2. Fastensonntag C - 13. März 2022

 

„Unsere Heimat ist im Himmel“, sagt uns der heilige Paulus heute. Ist das billiger Trost? Vertröstung?

Weil diese unsere Welt so anders ist, als wir sie vielleicht gerne haben möchten? Weil wir von Frieden reden, Frieden predigen, es im persönlichen Leben auch versuchen, den Frieden zu halten, und dennoch herrscht Krieg und Zerstörung, Streit und Zwist in unserer Welt?  Wenn wir so denken oder reden, gilt für uns durchaus der Vorwurf des Paulus, dass wir mitunter nur Irdisches im Sinn haben. Denn er Blick auf Abraham, wie er uns in der ersten Lesung vor Augen gestellt wurde, zeigt uns, wie Gott seine Verheißungen wahr macht - oftmals nach langer Zeit. Und immer wieder erweist er sich als ein Gott, der in die Freiheit führt. Der aus der Dunkelheit des Leidens herausführt, hinein in das strahlende Licht seiner Herrlichkeit. 

In unserer Erfahrung sind Herrlichkeit und Leiden nicht vereinbar. Und doch geht es im Text der Verklärung nach dem Lukasevangelium gerade um diesen Zusammenhang. Was da auf dem Berg geschieht, hebt Jesu Ankündigung seines Leidens und Todes keineswegs auf. Der hier auf dem Berg im Lichtglanz Gottes erscheint, ist der Gleiche, der bald schon auf Golgota ans Kreuz genagelt wird und stirbt. 

Lukas schildert das Geschehen der Verklärung als Gebetserfahrung Jesu. Dabei bleibt das „Wie“ offen. Er spricht auch nicht von „Verwandlung". Die verborgene Herrlichkeit Jesu erstrahlt, „während er betete" (V. 29). Im Gespräch mit Mose und Elija, den Repräsentanten des Alten Bundes, wird der Weg Jesu nach Jerusalem klar als Weg ins Leiden und durch Leiden und Tod hindurch als Weg in die göttliche Herrlichkeit. 

Die drei Jünger, Petrus, Johannes und Jakobus sind nach der Wanderung auf den Berg ermüdet eingeschlafen. Ihnen bleibt das WIE der Änderung Jesu verborgen - ebenso wie das Gespräch zwischen Jesus, Mose und Elija. Im Erwachen sehen sie das Licht. Und Petrus möchte diesen Glanz festhalten, als Mose und Elija sich von Jesus trennen wollen. Lukas beurteilt den Vorschlag des Petrus zum Hüttenbauen als Unverstand. Was hier geschieht, lässt sich nicht festhalten. Als die Jünger sich plötzlich von einer dunklen Wolke umgeben sehen, bekommen sie Angst. Die Wolke als Ort göttlicher Gegenwart ist ihnen vertraut aus den Heiligen Schriften. Vielleicht erschrecken sie vor der Nähe Gottes? Vielleicht fürchten sie auch, die Wolke könnte Jesus entrücken, wie von Mose und Elija berichtet wird, dass sie nämlich zu Gott entrückt wurden? Die Stimme aus der Wolke deutet das Geschehen: „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören." Gottes Stimme beendet das Geschehen, das Petrus so gern festgehalten hätte. Die Jünger sind wieder mit Jesus allein. Sie schweigen vorerst über das wunderbare Geschehen. Wer sollte sie auch verstehen, da sie es selbst nicht verstanden. Erst nach Ostern können sie alles im neuen Licht österlicher Herrlichkeit begreifen. 

 

Fragen bleiben

Dass der Vater ihn als seinen Sohn beglaubigt, mag für Jesus eine Stärkung auf seinem Weg bedeuten, den er nun zielstrebig fortsetzt. Für die Jünger bleiben sicher manche Fragen offen: Warum geht Jesus weiter nach Jerusalem, obwohl es mit Händen zu greifen ist, dass sich der Konflikt um ihn zuspitzt und zu eskalieren droht? Warum konnten sie die Herrlichkeit auf Tabor nicht festhalten, die doch zu ihrer Vorstellung vom Messias viel besser passte? Und was heißt das konkret: „Auf ihn sollt ihr hören?" Sie brauchten ihre Zeit, zu begreifen, dass Tabor und Golgota nicht weit auseinander liegen; dass ihnen das kurze Aufstrahlen göttlicher Herrlichkeit Kraft geben wollte, im Leiden nicht an Jesus irre zu werden. Sie brauchten ihre Lehrzeit, um zu begreifen, dass Jesus nicht in Hütten festzuhalten, gleichsam dingfest zu machen ist, sondern ihnen nahe bleibt in seinem Wort. Im Hören auf seine Weisung für ihren Weg erfahren die Jünger, dass er bei ihnen ist, sie nicht allein lässt, wenn die Fragen und Konflikte undurchdringlich erscheinen.

Beten verändert

Auf dem Berg hat sich den Jüngern für Augenblicke die Decke gehoben, die über unserer Wirklichkeit liegt. Wenn wir das doch auch erleben könnten! Einmal sicher sein dürfen, dass wir in unserem Glauben nicht einem Phantom nachlaufen, dass das Leid und die vielfältigen Dunkelheiten unserer Zeit nicht das letzte Wort behalten, sondern dass Gott sich einmal als Gott erweisen wird ...! 

 

Golgota-Erfahrungen sind uns vertraut, weniger Tabor-Erfahrungen. Wie sollen wir damit umgehen, dass wir Jesus nicht festhalten können? Wie sollen wir sein Wort heraushören aus den vielen Stimmen, die auf uns einstürmen? Eine Antwort auf diese Fragen bringt das Gebet: Wenn wir beten, ändert sich etwas bei uns. Ob das nicht der Schlüssel ist, die Golgota-Erfahrungen in unserem Leben ebenso annehmen zu können und zu bestehen wie die seltenen Tabor-Erfahrungen?! Beten verändert uns. Es lässt uns immer neu nach Gottes Lösungsmöglichkeiten fragen im Umgang mit den Problemen unserer Zeit - im kleinen privaten Bereich wie auch bei großen gesellschaftlichen Konflikten. 

Wie bei den Jüngern damals wird sich auch unser Glaubensweg mehr in den Niederungen des Alltags als auf den Höhen von Tabor bewegen. Wenn wir das Wort Gottes ernst nehmen: „Auf ihn sollt ihr hören", dann dürfen wir darin zugleich auch die Zusage aufgreifen: Er wird zu uns sprechen. Er wird uns weiterhelfen. Er lässt uns nicht allein. Und das gilt auch heute noch - 2000 Jahre danach!

 

Amen.

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