17. Sonntag im Jahreskreis C – 28. Juli 2019

Liebe Brüder und Schwestern!

„Lehre, Herr, uns beten, öffne uns den Mund“. So beginnt ein modernes Kirchenlied, dessen Text aus der Feder des verstorbenen Heiligenkreuzer Zisterzienserpaters Franz Edlinger stammt. Die Melodie ist jene des „Tu sei la mia vita“ aus dem neuen Gotteslob. 

„Lehre, Herr, uns beten“, ist heute auch die Bitte der Jünger an Jesus. Er entspricht ihrer Bitte gerne und lehrt sie das „Gebet der Gebete“, das Vater Unser, das uns Christen vereint über alle Grenzen von Konfession und Kirchenverständnis hinweg. 7 einfache Bitten, um Ankunft des Reiches Gottes und Verwirklichung in unserem Leben, um Stillung der leiblichen Nöte und Linderung jener seelischen Leiden, die wir uns gegenseitig zugefügt haben. Um Schutz vor dem Bösen und um Kraft, der Versuchung standzuhalten. Dass das Vater Unser nicht einfach ein „Tischgebet“ ist, haben die Christen der jungen Kirche zutiefst verstanden. Es war das Gebet der Jünger, die zwei und zwei ausgesandt wurden, um das Reich Gottes zu verkünden, das Evangelium zu den Menschen zu bringen. Es war das Gebet, dass sie in der Entbergung und Heimatlosigkeit im Schicksal des Wanderpredigers und Missionars am Abend einen Platz zum Schlafen und ein Stück Brot zu essen hatten. Uns ist diese Brisanz zuweilen verloren gegangen. 

„Lehre, Herr, uns beten!“, dies sollte aber auch unser immer wiederkehrender, möglichst täglicher Wunsch sein. Können wir noch beten? – Das bedeutet, nicht einfach Worte aneinander reihen, vielleicht in dem Gedanken, damit bei anderen Menschen Eindruck zu schinden. Beten heißt Vertrauen, dass der Herr nicht nur Zu-hört, sondern Er-hört. Beten heißt Bereitschaft, sich ganz in den Willen Gottes zu begeben, auch dort, wo nicht mehr mein Wille zählt, wo eine Bitte nicht so erhört wird, wie ich es gerne hätte, weil der Heilsplan Gottes einfach ganz anderes vorsieht. 

Ich persönlich bin dankbar für all jene meiner Gebete, die Gott nicht erhört hat. Ich danke ihm, dass so manches Flehen meinerseits nicht in die Tat umgesetzt wurde – vor allem danke ich ihm aber, dass ich, oftmals viel später, erkennen durfte, dass Sein Weg ja doch der bessere war als meiner, entwickelt im eingeschränkten Horizont des ichbezogenen Geschöpfes. 

Beten heißt Vertrauen. An den Patriarchen, insbesondere an Abraham können wir dieses Vertrauen lernen. Er handelt gleichsam mit Gott, er hält Fürsprache für die sündigen Städte Sodom und Gomorra, für jene, die als „Gerechte“ gefunden werden könnten. 

An Paulus können wir beten lernen, der sich bewusst war, dass dieser Jesus Christus, zu dem er in seinen Gebeten rufen konnte, durch das Kreuz den Schuldschein unserer Sünde durchgestrichen hat, und uns so als Mensch begegnet, der nicht auf die Fehler schaut, sondern auf unser Ziel, auf ewige Vollendung. 

Und an Jesus selbst können wir beten lernen, denn er hat in einem menschlichen Herzen beten gelernt, wie jeder von uns. Von seiner heiligen Mutter durfte er in Kindertagen das tiefe Vertrauen in Gott spüren. Vertrauen in einen Weg mit Gott, der größer ist als menschliche Vernunft, weiter als menschliches Denkvermögen und tiefer als all die Meere der Sehnsucht des Menschen nach Glück und Harmonie und Zukunft.

Bitten wir die heilige Jungfrau, sie möge uns das Vertrauen in Gottes weisen Ratschluß schenken, das sie bewegt und durch das Leben geführt hat. Und bitten wir immer neu unseren Erlöser: „Herr, lehre uns beten!“

Amen. 

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