LESEJAHR B

„Hört und ihr werdet leben.“ Das sagte Mose im Auftrag Gottes zu den Israeliten. Was bedeutet Hören?

„Er ist ganz Ohr“, sagen wir über einen Freund, der zuhören kann. „Halt die Ohren steif“, würden wir jemandem Mut zusprechen. „Hörst Du nicht?“ fragen Eltern ihre Kinder, um sich Gehör zu verschaffen.

„Sie hört mir zu“, das ist eines der größten Komplimente, die wir einem Menschen machen können. Hören zu können ist eine Gabe, ein Geschenk Gottes, so beten wir im Effataritus bei der Taufe: „Der Herr lasse dich heranwachsen und … öffne … dir Ohren und Mund, dass du Sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes.“

Das Hören verhilft zum Leben, zum Überleben. Deshalb haben wir Ohren auf beide Seiten. Menschen werden geschätzt, die beide Seiten hören können – im übertragenen Sinn. „Audiatur et altera pars“ war ein Grundsatz des römischen Rechts, dass beide Seiten im Streit gleich gehört werden sollten.

Mose legt den Israeliten ans Herz, Gott zu hören – Ihm, der ihnen die Fähigkeit zu Hören geschenkt hat. Dann werden sie aus dem Reichtum Gottes leben.

Können wir das auch für uns in Anspruch nehmen? Was bedeutet es, gut hören zu können? Kann man das lernen?

Jesus Christus hört den Menschen zu. Die Evangelien berichten von vielen Gesprächen, die Er führt. Sogar im Gewirr der vielen Menschen vernimmt Er die schwache Stimme der Rufenden. Sein Hören heißt Konzentration, Aufmerksamkeit, liebevolle Zuwendung. Und wenn Seine Zuhörer nicht hören wollen, sogar in eine Falle locken wollen, appeliert Er an sie wie heute im Evangelium: „Hört mir alle zu und begreift, was ich sage!“ Was Er sagt, ist Trost und Orientierung. Er zeigt das Wesen des Menschen auf.

Lohnt es sich, Ihm zuzuhören? Der hl. Jakobus rät: „Nehmt in Sanftmut das Wort an, das in euch eingepflanzt worden ist und die Macht hat, euch zu retten!“ (Jak 1,21b) Das Hören führt zum Heil, zum erfüllten Leben, wie der Hl. Benedikt seinen Mitbrüdern rät: „Höre, mein Sohn, auf die Lehren des Meisters.“ Damit meint er Jesus Christus, der das Leben gemeistert hat und uns dazu die Kraft geben will. Amen.