Woher wissen wir, dass es Gott gibt? Vielleicht bilden wir uns den Glauben nur ein, bewegen wir uns nur in einer prächtigen Illusion: das literarische Feuerwerk der Bibel, die kunstvollen Heiligenbilder, die ausdrucksstarken Ikonen, die beeindruckenden Bauwerke Kathedralen, Kapellen und Katakomben. Sind sie nur das Produkt der menschlichen Phantasie? Wie können wir erahnen, dass es jemanden gibt, der uns erschaffen hat, der uns erlösen kann, der uns nahe ist?

Ein Mädchen in einem unserer Dörfer möchte sich mit acht Jahren taufen lassen. Im Religionsunterricht spielten sie die Taufe schon in der ersten Klasse durch. Sie freut sich auch auf die Erstkommunion, obwohl ihre Eltern nicht der Kirche angehören wollen. Beim Taufgespräch mit ihr, ihrer Patin, ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester, die auch um die Taufe bittet, habe ich sie gefragt: Woher weißt Du, dass es Gott gibt? Manchem mag diese Frage zu schwierig für ein Kind erscheinen, die Frage, die über Jahrtausende Gottsucher in allen Kulturen beschäftigt. Aber Kinder haben oft unkonventionelle Antworten. Das Mädchen antwortete mit klarer Bestimmtheit: „Immer, wenn sich etwas überraschendes Schönes ereignet, weiß ich, dass es Gott gibt.“

Etwas Schönes, das sich überraschend ergibt, das nicht geplant werden kann, etwas, das nicht einer menschlichen Idee entspringt – das ist der Gotteshinweis für das junge Mädchen. Ihre Idee liegt allen Ausdrucksformen des christlichen Glaubens zugrunde: der Bibel, den Heiligenbildern und Ikonen, den Kathedralen, Kapellen, Herrgottswinkeln, Katakomben. Alles wurde geschaffen aus dem Gedanken, dass Gott gut ist und Gutes tut.

Die Apostel ergriff dieser Gedanke mit tiefer Ehrfurcht: Nach dem wunderbaren Fischfang fiel Petrus „Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten.“ (Lk 5,8-9) Jesus hatte gepredigt und wollte seinen Zuhörern offenbar zeigen, dass Er nicht aus sich selbst als Mensch spricht, sondern dass Er Gottes Sohn ist. Deshalb schickte er die künftigen Apostel nach einer erfolglosen Nacht des Fischfangs wieder auf den See Genesaret hinaus. Was war der Effekt? „Sie fingen eine große Menge Fische; und ihre Netze drohten zu reißen. … sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken.“ (Lk 5,7) Das hatte niemand erwartet, noch dazu fischte man klugerweise nicht untertags, wenn die Sonne schien.

Die größte Wende des Guten war die Auferstehung. Zum ältesten Zeugnis der Auferstehung zählt der erste Brief des hl. Paulus an die Korinther, weniger als drei Jahrzehnte nach dem Tod Christi: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich.“ (1 Kor 15,3-6)

Dieses Zeugnis ist noch älter als der Korintherbrief, weil auch Paulus selbst von anderen darin unterrichtet worden war. Dieses Zeugnis führt uns an den Tod Jesu heran. So wie viele beeindruckt, wenn Wissenschaftler von den ersten Minuten nach dem Urknall sprechen, so kann uns das mit Faszination erfüllen, wenn wir von diesem Zeugnis des „christlichen Urknalls“ erfahren. Die Auferstehung war eine unerwartete Neuheit, wie das Mädchen sagte, etwas Gutes, das sich überraschend ereignete. Darüber können wir nur staunen – wie die Apostel und wie der Prophet Jesaja. Er sah in einer Vision „den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen und die Säume seines Gewandes füllten den Tempel aus. Serafim standen über ihm. Und einer rief dem anderen zu und sagte: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen.“ (Jes 6,1-3) Die Worte dieses Engels eignen wir uns in jeder Hl. Messe an, wenn wir das Heilig singen. Jesaja erkannte, wie klein, wie unvollkommen, wie unzulänglich er gegenüber der überragenden Schönheit Gottes war. Und Gott erwählte ihn. Er reinigte ihn von aller Sünde, so dass Jesaja sagen konnte: „Hier bin ich, sende mich.“ (Jes 6,8) Gott zu erkennen wie das junge Mädchen vor der Taufe lässt niemanden untätig zurück. Die Erkenntnis Gottes spornt dazu an, für Ihn da zu sein, sich durch Ihn senden lassen. So spricht Gott zu Petrus, zu Jesaja – und Er sagt es auch zu uns, um uns anzuspornen, dass wir uns für Ihn einsetzen: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ (Lk 5,10)

Amen.

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