6. Sonntag im Jahreskreis B - 11. Februar 2018

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Zuerst eine Entwarnung! Wenn Sie heutzutage Menschen sehen, die ungepflegt erscheinendes Haar haben und in zerrissenen Kleidern umhergehen - keine Angst! Es sind keine Aussätzigen, sondern „modebewußte“ Jugendliche! 

Damals war dies anders. Da war es dem „Lepros“, wie das griechische Wort den Aussätzigen meint - verboten, in die Stadt zu kommen. Er mußte sich von den Menschen fernhalten. Das Buch Levitikus hat uns dies vor Augen geführt. 

„Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen“ - das tiefe Vertrauen des Aussätzigen führt ihn zu Jesus und läßt ihn mit dieser gläubigen Bitte ihm zu Füßen sinken. Tiefer Glaube, daß Jesus der Heiland und Erlöser, rein machen kann, paart sich hier mit dem Mut, auch vor allen Leuten diesen Glauben zu bezeugen, nicht mit den Zweiflern und Kritikern mitzureden, nicht mit den Lästerern und Spöttern mitzulachen. 

Wo ist dieser Glaube an Jesu Wirkkraft heute? Nicht nur die Bänke in den Kirchen werden leerer, auch die Priesterseminare in unseren Breiten...

Was ist hier passiert? Wer ist schuld an dieser Krise der Kirche in den westlichen Ländern? Es wäre kurzschlüssig, die Schuld an irgendwelchen kirchlichen Strukturen, zu suchen, an einzelnen Entscheidungen des Papstes festmachen zu wollen. Das Wort „Kirchenkrise“ ist derzeit in aller Munde - und kaum jemand traut sich zu sagen, dass die wahre Krise, nämlich die des Glaubens, des Mutes eines gelebten Glaubenszeugnisses, schon lange besteht und nicht erst durch jüngste Entscheidungen ausgebrochen ist.  Die „Progressiven“ schieben den - wie sie meinen „Ewig Gestrigen“ die Schuld in die Schuhe, die Konservativen werfen den „Linksliberalen“ vor, mit ihrem Getue die Kirche zu zerstören. Oberflächliche Schuldzuweisungen fruchten nicht.

Ich meine, die Schuld liegt tiefer. Sie liegt im langsamen Verdunsten dessen, was über Generationen in unseren Breiten tradiert wurde. Christliches, ja kirchlich-katholisches Engagement gehörte über Generationen zum Grundbestand des Lebens, wie Ernährung oder Arbeit. Der Sonntag war - sicherlich auch durch nicht immer geringen gesellschaftlichen Druck - dem Gottesdienst und der Andacht reserviert. Heute ist es aber oftmals so, dass zuerst alles andere in der Rangordnung der Lebensgestaltung aufgezählt wird - Beruf, Familie, Freizeitgestaltung, Sport, und erst danach - ganz am Ende - bleibt vielleicht noch Zeit für gelebtes christliches Zeugnis beim Sonntagsgottesdienst. Als ein Pfarrer die Mutter eines Buben, der brav zu den Wochentagsmessen ministrieren kam, einlud, doch auch am Sonntag zu kommen, antwortete diese: „Herr Pfarrer, der Sonntag ist uns heilig! Da können sie nicht erwarten, dass wir in die Kirche kommen…“ 

Und ich selbst erinnere mich noch, als ich einer Familie anbot, das Kind doch am Ostersonntag - oder noch schöner in der Osternacht - taufen zu lassen, an die Antwort: „Aber Herr Pfarrer, Ostern ist doch ein Fest der Familien, da geht man doch nicht in die Kirche…!“

Doch wir dürfen auch erkennen, wie vielen Menschen der Kirchenraum, die Gegenwart des Herrn, usw. doch wichtig sind. Wie viele suchen den Trost der Kirche im Moment des Abschieds von einem geliebten Menschen, der gestorben ist. Selbst wenn sie sonst nicht wirklich mit der Kirche in Kontakt sind, spüren sie, dass es tröstlich sein kann, in diesen grausamen Abschiedsmomenten des Lebens von der heiligen Liturgie getragen und von den Worten des Priesters begleitet zu werden. Es gibt die jungen Familien, die „das Beste“ für ihr Kind haben wollen und dies auch in der Kirche durch die Taufe suchen! Es gibt zahlreiche junge Menschen, die durchaus ernsthaft über einen geistlichen Beruf nachdenken (Mögen Sie Hirten finden, die ihnen dies nicht ausreden!) Das sind die Hoffnungslichter unserer Zeit. Und dennoch dürfen und müssen wir fragen: „Wo ist der Aussätzige heute, der sich dem Herrn zu Füßen wirft?  Woran sollen - gerade die jungen Menschen - heute erkennen, dass Kirche und Glaube wirklich ihr Leben im Positiven verändern können? - Vor allem, wenn ihnen die Medien genau das Gegenbild zeichnen?

Nicht Strukturveränderung sondern Kulturveränderung, könnte unser Wahlspruch sein.  Ändern wir unsere religiöse Kultur vom passiven Kirchenkonsum hin zum gelebten Zeugnis für Christus und sein machtvolles Wort. 

Das gelebte Bußsakrament, das uns  - wie kein anderes - die Worte Jesu: „Ich will, sei rein!“ näher bringen kann, könnte der erste Anfang sein. Unsere Beichtstühle sollten nicht - wie es leider heute Normalfall ist - Versteck des Priesters sein, der fast sicher sein kann, dort nicht gesucht zu werden!

Ein gelebtes Altarsakrament, das weiterwirkt, das uns zu eucharistischen Menschen macht, Menschen, die ihr Leben dankbar aus Gottes Hand empfangen und nicht auf eigene Kraft und Stärke vertrauen, kann mit dazu beitragen, das Antlitz der Kirche für die Welt neu zum Leuchten zu bringen.

Jesus heilt in Worten und Zeichen. Lassen wir uns reinigen und heilen, und treten wir hinaus in die Welt, um von diesem Heiland und Erlöser Kunde zu bringen, durch unser Leben, durch unser Zeugnis in Wort und Tat.

Amen.

 

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