Predigt zum Christkönigssonntag, 21.11.2021

 

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

 

Der Christkönigssonntag stellt uns Prediger immer wieder vor ein gewisses Problem. Sollen wir darüber predigen, daß es um Jesus Christus geht, der der "König des Himmels und der Erde ist" und den wir als solchen auch feiern sollen? - Das tun wir doch letztlich jeden Sonntag, wenn wir in der Eucharistiefeier den Tod und die Auferstehung des Herrn, seinen Sieg über die Macht der Finsternis und des Todes, bekennen. 

Sollen wir vom Königtum reden, und damit in das Fahrwasser einer monarchistischen Strömung kommen, die gegen Demokratie spricht und für eine Wiedereinführung von Kaiser und König die Lanze bricht?

Es ist nicht so leicht, von Christus als dem König zu reden, vor allem nicht, wenn das Evangelium am letzten Sonntag des Kirchenjahres - so knapp vor dem Advent, wo in vielen Geschäften schon wochenlang die Weihnachtslieder erklingen, aus der Karfreitagsliturgie entnommen ist. Jesus steht vor dem Richter, der über Leben und Tod entscheidet. Und er bekennt sich dazu: "Ja, ich bin ein König", zugleich aber sagt er dem Pilatus auch "Mein Königreich ist nicht von dieser Welt". Sehr abrupt werden wir aus unserer Vorweihnachtlichen Stimmung, die sich schon vielerorts einstellt, herausgerissen. Da geht es so überhaupt nicht um die liebliche Darstellung des kleinen Jesuskindes in der Krippe, schon gar nicht um die freudigen Botschaften von Krankenheilung, Totenerweckung oder Sündenvergebung. Heute geht es um Leben und Tod, um einen Menschen, der sich jetzt - in diesem letzten Moment - aus der Sache herausreden könnte. Pilatus fragt nach dem Grund der Anklage gegen ihn: "Bist du ein König". Jetzt - so könnten wir als Zuschauer, die ja hoffentlich auf der Seite des Jesus stehen, flüstern, jetzt müsste Jesus "nein" sagen, und alles wäre anders gekommen. Doch was tut er? Er rennt dem Pilatus gleichsam ins offene Messer!  So schaut es zumindest nach außen hin aus. Warum verstehen alle nicht, wer Jesus wirklich ist? Pilatus nicht, die Juden als Ankläger schon gar nicht? Warum haben es nicht einmal seine Jünger wirklich verstanden, sonst wären sie vermutlich nicht alle davongelaufen....

Offene Fragen, die uns dieser Text aus dem Johannesevangelium auch nicht beantwortet. In einer Bibelrunde in meiner ehemaligen Pfarre haben wir vor vielen Jahren dieses Evangelium betrachtet. Auf einmal wurde eine Frage gestellt, die sich dann als der Schlüssel für diese Stelle entpuppt hat: Was heißt das eigentlich: "In der Wahrheit sein" ?

Und im gegenseitigen Austausch kamen wir dann darauf, daß diese Wahrheit Gottes letztlich jedem Menschen offensteht - doch das Sensorium, das Gefühl dafür ist sehr oft verschüttet oder blockiert. Wir kennen diese Blockaden sicher aus anderen Bereichen unseres Lebens - wir haben oft verlernt, bei Speisen zu unterscheiden, welche uns gut tun oder schaden. Wir arbeiten oft über unsere Grenzen hinaus, Krankheiten wie Herzinfarkt, etc. sind dann die Folge. 

Wir wissen nur allzugut, daß für vieles im Leben ein gerüttelt Maß an Training nötig ist. Der "Schwammerlsucher" fällt auch nicht vom Himmel. Das Mitgehen mit erfahrenen Pilzsuchern, das immer tiefere Eindringen in die Materie, das Erkennenlernen der kleinsten Unterschiede an den Pilzen macht ihn zum Meister. Der "Mister Austria" ist auch nicht mit diesen Muskelpaketen geboren worden, sondern ständiges Training hat ihn zu dieser Spitzenleistung befähigt.

Und im geistlichen Leben? Da meinen wir zumeist, ohne jedes Training auskommen zu können. Doch die Suche nach den verborgenen Spuren Gottes in unserem Leben erfordert zumindest soviel Fingerspitzengefühl wie das Aufspüren der guten Steinpilze im Wald draußen. Da geht es auch darum, Erfahrene zu Wort kommen zu lassen, ein Hörender zu werden, was die Heilige Schrift uns sagt. Da geht es oft um Training - das durchaus auch hart sein kann - so manches Überflüssige im Leben hinter sich zu lassen, die Gedanken freizuräumen für Gottes Anruf, für seine "Wahrheit", von der Jesus im Evangelium spricht. 

Es geht am heutigen Sonntag nicht um monarchistische Gedanken, schon gar nicht um den erhobenen Zeigefinger unseres menschlichen Verhaltens. Wohl aber geht es um das klare Bekenntnis zu dem, der uns auffordert, seine Wahrheit für uns anzunehmen. Denn Christentum und Kirche sind keine "Freizeitbeschäftigung", sondern eine Entscheidung, die viel vom Menschen abverlangt. Es geht ja auch nicht um irgendetwas. Es geht um Tod oder Leben, um menschliches Glück weit über alle irdischen Grenzen hinaus, um die Entscheidung für Gott und damit für die Ewigkeit!

Amen. 

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