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5. Fastensonntag, 21. März 2021

Liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Amt, liebe Seminaristen, Schwestern und Brüder im Herrn! 

Die Lesungen des heutigen Sonntags sind bei genauerer Betrachtung voller Widersprüche! Schon bei der ersten Lesung aus dem Buch Jeremia müßte uns Christen ein Widerspruch aufgefallen sein! Sprechen wir nicht immer von den Schriften des Alten Bundes, vom „Alten Testament“, um damit vom Neuen Bund in Jesus Christus zu unterscheiden? Entsteht da nicht in unserem Denken - oder in unserem Herzen - sozusagen eine Trennlinie zwischen dem Gott des Alten Bundes und dem Gott und Vater Jesu Christi?


Gerade jene Aussage, die wir heute gehört haben, lässt uns hier neu über unsere Einstellung nachdenken: 

Siehe, Tage kommen – Spruch des Herrn —, da schließe ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund. 

Der Gott Israels erweist sich in seiner Verheißung als der barmherzige Gott, der ein Herzens-Gesetz seinem Volk schenkt, nicht einen harten Buchstaben, eine Schikane, die wahres Leben behindert, sondern ein Gesetz der Liebe gegen alle Lieblosigkeiten seines Volkes.

Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein.

Es ist auch kein Gott, wie wir oft vom Alten Testament meinen, der selbst nach der Regel von „Aug um Aug - Zahn um Zahn“ handelt, nach Vergeltung ruft:

Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.

Jeremia läßt uns den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs mit anderen Augen sehen. Ein liebevoller und barmherziger Gott ist es, einer, zu dem wir getrost Abba, lieber Vater sagen können, einer der seine milde verzeihende Hand auf das Menschengeschlecht legt.

Wie weit geht die Liebe Gottes? Wo ist seine Geduld zu Ende, wo kündigt er seinem Volk die Barmherzigkeit auf? Stimmt die Aussage des Psalms, daß Gottes Gnade und Güte grenzenlos ist, daß seine Huld kein Ende kennt?

Jesus Christus hat uns diese grenzenlose, unendliche Liebe und Güte des Vaters gebracht. Er hat nicht halt gemacht vor eigenem Schmerz und Leid, vor Selbstentäußerung, ja vor dem Tod für die Welt.

Auch hier regt sich in uns wieder der Widerspruchsgeist: Da muß der Sohn Gottes erst durch Leiden Gehorsam lernen, da braucht es einen leidenden Gott, einen sterbenden Gott, um den neuen Bund mit den Menschen zu vollenden.

Der Hebräerbrief fasst es auf schonungslose Weise zusammen: 

Christus hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte,

und er ist erhört worden aufgrund seiner Gottesfurcht.

Wir können all die Geschehnisse um Jesus Christus, die wir vielleicht manchmal fassungslos registrieren, zusammenfassen in der Grunderfahrung: Gott geht bis zum Äußersten, um uns Menschen zurückzugewinnen. Seine Liebe läßt den eingeborenen Sohn in den Tod gehen, um uns Menschen Leben in Fülle, Leben mit Sinn und Qualität zu ermöglichen.

Diese Grunderfahrung faßt auch Jesus selbst im Evangelium zusammen. Mit einem anschaulichen und doch so widersprüchlichen Beispiel vom Weizenkorn, das sterben muß, um reiche Frucht zu bringen, beantwortet er auch unsere Fassungslosigkeit über Gottes Heilsplan.

Wer an seinem Leben hängt, verliert es, wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. 

Hüten wir uns davor, hier in die Falle kurzschlüssiger Interpretation zu tappen. Nicht nur für die heutige Zeit ist dieser Satz provokant und widersprüchlich. Angst vor Leid, Angst vor Opfer sind Urerfahrungen des Menschen, die auch zur Zeit Jesus vorhanden waren.

Und damals wie heute gilt der Satz des Herrn: Du mußt bereit sein, ein wenig von dir sterben zu lassen, damit ich dir Leben in Fülle schenken kann. 

Nicht, weil christliche oder jüdische Religion nur mit Verzicht und Opfer zu tun hat, sagt uns dies der Herr. Im Gegenteil: Er will uns aber befreien von all dem Ballast in unserem Leben, der uns auf dem Erdboden niederhält, und jeden Höhenflug verhindert. Er will, daß wir empfänglich sind für Seine Botschaft des Heils, für seine gute Nachricht eines liebevollen, gnädigen, barmherzigen Gottes, der seine Menschen zur Freude berufen hat. Doch zu dieser Bereitschaft gehört eben auch das Freiwerden von all den falschen Anhänglichkeiten, das Freiwerden von der Blindheit, die uns vorgaukelt, die Welt könne uns mehr bieten als Gott.

Lassen wir uns Sein Gesetz ins Herz legen, ein Gesetz der Liebe und Barmherzigkeit, das unserem Leben neuen Sinn und Qualität geben will. Treten wir ein in den Plan eines Gottes, der uns bis zum Äußersten liebt, weil er der Gott ist, der Einzige, der Allmächtige. Ein Gott, der „für alle, die ihm gehorchen,

der Urheber des ewigen Heils geworden“ ist.

Amen.

 

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