14. Sonntag im Jahreskreis B - 8. Juli 2018

Liebe Gläubige!

Die schmerzliche Erfahrung Jesu ist zum Sprichwort geworden. Der Prophet gilt daheim nichts. Was für das Wort Jesu damals in seiner Heimatstadt Nazareth galt, das gilt in gleicher Weise heute für sein Wort, wie es uns die Kirche verkündet.

Ist die Kirche etwa bei uns zu sehr „daheim“? Ist sie vielleicht zu selbstverständlich geworden, seit den Tagen des Kaiser Konstantin, der sie im Toleranzedikt von Mailand mit den gleichen Rechten ausstattete wie die heidnische Religion? Ist uns die Kirche so sehr geläufig geworden, so bekannt, dass wir all zu gut auch ihre Fehler kennen, und diese Fehler immer wieder zum Vorwand nehmen, das Wort Gottes, das sie uns verkündet, nicht anzunehmen? 

Kirche ist in unserem christlichen Abendland unbestrittenermaßen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Selbstverständlich aber in dem Maße, wie oftmals die Hausarbeit der Mama selbstverständlich und damit ungesehen und unbedankt ist. Selbstverständlich ist es uns heute, dass wir ein Bildungswesen haben, Universitäten - und wir vergessen allzu leicht, dass die Kirche es war, die dieses Bildungssystem über Jahrhunderte aufgebaut und getragen hat. Selbstverständlich ist uns unser Gesundheitssystem, das soziale Netz, das uns auffängt, wenn wir auf der Schattenseite des Lebens ins Rutschen gekommen sind. Und allzuleicht übersehen wir, wie all das als christlicher Grundauftrag von der Kirche begründet und über die Zeiten hinweg begleitet wurde. - Viele andere Beispiele könnten wir hier noch aufzählen. Kirche ist uns so selbstverständlich geworden, viele Bibelstellen so geläufig, dass wir immer wieder in der Gefahr stehen wegzuhören. Und daneben hat sich die Welt weiterentwickelt. Nicht immer zum Guten. Weg von einer christlichen-kirchlichen Moral und Ethik, weg von der Wahrung der Würde des Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod hin. Es fällt uns oft schwer, in diesen Dingen auf die Kirche zu hören. Sie ist uns vielleicht so nahe, dass wir die Zusammenhänge nicht wahrnehmen können, wie wir ein großes Gemälde nicht erkennen, wenn wir mit der Nase draufstoßen. 

Christus hat schmerzlich erleben müssen, wie er in seiner Heimatstadt angefeindet wurde. Die Kirche erlebt es heute Tag für Tag neu. An uns liegt es, die Vertrautheit der Kirche neu zu bedenken, ihre Selbstverständlichkeit dankbar anzunehmen und erneut auf ihr Wort zu hören. Nicht, dass sie uns plötzlich genommen wird von anderen, die ihren Glauben ernster nehmen als wir. 

Bitten wir den Herrn, dass wir aus seiner schmerzlichen Erfahrung für unser kirchliches Leben lernen können. Bitten wir ihn, dass er uns die Augen öffnet für das großartige Wirken der christlichen Kirchen in unserer Welt. Denn dann können wir neu Zeugen für Gottes Nähe und Gegenwart sein, dann wird unser Zeugnis glaubwürdig und weltüberwindend. 

Amen. 

 

 

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