11. Sonntag im Jahreskreis B - 13. Juni 2021

„Dein Reich komme“ - ist eine der sieben Bitten des Vater Unser. Doch wie können wir uns dieses Reich Gottes vorstellen? Kommt Gott auf den Wolken des Himmels - und dann ist sein Reich da? Ist Gott ein Eroberer? - Die Fantasie der Menschen des 3. Jahrtausends - und die damit verbundene Kreativität in der Filmbranche lässt solches vermuten…

Doch der Herr zeigt uns im Evangelium, welchen Zugang wir zum Reich Gottes finden können. Klein und unscheinbar, wie ein Senfkorn, so beginnt es. Keine gewaltigen Zeichen am Himmel, kein Donnerschlag (nicht einmal ein Glockenschlag), sondern im langsamen Wachsen der Frucht des Feldes. 

Diese Aussage Jesu ist Mahnung und Trost zugleich. Mahnung gegen alle Versuche, Reich Gottes, Kirche, kirchliche Zukunft in menschlichen Bahnen zu denken und lenken zu wollen. Denn es ist und bleibt SEIN Reich, SEINE Kirche. Und wir dürfen dankbar daran Anteil haben - und nicht in blinder Veränderungswut durch Kurzsichtigkeit und subjektivistisches Denken Schaden anrichten!

Und zugleich ist das Wort Jesu ungeheurer Trost. Wie oft denken wir vielleicht selbst: Warum greift Gott nicht ein? - In den tragischen Zuständen unserer Welt, bei Krieg, unverschuldeter Not, Naturkatastrophe, Corona-Pandemie oder bei all der Ungerechtigkeit. 

Und die Antwort steht hier: Gott greift ein! Aber anders, als wir uns dies normalerweise vorstellen. Er geht „den kleinen Weg“ und legt diesen Weg auch uns ans Herz. Es braucht kein großes Wissen, um die Gleichnisse des Herrn zu verstehen, keine weitreichende theologische Ausbildung. 

Aber es braucht den Glauben. 

Und dieser darf auch ständig wachsen. Es braucht die Geduld, dass sich in Gottes Willen die Dinge so fügen wie sie sich fügen sollen. Es braucht unsere Langmut - auch und vor allem mit unseren Mitmenschen - die langsam, oft sehr schleppend auf dem Weg des Glaubens unterwegs sind. Gerade als angehende Priester dürfen sie dieses Bild des Samenkorns und des Sämanns für sich selbst in ihr priesterliches Leben buchstabieren. Wie lange muß oftmals ein Mensch begleitet werden, wie oft muß man als Priester über Rückschläge und Rückschritte hinweg sehen, wieviel Spannkraft braucht es, manchmal auch um auszuhalten, dass jemand, den man über lange Strecken mit viel Einsatz und Herzblut begleitet, dann doch einen anderen Weg geht. Nicht jedes Samenkorn geht auf, nicht jeder Halm trägt Frucht. Aber viele tun es, und diese zeigen ihnen jeden Tag von neuem, dass es gut und richtig ist und war, diesen Berufungsweg zu gehen!

Gegen alle Untergangsstimmung in unserer Kirche braucht es vor allem unsere Sensibilität, dass wir in den kleinen Aufweisen des Alltags das Wachsen des Gottesreiches erkennen können. Es braucht unsere Beharrlichkeit im Gebet, in Werken der Liebe, im Bemühen um die eigene Heiligkeit, dass dieses Wachsen des Gottesreiches auch in unserem eigenen Leben Früchte bringen kann. 

Den Feldfrüchten kann man in diesen Tagen beinahe schon „zusehen“, wie sie wachsen. Unsere Sehnsucht sollte dahin gehen, auch das Wachsen des Gottesreiches dankbar und freudig wahrzunehmen gegen alle Krisenrufe unserer Zeit. 

Amen. 

 

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