4. Sonntag in der Osterzeit C 2022 8.5.2022

Was richtet einen Menschen auf, wenn er in Bedrängnis ist? Woher kommt Stärke, Kraft, Zuversicht? Unsere Sinne werden sehr beansprucht: helles Licht, greller Lärm, starke Schmerzen. Wenn die Belastung länger anhält, folgt Müdigkeit, Schlaffheit, Antriebslosigkeit. Es wird alles zu viel. Woher kommt Erfrischung? Woran können wir uns orientieren?

„Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten.“ (Offb 7,16) Wir sind nicht die ersten, die sich darüber Gedanken machen. Die Christen der frühen Kirche kämpften auch mit den Herausforderungen des Alltags, des menschlichen Zusammenlebens, mit Krankheiten und Konflikten. Jede Zeit hat ihre eigenen Sorgen. Aber die Belastung unserer schwachen menschlichen Natur bleibt. Davon spricht die Offenbarung des Johannes deutlich. Es ist das letzte Buch der Hl. Schrift, gegen Ende des ersten Jahrhunderts verfasst. Diese Texte haben einen eigenen Charakter: starke Bilder, Zahlensymbolik. Das Tier mit der Zahl 666 bedrängt die Frau, die in die Wüste flieht und einen Sohn gebiert. Die „große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weiße Gewänder, und trugen Palmzweige in den Händen.“ (Joh 7,9) Johannes will in seinem Buch etwas enthüllen, was verborgen liegt. Davon kommt der Titel des Buches „Offenbarung“ oder auf Griechisch „Apokalypse“. Die bedrängende Situation veranlasste ihn, über die künftige Herrlichkeit nachzudenken. Stimmt das, was Christus denen voraussagt, die auf Seine Stimme hören? „Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie Meiner Hand entreißen.“ (Joh 10, 28)

Wir haben als Menschen zwei Möglichkeiten auf schwierige Situationen zu antworten: durch Aggression, Abwehr, Gegengewalt oder durch Rückzug, Flucht, Verstecken. Es scheint, dass Christus einen Weg dazwischen gewählt hat, weil er innen stark war. Wir sehen in Seinen Worten keine Aggression, keinen Willen zur Vernichtung des Gegners. Aber Seine Worte sind klar und unter bestimmten Umständen auch streng. Er zieht sich zurück auf den Berg, aber nicht um zu fliehen, sondern um zu beten. Er betet zu dem, der größer ist als alle Bedrängnis: „Mein Vater … ist größer als alle. … Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10, 29.30)

Ich möchte ein aktuelles Beispiel nennen. Das asiatische Land Sri Lanka erlebt derzeit eine schwere Wirtschaftskrise. Vor einigen Jahren war es ein beliebtes Urlaubsziel, die schönen Strände im Süden lockten viele Touristen an. Trotzdem belastete der Bürgerkrieg mit den Tamilen im Norden des Landes. Doch zu Ostern 2019 kamen bei Anschlägen in Kirchen Sri Lankas über 250 Menschen ums Leben. Sie sind bis jetzt nicht aufgeklärt. Die Coronapandemie brachte den Tourismus zum Erliegen. Die politische Führung sieht sich mit schweren Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Viele Demonstranten beklagen, dass Benzin, Gas und Medikamente fehlen. (Die Tagespost, 5.5.22,S.7) In dieser belastenden Situation kritisiert der Erzbischof von Colombo die politische Führung. Gleichzeit verhinderte er durch sein mutiges Auftreten nach den Anschlägen, dass sich die Menschen an den vermutlichen Tätern rächten. Katholiken sind 6% der überwiegend buddhistischen Gesamtbevölkerung. Wie können wir als Christen reagieren? Aggression oder Rückzug?

Beeindruckend sind die Apostel Paulus und Barnabas, die in Kleinasien, der heutigen Türkei, von Stadt zu Stadt zogen. Sie spürten den inneren Ruf Christi, der sie aus der Verzagtheit zum freimütigen Bekenntnis geführt hatte (vgl. Apg 13,46). Pfingsten war der Durchbruch, der Heilige Geist erfüllte sie, so dass sie niemand mehr einschüchtern konnte.

Ich möchte noch ein anderes Beispiel bringen, wie Gott ruft: „Es war vor etwa 15 Jahren, als ich als Schüler wach im Bett lag und nicht einschlafen konnte, weil ich begriffen hatte, dass ich eines Tages sterben muss.“ (Tagespost 5.5.22, Alex Lamprecht, S. 13) Er fand keine Ruhe und begann, sich über den Sinn seines Lebens Gedanken zu machen. Der damalige Schüler ist heute Priesterseminarist in Brixen.

Was bleibt uns zu tun?  „Meine Schafe hören auf meine Stimme … Sie werden niemals zugrunde gehen.“ (Joh 10, 28) Diese Gewissheit erfüllte nicht nur die Apostel und die ersten Christen, sondern auch viele Heilige aller Jahrhunderte. Weil Jesus und Gott Vater eins sind, können wir mit der Festigkeit einer überirdischen Sicherheit vertrauen. In allem Gottes Willen suchen, in allem auf Seinen Ruf hören – ist das keine gute Antwort auf die Herausforderungen, die uns begegnen? Gott ist stärker als alles: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben.“ (Joh 10, 27). Amen.

Fürbitten

Christus, Du bist der Gute Hirte, der uns ewiges Leben schenkt:

  • Beschütze die Bischöfe, Priester und Diakone, die Dein Evangelium zu den Menschen bringen.
  • Stärke die Katecheten und Religionslehrer in ihrem Dienst an den jungen Menschen.
  • Verleihe den christlichen Politikern den Mut, nach ihrer Überzeugung zu handeln.
  • Berufe junge Menschen in die Nachfolge Deines Sohnes.
  • Schenke den Müttern und Vätern Kraft, das Gute zu wirken, das Du ihnen anvertraut hast.
  • Verzeih den Verstorbenen die Sünden und schenke ihnen den Lohn ihrer Mühen.

Denn Du hältst uns in Deiner schützenden Hand. Dafür danken wir Dir heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

 

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