2. Sonntag im Jahreskreis C - 15. Jänner 2022

„Um Zions willen werde ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis hervorbricht wie ein helles Licht seine Gerechtigkeit und sein Heil wie eine brennende Fackel. Dann sehen die Nationen deine Gerechtigkeit und alle Könige deine Herrlichkeit. Man ruft dich mit einem neuen Namen, den der Mund des Herrn für dich bestimmt.“

Jesaja ringt nach Worten, um zu verkünden, wie Gott Jerusalem, wie Gott sein Volk liebt. Mögen jene Exegeten Recht haben, die hier von einem anderen Propheten als Jesaja sprechen, der nachexilisch auftrat, oder jene, die überzeugt sind, Jesaja habe dies alles geschaut - ein für mich plausibler Gedanke, der sich auch mit der Ansicht der alten Kirchenväter deckt. 

Gott liebt sein Volk. Und tut alles, dass dieses sein Volk zu ihm zurück kehrt, bei ihm bleibt. Was in den Worten der Propheten voll Sehnsucht ausgedrückt ist, was im Schicksal des Volkes Israel immer wieder mehr oder weniger verschwommen aufleuchtet, das verwirklicht sich in Jesus Christus, in seinem öffentlichen Wirken, mehr noch in seinem Leiden, Kreuzestod und Auferstehen, wie wir es uns in der Eucharistiefeier immer neu vergegenwärtigen. Wir sind nicht mehr verlassen, nicht mehr verwüstet. Gott blickt sein Volk an wie ein Bräutigam seine Braut. Der Bräutigam Christus liebt sein neues Jerusalem, seine Kirche mit inniger Liebe wie eine Braut. Doch dies stellt auch diese Braut, dieses Volk, uns, vor eine neue Herausforderung. Welche Konsequenzen ziehen wir daraus? Wie antworten wir auf diese Liebe Gottes, die ihn hat Mensch werden lassen in einer konkreten Zeit an einem ganz besonderen Ort? Was sollen wir tun, um in unserem Leben dies zu verwirklichen, was Christus uns schon längst erworben hat? 

Denn uns sind dazu die Gaben vom Herrn mitgegeben worden. Gnadengaben nennt sie der heilige Apostel Paulus heute. Gaben, die der heilige Geist bewirkt, um uns zu befähigen, auf unsere ganz persönliche Weise in der Gemeinschaft der Kirche Zeugnis für die Nähe und Gegenwart, für die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes abzulegen. 

„Was ER euch sagt, das tut“, so hören wir die selige Jungfrau Maria heute zu den Dienern sagen. Ein Wort, das sich weit über die Erzählung von der Hochzeit zu Kana aus erstreckt. Das tragend und bindend wird für unser christliches Leben. 

Im Evangelium richtet die selige Jungfrau Maria zugunsten von Freunden, die in Verlegenheit sind, eine Bitte an ihren Sohn. Auf den ersten Blick kann dies als ein ganz menschliches Gespräch zwischen Mutter und Sohn erscheinen, und ein Gespräch von tiefster Menschlichkeit ist es ja auch. 

Aber wir dürfen nicht übersehen: Maria redet Jesus doch nicht einfach als einen Menschen an, auf dessen Phantasie oder Hilfsbereitschaft sie etwa bauen möchte. Was hätte dies auch für einen Sinn gehabt? Jesus, mit seinen Jüngern selbst Gast bei der Hochzeit, hätte als Mensch ja sicher keinen Wein „herzaubern“ können. Und das Mobiltelefon, mit dem er beim nächsten Weinhändler anrufen hätte können, wurde auch erst ca. 1950 Jahre später erfunden. 

Maria hat einen ganz anderen Beweggrund, um Jesus anzureden: Sie vertraut menschliche Not seiner Macht an - einer Macht, die über menschliches Können und Vermögen hinausgeht. Und so sehen wir sie im Gespräch mit Jesus nun als bittende, als fürbittende Mutter. 

Haben wir sie zum Jahresbeginn als Jungfrau und Gottesmutter angerufen, haben wir ihre unersetzbare Rolle gesehen, als sie voller Freude den 3 Magiern aus dem Osten, den heiligen Königen, das neugeborene Jesuskind zeigte, so erscheint sie uns heute in dieser Rolle der Fürbitterin. 

So lohnt es sich, tiefer in dieses Evangelium hineinzuhören. Die Lesungen können uns dafür das Ohr und das Herz öffnen. 

Jesaja blickt in die nachexilische Zeit hinein. Denn, nachdem die Israeliten mit Hilfe der Perser wieder in ihr Land zurückkehren konnten, war der Neuanfang sehr schwierig. Wo war denn Gott? Wo war sein Heil? Es fehlte am nötigsten für das alltägliche Leben - mehr noch es fehlte an allem. Eine Antwort konnte nur aus dem Glauben gegeben werden. Und die Antwort lautet: Hoffnung. Jesaja will dem Volk sagen, wie Gott sein Volk liebt. Hoffnung auf sein machtvolles Wirken kann über die Momente der Not hinwegtragen. 

Und was uns Paulus in der Aufzählung der verschiedenen Gnadengaben zeigen will, ist: Gott ruft, ja beruft uns durch unsere Talente, unsere Geistesgaben, selbst Hand anzulegen. Es wäre verkehrt, die Hände in den Schoß zu legen, zu warten, bis Gott in unserer Welt handelt, ohne daran mitzutun, und am Ende sich zu beschweren, dass ja nichts geschehen ist. Denn daran sind wir selbst schuld, wenn wir die Gaben Gottes, die er uns geschenkt hat, brach liegen lassen. 

Mit diesem Hintergrund der Hoffnung und der Bereitschaft, Gottes Gnadengaben anzunehmen, blicken wir auf das heutige Evangelium. 

Um Jesus und Maria besser zu verstehen, gerade aber auch, um durch Maria das richtige Beten zu erlernen. Denn Maria richtet keine eigentliche Bitte an Jesus; sie sagt ihm nur: „Sie haben keinen Wein mehr!“.  Und dies wäre für eine Hochzeit, die im Heiligen Land über eine ganze Woche dauerte, die glatte Katastrophe. Das ganze Dorf war beteiligt, große Mengen Wein wurden gebraucht, der Ruf des Brautpaares wäre ein für alle mal dahin. 

Nun sind die Brautleute in Verlegenheit, und Maria sagt es Jesus ganz einfach. 

Sie bittet nicht um irgend etwas Bestimmtes, schon gar nicht darum, dass Jesus seine Macht ausüben sollte, ein Wunder wirken sollte.  Maria vertraut Jesus nur einfach die Sache an und überlässt es ihm, was er daraufhin tut. 

So dürfen wir für unser eigenes Beten zweierlei aus den Worten Mariens lernen: 

1. Einerseits ihr liebevolle Fürsorge für die Menschen, ihre mütterliche Wachheit, sie nimmt die Not der anderen wahr, sie tritt für uns ein. Wir dürfen sie so immer neu als Fürsprecherin anrufen. 

2. Maria aber überlässt alles dem Herrn. Sie hat mit ihrem Jawort zu Gott in Nazareth ihren Willen in Gottes Willen hineingegeben. Und das ist ihre bleibende Grundhaltung. Sie lehrt damit auch uns zu beten: Nicht unseren Willen und unsere Wünsche - so wichtig, so logisch einsichtig sie auch sein mögen - Gott gegenüber durchsetzen wollen, sondern sie zu ihm hintragen, ihm überlassen, was er tun wird. 

Lernen wir von Maria, nehmen wir ihre helfende Güte an, zugleich die Demut und Großzügigkeit, Gottes Willen zu akzeptieren, und ihm zu vertrauen. Geben wir niemals die Hoffnung auf, dass er den richtigen Weg für uns, unser Leben, unsere Welt findet! Und erheben wir selbst die Stimme, packen wir an, setzen wir unsere Gnadengaben ein, zum Aufbau des Reiches Gottes in unserer Welt. 

 

Amen. 

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