22. Sonntag im Jahreskreis B - 2. September 2018

Wo immer die Rede von einem Konflikt Jesu mit den Pharisäern ist, endet diese Erzählug mit einer neuen Offenbarung über den Menschensohn. Wie in den vergangenen Wochen - wo wir einige Stellen aus dem Johannesevangelium betrachtet haben - zeigt sich auch hier, dass es dem Herrn immer mehr um die Einstellung des Menschen zum ganzen Evangelium geht, dessen Kern nun immer mehr das „Brot essen“ wird. 

Wieder beschreibt uns Markus die Versammlung der Apostel um Jesus. So wie ein Kapitel zuvor geht es ums Essen, speziell ums Brotessen, zumindest der Form nach taucht dieselbe Frage auf. 

Doch der große Unterschied ist ersichtlich: Ging es zuvor um die traute Aussprache der Jünger bei ihrem Herrn, um die kurze Ruhe bei ihm und dann weiter zum großen Wunder der Brotvermehrung, so stehen sich jetzt die Versammlung der Jünger mit dem Herrn einerseits und die Versammlung (synagontai) der Pharisäer andererseits gegenüber. Die erste Versammlung führt letztlich zur Kommunion der Gläubigen, die andere zur Blindheit gegenüber der Wahrheit, die ihnen in Jesus Christus begegnet. 

Eine kleinliche Frage wird aufgeworfen. Warum halten sich die Jünger des Herrn nicht an die Reinigungsvorschriften der Alten?

Markus gibt uns hier einen kurzen Überblick über die pharisäische Praxis, über jüdische Gebräuche und Sitten. Waschungen zwecks Wiedererlangung der levitischen Reinheit waren im Gesetz natürlich vorgeschrieben, allein die Rabinner waren darin viel weiter gegangen. Da es fast nie sicher war, ob man sich nicht wieder durch irgend etwas verunreinigt hatte, hatten sie alle möglichen Waschungen. So vor allem vor dem Essen - Namentlich, wenn wie vom Ausgang heimkamen, vom Markt, ging es nicht ohne Waschen und sogar Baden des ganzen Körpers. Dabei hatten sie über die Art und Weise des Waschens noch ihre Vorschriften, man zählt 26 solcher kleiner Vorschriften für das Waschen allein. 

So hatten sich also um das Gesetz Gottes eine ungezählte Menge menschlicher Vorschriften gereiht. Das nannte man die Überlieferung der Alten, die dann im sogenannten Talmud später auch schriftlich festgelegt wurde. Das allein wäre nicht so gefährlich gewesen, hätte man immer den Unterschied zwischen Gottes Gebot und Überlieferung aufrecht erhalten. Aber genau dies war nicht der Fall. Zum Teil schien es, dass diese Überlieferung sogar über das Gebot Gottes gestellt wurde. 

Jetzt, wo der Herr daran geht, eine neue, wunderbare Speise - die Eucharistie - zum Träger seiner neuen Gemeinschaft zu machen, kommt es zwangsläufig zum Konflikt mit jenen, die die Verklauselungen der alten Überlieferung hochhielten. 

Dass Markus hier formuliert „das Brot essen“, zeigt uns seine Absicht, dass wir die große Linie dieses Evangelienabschnittes nicht aus dem Auge verlieren!

Die Antwort des Herrn hat zwei Teile. Die erste besteht aus dem Prophetenwort. Der zweite greift ein besonderes krasses Spezialbeispiel aus der Pharisäerpraxis heraus. Diesen Teil haben wir heute aber nach der Leseordnung der Kirche nicht gehört. 

Wir spüren in diesem Abschnitt wieder den tiefen Schmerz des Petrus, der dem Markus diese Begebenheiten schilderte! 

Das Prophetenwort klagt an, dass die Menschen Gott nur mit den Lippen, nicht mit dem Herzen verehren - und dass sie menschliche Satzungen über das Gebot Gottes stellen. Ein Vorwurf, den wir uns auch heute immer wieder sagen lassen müssen! Und jeder einzelne kann darüber nachdenken, wo in seinem Leben dies schon passiert ist oder immer wieder passiert!

Unser Evangelium heute endet mit dem Wort an das Volk, das der Herr an diese Streitrede mit den Pharisäern anschließt. Es geht dem Herrn nun nicht allein um die Nahrungsaufnahme, sondern um die tausend Dinge, die täglich durch Augen, Ohren und Glieder auf den Menschen eindringen und ihn bis in den Grund der Seele gemein machen können. Und unsere Aufgabe in den kommenden Tagen dieser Woche kann es sein, diese Aufzählung des Herrn zu überdenken, in einer guten und vollständigen Beichte einen Neubeginn zu finden und mit Seiner Hilfe den Weg der Reinheit zu suchen. 

Amen. 

 

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