6. Sonntag der Osterzeit - C -  26. Mai 2019

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das uns sagt: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann kannst Du Dir Männer suchen, ihnen Holz bringen und eine Bauanleitung. Oder Du weckst in ihnen die Sehnsucht nach dem Meer!“

Wenn wir heute in der zweiten Lesung die Beschreibung des Sehers von Patmos gehört haben, die er von der göttlichen Herrlichkeit versucht, dann erkennen wir, wie ihm trotz der Wortgewaltigkeit doch die klaren Worte fehlen, um auszudrücken, was ihn bewegt, was er gesehen hat. Die Anschauung Gottes hat ihn überwältigt. Das Osterereignis und die Geistsendung der Kirche am Pfingstfest hat die Jünger ebenso überwältigt. Nun können sie gar nicht anders, als den Menschen die Botschaft von Befreiung und Erlösung, die Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod verkünden. Dass es da auch Probleme gibt, erkennen wir heute aus der Apostelgeschichte. Wie ist der „neue Weg“ des Christentums mit dem althergebrachten Weg der jüdischen Tradition zu vereinbaren? Genau so, wie das eingangs erwähnte Sprichwort unterscheidet. Das Schiff wird auch durch das mühselige kleine Hinzuarbeiten gebaut. Durch Vorschriften, wie es auszusehen hat und welches Material zu verwenden ist. Es ist dies in vielen Bereichen auch der Weg des Alten Bundes, der durchaus die Wahrheit in Gott zu suchen und erkennen trachtet, auf dem Weg der treuen Einhaltung kleinster Gebote von Nahrung bis Reinigung der Gefäße. Es ist das Volk - wie wir am Karfreitag wieder bekannt haben - zu dem Gott zuerst gesprochen hat. Und diese Würde dürfen wir wahren und schätzen. Zugleich aber sehen wir, was hier in den Herzen der Apostel, vor allem auch im Herzen des Sehers von Patmos passiert ist. Da geht es nicht mehr um irgendwelche menschliche Wege hin zum Heiligtum, um menschliche Wege hin zu Gott. Hier geht es darum, sich klar und bewußt zu werden, dass dieser Gott in seiner Herrlichkeit sichtbar vor uns erschienen ist. Denn Christus selbst nennt seinen Tod am Kreuz „Verherrlichung“. All die Macht Gottes über Satan, Sünde und Tod hat sich hier geoffenbart. Und davon ergriffen, zugleich von Christus beauftragt und gesendet, gehen die Jünger bis an die Grenzen der damaligen Welt, um das Evangelium zu verkünden. 

Lassen wir uns von diesem Geist des Mutes, der Kraft und der Stärke erfüllen! Wir dürfen tagtäglich in der heiligsten Eucharistie die Herrlichkeit Gottes anfanghaft schauen. Wir dürfen erkennen, wie er ein Gott mit uns, ein Immanuel ist, wenn er in seinem Wort und im Sakrament in unserer Mitte da ist, mit uns Mahl hält, und sich uns immer neu in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein schenkt. 

Wecken wir in uns die Sehnsucht nach dem Meer - nach der Weite und Schönheit unseres katholischen Glaubens, dann werden wir gemeinsam am Schiff der Kirche weiterbauen, mit Freude und Zuversicht, dass unser Ziel es wert ist, sich mit dem ganzen Leben dafür einzusetzen. 

Amen. 

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