Hl. Stephanus - 26.12.2023

Der „zweite Weihnachtsfeiertag“ hat es in sich: Eben waren wir noch friedlich unter dem Christbaum versammelt, wir blickten auf das Kind in der Krippe, wie es uns anlächelt und die Arme ausstreckt – und da trifft uns am heutigen Tag fast unvorbereitet das Fest eines Heiligen, der diese ungestörte Idylle radikal in Frage stellt: Es ist Stephanus, einer der ersten sieben Diakone der Kirche, den wir heute feiern. Er fiel einer blutigen Verfolgung zum Opfer und starb als einer der ersten für den Glauben an Jesus Christus.

Musste das sein? Hätte Stephanus nicht ein wenig leiser treten können, um nicht aufzufallen? Hätte er nicht klüger und „diplomatischer“ vorgehen können? Warum musste er auch so scharf predigen! Diese Einwände und Vorwürfe können uns begegnen, wenn wir die Apostelgeschichte lesen, wo uns sein Martyrium berichtet wird. Gewiss: Die Sprache des Stephanus war direkt, manche würden sagen „verletzend“. Hören wir, was er unter anderem sagte: „Ihr Halsstarrigen, ihr, die ihr euch mit Herz und Ohr immerzu dem Heiligen Geist widersetzt, eure Väter schon und nun auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Sie haben die getötet, die die Ankunft des Gerechten geweissagt haben, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, ihr, die ihr durch die Anordnung von Engeln das Gesetz empfangen, es aber nicht gehalten habt.“ (Apg 7,51-53) Und dennoch war es bei aller Härte dieser Worte nicht Stephanus, der vom Hass erfüllt und fanatisiert war. Stephanus meinte es gut mit seinen Zuhörern, er wollte ihnen bloß ins Gewissen reden. Es waren vielmehr seine Gegner, die das bloße Wort nicht ertragen konnte, das er ihnen verkündete. Sie hielten sich die Ohren zu, heißt es. Sie schrieen und lärmten.

 

Manchmal gibt es das: Da ist jemand mit einer unangenehmen Wahrheit, die man nicht hören will. Und als Reaktion darauf versucht man ihr auszuweichen. Bestimmte Dinge werden auch heute beispielsweise in den Medien entweder verschwiegen oder bekämpft. Und als Stephanus seinen jüdischen Glaubensgenossen nachwies, dass Jesus der Messias war, an den sie glauben sollten – da wollten diese das nicht hören. Es war ja noch nicht lange her, als Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt worden war. Nun sollten die Verantwortlichen plötzlich glauben, dass Jesus der Retter ist, der Erlöser? Da hätten sie ja Unrecht getan und einen Unschuldigen getötet! Das konnte und durfte nicht wahr sein. Da nützte all die Auslegungsgabe des heiligen Stephanus nichts, der seinen Zuhörern anhand der Heiligen Schrift des Alten Testaments nachwies, dass in Jesus Christus alle Weissagungen der Propheten in Erfüllung gegangen sind. Wer nicht hören will, verschließt seine Ohren. Kann man einen Verkünder des Wortes nicht vom Sprechen abhalten, so muss man ihn töten, denkt sich der gewissenlose Mensch. In dieser grausamen Weise steinigte man den Stephanus.

 

Wie aber starb Stephanus? Er empfahl seinen Geist dem Herrn Jesus Christus. Und indem er verschied, betete er für diejenigen, die ihn getötet hatten: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ Auf diese Weise gab Stephanus das Beispiel unerschütterlichen Glaubens und unüberwindlicher Liebe. Gerade seine Liebe zu den Feinden ist es, die uns überzeugt. Stephanus war kein fanatischer Hassprediger, sondern vielmehr ein Künder der frohen Botschaft.

Es ist die frohe Botschaft der Erlösung, wie sie uns im Kind von Bethlehem ansichtig geworden ist: Gott liebt die Menschen, und er sendet seinen Sohn, um sie zu retten. An diesen Sohn Gottes sollen alle glauben. Wegen dieser Wahrheit wurde Stephanus gesteinigt, wegen dieser Wahrheit hat er in Liebe seinen Tod angenommen und den Peinigern verziehen. Wenig später heißt es in der Apostelgeschichte, dass sich ein Haupträdelsführer aus der Gruppe, die Stephanus ermorden ließ, bekehrte: Saulus wurde durch eine Erscheinung des Auferstandenen gleichsam zum Paulus und legte fortan Zeugnis ab für Jesus Christus. Auf diese Weise ist das Martyrium des Stephanus fruchtbar geworden. Viele haben sich in der Folge an diesem großen Glaubenszeugen erbaut.

 

Mitunter muss man als Christ auch allein stehen. Mitunter erfährt der Christ um dessen willen, an den er glaubt, auch Widerspruch. Möge uns die Fürbitte des heiligen Stephanus begleiten, sodass wir ohne Furcht und mit Liebe und Freude das Evangelium verkünden und in die Welt tragen! Dann wird der Herr auch uns am Ende des Lebens aufnehmen in sein himmlisches Reich. 

Amen.

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