2. Sonntag im Jahreskreis B - 14. Jänner 2018

Liebe Gläubige!

Johannes der Täufer zeigt auf Jesus mit den Worten, die uns aus der Heiligen Messe so wohl vertraut sind: Seht, das Lamm Gottes. Und hier setzt gleichsam die persönliche Lebensgeschichte des Evangelisten Johannes, des Lieblingsjüngers des Herrn ein. Er schreibt als betagter Mann dieses Evangelium nieder, Jahrzehnte müssen seit dieser ersten Begegnung mit seinem Meister vergangen sein. Doch in seinem Herzen ist die Szene aktuell und gegenwärtig. Er erinnert sich sogar noch an die Uhrzeit: Es war um die zehnte Stunde. 

Johannes berichtet nicht von einem Ruf in die Nachfolge. Aber er berichtet von dieser Begegnung mit dem Menschensohn Jesus Christus. Vielleicht ist er hellhörig geworden, als der Täufer ausrief: Seht, das Lamm Gottes. Und vor seinem inneren Auge lief der ganze Opferkult des Alten Bundes ab. Das Lamm, dessen Blut die Türen der Israeliten bezeichnete und die Bewohner vor dem Tod bewahrte. Das einjährige, makellose Lamm, das zum Pascha geschlachtet wurde. All die tiefe Symbolik, die Lebens- und Wirkensgeschichte des Gottes Israels mit seinem Volk, die Heilsgeschichte einer Auserwählung aus all den anderen Völkern heraus, ist nun plötzlich auf eine Person konzentriert und in ihr erfüllt: Jesus.

Und daraus resultiert die Frage der Jünger: Meister, wo wohnst du? - Keine Frage nach einer Postadresse, die man irgendwo hinsteckt, um sie erst nach langem wieder hervorzuholen. Keine Frage, an deren Antwort wir vielleicht gar nicht interessiert sind, wie das abgedroschene „Wie gehts“ in unseren Tagen. Sondern eine Frage, die nach Antwort sucht, eine Frage, die Tatbereitschaft zeigt: Wir wollen mit dir gehen, sei unser Lehrer, sei der, der unseren weiteren Lebensweg bestimmt. „Kommt und seht“, sagt Jesus. Und damit beginnt für den Evangelisten Johannes ein neues Leben. Er kann genau ein Vorher und Nachher unterscheiden. 

Was um die 10. Stunde gesprochen, was Jesus gesagt und gelehrt hat, das bleibt uns verborgen. Das ist das innige Zwiegespräch dieser Jünger mit Jesus, das für eine anderen Ohren bestimmt ist. Aber wir dürfen uns fragen, ob es auch für uns schon diese „10. Stunde“ mit dem Herrn gegeben hat. Wir dürfen uns fragen, ob wir bereit waren, mit ihm mit zu gehen, oder ob wir gezögert haben. Wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm, sagt uns Paulus heute. Und dieses „Ein-Geist-Werden“ ist kein abgeschlossener Vorgang, immer wieder neu müssen wir ja sagen zu dem Weg mit Christus. Das „Rede Herr, dein Diener hört“ des jungen Samuel, seine Bereitschaft immer und immer wieder den Ruf des Herrn zu hören und zu beantworten darf uns Impuls sein, die feine Stimme Gottes in unserem Leben wahrzunehmen. Auch bei uns darf es ein „Vorher“ und „Nachher“ geben. Scheuen wir uns nicht, dass uns der Herr aus gewohnten Gleisen herausreißt, auf neue Wege bringt, ein neues Ziel für uns offenbart. „Meister, wo wohnst du“, fragen die Jünger. - Lassen wir nicht nach, unserem Herrn auf seinem Weg durch die Zeit in seiner Kirche nachzugehen!

Amen. 

 

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