14. Sonntag im Jahreskreis  7. Juli 2019

Liebe Schwestern und Brüder, versammelte Gemeinde!

„Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr...“ – An diesem Satz wäre ein Mitbruder im Priesterseminar beinahe bei der Hebräischprüfung gescheitert. Er hatte bereits übersetzt „Ich leite den Frieden zu ihr“, doch über das „Wie“ kam er nichts ins Reine. „Versuchen sie es“, sagte der Hebräischprofessor. „Das ergibt keinen Sinn“, antwortete der Student, „denn die haben doch damals noch keinen Strom gehabt“...

Was den Professor belustigte, was auch in die Chronik der Bonmots bei universitären Prüfungen eingegangen ist, zeigt uns aber einen ganz besonderen Aspekt unseres Menschseins. Wir neigen dazu – ja wir können gar nicht anders – auch die Heilige Schrift aus dem Hintergrund unseres Wissens und Verstehens lesen zu wollen. Und da kann ein Fehler passieren. Da kann uns der Fehler passieren, dass wir so manches als „unmöglich“ oder „nicht mehr zeitgemäß“ oder „bei uns geht das nicht“ abqualifizieren, anstatt die Weite und Größe des Textes zuzulassen, der uns auch die Grenzen unserer heutigen Vorstellungswelt sprengen will und kann, weil Christus die Grenzen des innerweltlich Machbaren bei weitem gesprengt und überhöht hat. Er hat uns einen Frieden gebracht, den diese Welt nicht geben kann. 

Und dieser Frieden ist die thematische Mitte der Liturgie dieses Sonntags. In der ersten Lesung sieht Jesaja in prophetischer Schau die wiederaufgebaute heilige Stadt Jerusalem. Die vollendete heilige Stadt ist ein endzeitliches Bild, das himmlische Jerusalem. Nur dort wird ein ungetrübter Frieden sein; solange wir hingegen unterwegs sind, ist hier nur ein gewisser Frieden möglich. Uns können Rinnsale oder auch mächtige Gewässer erreichen, je nachdem, wie wir uns Gott öffnen. Echter Frieden, das sind nicht bloß die äußeren Verhältnisse, seine Wurzeln liegen im Inneren des Menschen, der sich in Gott birgt. Eine Ahnung dieser Geborgenheit vermittelt uns die heutige Lesung mit einem zärtlichen Wort: „Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch!“

Jesus sendet seine Jünger aus, den Frieden zu verkünden – so sagt uns das heutige Evangelium. Die Jünger sollen den Menschen den Frieden anbieten. Es ist ein Wunsch Jesu, ein Angebot. Man kann sich ihm öffnen oder – dies ist das Unheimliche – auch verschließen. Denn der Herr will andeuten, dass er den Friedenswillen in den Menschen wecken will. Denn sein Friede ist er selbst, die Begegnung mit ihm. Die Jünger, die er sendet, sind seine Wegbereiter. 

Solche Menschen – Menschen seiner Gnade – erfahren dann, dass echter Frieden ein göttliches Geschenk ist. Dann verstehen sie, dass die Welt den Frieden, der die Freue mit sich bringt, nicht geben kann. 

„Werfen wir uns einfach in die Arme Gottes!“, sagt der Hl. Josefmaria Escriva. Denn dann werden wir von jener Freude erfüllt, die denen zuteilt wird, die siegen. Denn Gott steht uns mit seiner Gnade bei, wenn wir bereit sind, ihn demütig in unserem Leben zuzulassen. Dann erhalten wir jenen Trost, wie nur eine liebevolle Mutter oder ein gütiger Vater trösten kann. Und dann werden wir gleichsam umflutet von jenem Frieden, den die Jünger dieser Welt verkündet haben, vom Gottessohn selbst, Jesus Christus, unserem Herrn. 

Amen. 

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