17. SONNTAG IM JAHRESKREIS  B - 25. 7. 2021

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, versammelte Gemeinde!

Heute und an den kommenden Sonntagen lesen wir aus dem Johannesevangelium, einen sehr dichten Text, der uns auf die Mitte und den Höhepunkt des kirchlichen Tuns, auf die Eucharistie hinführt. 

Und wir wissen, dass damals, als Jesus das Geheimnis seines Fleisches und Blutes angekündigte, ihn nicht nur die Juden, sondern auch viele Jünger Jesu einfach nicht mehr verstanden, ja seine Rede als unerträgliche Zumutung empfanden und ihn deswegen verlassen haben. Daran hat sich in den mehr als 2000 Jahren der Geschichte unserer Kirche nicht viel geändert. 

An der Eucharistie scheiden sich die Geister, in den verschiedensten Nuancierungen menschlicher Argumentationskunst. 

Heute haben wir den Bericht von jenem wunderbaren Geschehen gehört, das wir allzu leicht und oberflächlich als „Wunderbare Brotvermehrung“ bezeichnen und zu den Akten bekannter Bibelstellen legen wollen. Ohne etwas gegen die Tatsache des Wunders einzuwenden, müssen wir uns aber vor dem Missverständnis hüten, im vordergründig Wunderbaren und seiner oberflächlich-diesseitigen Interpretation stehen zu bleiben. Denn Johannes nennt die Wunder Jesu nicht ohne Grund „Zeichen“. Zeichen, die Jesus gewirkt hat. Ein Zeichen deutet aber auf etwas anderes hin, bezeichnet also nicht sich selbst, sondern eine wichtigere, tiefere Dimension. 

Daher geht es nicht um das bloße Faktum der körperlichen Sättigung der Massen bei dieser einen damaligen Gelegenheit. Denn – nur auf dieser Ebene betrachtet – was sollte es uns dann angehen?

Worum es bei diesem Zeichen eigentlich geht, das kommt eher in den Nebensätzen zur Sprache. Am deutlichsten ist es im letzten Satz gesagt: Jesus zog sich zurück, allein, weil die Menschen aus ihm etwas machen wollten, was ihrem Denken entsprang, nicht aber dem Plan Gottes. Schon allein daraus können wir eine wichtige Lehre für uns ziehen: Nicht sollen wir aus Jesus etwas machen wollen – Wir müssen aus der Eucharistiefeier nicht „etwas machen“. Papst Franziskus schreibt in einem Brief an alle Bischöfe der Weltkirche am 16. Juli dieses Jahres: „Genauso wie Benedikt XVI. verurteile ich, dass »das neue Missale (das Messbuch, Anm.) vielerorts nicht seiner Ordnung getreu gefeiert, sondern geradezu als eine Ermächtigung oder gar als Verpflichtung zur „Kreativität“ aufgefasst wurde, die oft zu kaum erträglichen Entstellungen der Liturgie führte«.“

Auch der Wiener Erzbischof hat dies bei der Visitation eines Dekanates vor einigen Jahren sehr deutlich ausgesprochen. Er fordert uns auf, Gottesdienste zu „feiern“, weniger zu „gestalten“.  Nicht wir sollen aus Jesus und seinem Auftrag etwas machen wollen, für uns oder für die so genannte heutige Welt, was wir meinen, dass es not tue. Vielmehr sollen wir Jesus aus uns das machen lassen, was der Absicht Gottes entspricht. „Wandlung“ muss in der heiligen Messe auf vielfache Weise geschehen. Und in uns muß immer mehr die Bereitschaft wachsen, uns von Gott her verwandeln zu lassen, in jene Menschen, die seinem Heilsplan und Ratschluss entsprechen. 

Dieses Zeichen muss uns auch heute wachrütteln. Es ist nicht allein der „schön gestaltete“ Gottesdienst, das Wort hier und das Zeichen dort mehr, das wir dem heiligen Geschehen hinzufügen, das die Qualität des Gottesdienstes ausmacht. Denn die Qualität hat ein ganz anderer schon vor aller menschlicher Anstrengung und Überlegung gestiftet. Dass in den Gaben von Brot und Wein der Herr selbst in unserer Mitte ist, dass seine Macht diese menschlichen Gaben verwandelt – und damit uns in neue Menschen verwandeln will – das ist der tiefe Inhalt der Feier, zu der wir hier versammelt sind. Und diesen Schatz gilt es immer neu zu heben. 

Damals wie heute bringt nicht Jesus die Gaben mit, sondern er lässt sie bringen, von uns. Und dieses unscheinbar wenige und ganz bedeutungslos Erscheinende, das wir mit unseren Händen leisten können, mit unserem Verstand wirken können, dieses Kleine das wir hingeben, das wir Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit nennen, an dem wir Jesus wirken lassen, wird Brot für das Leben der Welt, Kelch des Heiles, Fleisch und Blut Jesu selbst. 

In dieser unscheinbaren Gabe, die wir auf Einladung Jesu herbeibringen, wird Jesus gegenwärtig zu dem, wozu er gekommen ist: Dass die Welt aus diesem einen Brot das Leben in Fülle haben kann. 

Amen. 

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