Predigt zum 24. Sonntag im Jahreskreis -B-

 

Was soll mit der Verkündigung des Evangeliums - ja sogar schon mit dem Verfassen des Evangeliums erreicht werden? Im Grunde nur das Eine: Dass wir als Hörer oder Leser dieser heiligen Texte Jesus als den erkennen und bekennen, der er in Wahrheit ist: Jesus, der Christus, der Gesalbte, der Messias, der Sohn Gottes. 

Das Markusevangelium lässt sich durch dieses Bekenntnis in zwei Hälften teilen. Hier, am Ende der ersten Hälfte, steht das Bekenntnis des Petrus: „Du bist der Messias“. Und am Ende der zweiten Hälfte steht das Bekenntnis des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“.

Der Weg zwischen diesen beiden Bekenntnissen ist steinig, von vielen Prüfungen durchsetzt. Das Bekenntnis muss unter dem Kreuz seine letzte Bewährung erfahren. 

Die jüdische Hoffnung galt und gilt immer noch dem Kommen des Messias. Eines Messias, der alles zum Guten wendet, der den Menschen Freiheit und Frieden, Wohlergehen auf Erden bringt. 

Für die Jünger Jesu muss diese Frage von Anfang an in der Mitte all ihrer Hoffnungen gestanden haben. Ganz bestimmt haben sie in ihrem Herzen die Frage bewegt, ob Jesus der verheißene Messias ist oder nicht. Auch sein Verwandter, Johannes der Täufer, hat ihn vom Gefängnis her noch fragen lassen: „Bist du es, der da kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“.

Die Frage Jesu trifft die Seinen sicher nicht unerwartet. Er spricht ihre tiefste Hoffnung und Sehnsucht an, zugleich aber auch die Realität, in der er damals stand, ja in der wir heute beinahe ebenso stehen. 

„Für wen halten mich die Menschen?“. Die Apostel hatten ihre Ohren beim Volk. In den verschiedenen Gesprächen wussten sie, was über Jesus oder von Jesus gesagt wurde. Und so können sie ihm gleich antworten: „Für einen Propheten!“ - So ist es bis heute geblieben. Viele Menschen heute sehen in Jesus nicht mehr als einen Propheten, einen, der ihnen mit seinen Sprüchen in gewissen Lebenssituationen vielleicht helfen kann, einen aber auch, den man gerade dann nicht anhört, wenn er gegen die eigenen Gewohnheiten spricht, wenn er unser Leben in Frage stellt, wenn er zur Umkehr, zur Bekehrung, zur Abkehr von der Sünde aufruft. 

Das innerste Geheimnis Jesu, dass er der eingeborene Sohn Gottes ist, dass er Gott selbst ist, dass uns in ihm der allmächtige Gott ein menschliches Angesicht gegeben hat, dass in ihm alle Hoffnungen erfüllt sind, dieses Geheimnis fällt den Menschen schwer oder geht an ihnen vorbei. Und so ist es dann auch ein Leichtes, ihn einfach neben Buddha oder Mohammed zu stellen und eben für einen der großen Propheten der Menschheitsgeschichte zu halten. Dass so manche Philosophen und Theologen von einer Achsenzeit auf unserer Erde sprechen, von der Zeit zwischen 800 vor und 600 nach Christus, in der Buddha, Jesus und Mohammed als große Religionsstifter gelebt haben, schlägt in genau dieselbe Kerbe. Und die „Patchworkreligion“ unserer Tage, jene gefährliche Versuchung, sich aus allen Religionen die Rosinen herauszupicken, zeigt genau diese Anschauung von Jesus, der degradiert wird als einer von vielen, ohne zu berücksichtigen, dass in ihm der allmächtige Gott uns immer neu begegnen will. 

„Für wen haltet ihr mich?“ - Diese Frage ist ganz direkt. Nicht was „man“ sagt, was „die Leute“ meinen. Jetzt sind die Jünger direkt angesprochen. Und diese Frage müssen wir uns von Jesus täglich neu stellen lassen. Wie ist meine, deine persönliche Antwort darauf?

Petrus gibt die Antwort ohne zu zögern: „Du bist der Messias, der Christus.“ Das ist nicht nur eine neutrale Feststellung, nicht nur eine theologische Aussage. Es ist ein Glaubensbekenntnis, ein Ausdruck der persönlichen Treue, ein Zeichen großer Hoffnung. Du bist der, den wir so lange ersehnt haben. Du bist die Erwartung all der Generationen vor uns. 

Jesus verbietet den Jüngern, darüber zu reden. Denn allzu viele verknüpfen mit dem Messias politische Erwartungen, allzu viele wollen den Heerführer statt des Friedensfürsten, den triumphalen König statt des einfachen Wanderpredigers. 

Petrus selbst muss noch lernen, was „Messias“ wirklich bedeutet. Leiden und Kreuz sind das Schicksal dieses Christus. Nur wer wirklich das Kreuz als Heilszeichen annimmt und nicht aus seinem Leben zu streichen sucht, wird den Messias erkennen können. Jesus selbst zeigt den Jüngern seinen Weg vor. Und für uns ist der Schlüssel: „Nach drei Tagen wird er auferstehen“. Denn Tod und Auferstehung feiern wir hier in der Heiligen Messe – als Bekenntnis, dass wir immer neu die Nähe und Gegenwart Gottes in Jesus Christus auskosten und für unser Leben geschenkt bekommen wollen. 

Amen. 

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