt. Man forschte in der Überlieferung, überlegte vernünftig und fand im Gebet und mit dem Beistand des Heiligen Geistes die Entscheidung. „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14,26)

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