Aus Gnade seid ihr gerettet …

Predigt zum 4 Fastensonntag (B)

 

Liebe ehrwürdige Schwestern, 

liebe Kinder und Jugendlichen,

liebe Schwestern und Brüder,

 

wie ist das mit der Gnade? Wie ist das mit dem Verhältnis von Gottes Gnade und dem Zutun des Menschen für sein Heil? Die zweite Lesung aus dem Epheserbrief ist eine Schlüsselstelle für die Gnadenlehre der Kirche: Der Hl. Paulus schreibt: 

 

„aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt -, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann.“ 

 

Wir wissen, dass Paulus ein Apostel der Verkündigung der Gnade Gottes ist. Auf die Gnade Gottes stützt Paulus seine ganze Verkündigung. Den Sohn Gottes sieht Paulus immer durch die Brille der Gnade. Ohne die Verkündigung der Gnade ist der christliche Glaube Nichts.

 

Ich würde mit Ihnen gerne über das Verhältnis von Gottes Gnade und unserem Mittun nachdenken.

 

Zweifellos können wir dem Apostel Paulus zustimmen, dass wir allein durch die Erlösungstat Jesu Christi am Kreuz und durch seine Aufer-stehung von den Sünden erlöst wurden. 

 

Kein Mensch hätte die Möglichkeit gehabt, sich mit Gott zu versöhnen, wäre nicht der Sohn Gottes Mensch geworden und hätte er uns nicht durch seine unendliche Liebe am Kreuz erlöst. Alle Opfer des Alten Bundes waren nur Vorausbilder für das eine Opfer Jesu Christi. Keines der Opfer des Alten Bundes hätte die Kraft gehabt, die Erlösung für alle Menschen zu wirken. Denn wie sollte der sündige Mensch sich mit Gott versöhnen? Ok, soweit so gut. Nur was ist Gnade eigentlich? 

 

Wer von Ihnen könnte spontan das Wort „Gnade“ einem Menschen erklären, der vom christlichen Glauben nur wenig Ahnung hat? Oder wie erkläre ich Kindern den Begriff der Gnade?

 

Ich erinnere mich gerne an mein Theologiestudium zurück.  Vor allem an die großartigen Dogmatik Vorlesungen von P. Dr. Karl Wallner. Er hat uns Studierenden genau diese Frage gestellt. Was ist Gnade? 

 

Ich sehe mich heute noch, wie hilflos ich innerlich auf diese Frage reagiert habe. 1000-mal habe ich das Wort Gnade schon gehört, in der Liturgie, in Predigten, Vorträgen und Katechesen. 

 

Dabei ist die Erklärung des Begriffs „Gnade“ gar nicht so kompliziert wie man meinen könnte. 

 

Gnade ist der Überbegriff für alle Geschenke Gottes, die mir Gott in meinem irdischen Leben macht, damit ich den Himmel erreiche. 

 

Gnade ist die Kraft Gottes in meinem Leben, die mich befähigt, all die Dinge zu tun, die mir so geläufig und routiniert erscheinen. Alles ist Gnade, dass ich atmen kann, dass ich mich bewege, spreche, denke, fühle usw.! Ohne Gnade funktioniert nichts. Letztlich ist die Gnade der Beweis dafür, dass der Mensch als Geschöpf in Abhängigkeit von seinem Schöpfer, Gott, lebt. Von Gott hat der Mensch alles erhalten was er braucht, ohne Gott ist der Mensch nichts.

 

Bereits im Jahr 529 hat die Synode in der südfranzösischen Stadt Orange diese Wahrheit definiert, dass die Gnade die Grundvoraussetzung für alles Tun des Menschen ist.

 

Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist also Paulus zu verstehen, wenn er die Gnade Gottes so hochstellt. 

 

Der Jakobusbrief wird zum Gedanken der Gnade, einen weiteren Aspekt hinzufügen. 

 

„So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.“

 

Wir glauben, dass Gott meine freie Entscheidung für die Gnade möchte, und dass sich diese Entscheidung im konkreten Leben zeigt. Jesus spricht immer wieder vom Fruchtbringen, denken wir an die Gleichnisse vom Weinstock und den Reben (Joh 15,5) oder vom Feigenbaum ohne Früchte (Lk 13, 6-9). 

 

Die Annahme der Gnade Gottes macht mich immer fruchtbar. Denn Gott bedient sich meiner schwachen menschlichen Natur, um sie durch die Gnade zu erheben und zu vollenden. 

(Gratia supponit naturam, elevat et perfecit.)

 

Gottes Gnade befähigt mich, durch meine Anstrengung für das Reich Gottes zu wirken. Gottes Gnade befähigt mich, den Wunsch zu haben mich für sein Reich einzusetzen und mich durch Werke der Liebe zu heiligen. Das bedeutet kurz zusammengefasst:

 

  • Ohne die Gnade Gottes kann ich nichts.
  • Alles was ich tue, setzt die Gnade Gottes voraus.
  • Die Gnade Gottes befähigt mich zu Werken der Liebe.

 

Was wir an diesem Dreischritt sehen, Gott will meinen freien Willen! Mein freier Willer entscheidet darüber, ob ich die Gnade annehme oder eben nicht. Das heißt, ob ich bereit bin, die von Jesus Christus am Kreuz erwirkte Erlösung von den Sünden, annehme oder nicht. Jesus Christus bietet die Erlösung allen Menschen an, er ist für alle Menschen gestorben, nur bedarf es der bewussten Annahme seines Opfers, damit die Erlösung für mich wirksam wird. Gott zwingt mich nicht, er lässt mir immer die volle Freiheit. 

 

Wenn ich die Gnade aber annehme, dann ruft mich der Herr, dass ich Werke tue, die das Reich Gottes aufbauen, eben Taten der Liebe, in denen ich die mir von ihm geschenkte Liebe an die Mitmenschen weitergebe. Gott lässt mich nicht in der Passivität, sondern er ruft mich in die Aktivität der Liebe. 

 

 

Die Erlösungstat Christi am Kreuz ist das Angebot der Liebe Gottes zum Heil der Menschen. Mein persönliches „JA“ meine Antwort auf dieses unfassbare Geschenk der Gnade.

 

Was wir heute tief ins Herz mitnehmen dürfen, dass mir Gott alles gibt, was ich für das irdische Leben brauche, und zwar für jeden Lebensstand das Passende, um das ewige Heil zu erreichen!

 

Den Schülerinnen und Schülern die Gnade für die Schule.

Den Eheleuten die Gnade für ihre Ehe und für ihre Kinder.

Den Priester- u. Ordensleuten die Gnade für die engere Kreuzesnachfolge.

Den Alleinstehenden die Gnade für ihr Dasein in der Kirche.

 

Keiner wird vom Herrn ohne Gnade gelassen. Ich darf auch um die Gnaden bitten für die Lebensbereiche in denen ich mich schwer tue.

 

Die Wichtigste aller Gnaden ist dabei die heiligmachende Gnade, die uns in der Taufe und im weiteren Verlauf des Lebens im Sakrament der Versöhnung in der Beichte schenkt. Die Heiligmachende Gnade befreit mich in der Taufe von der Erbsünde und von jeder persönlichen Sünde und die Beichte tilgt jede persönliche Sünde die ich im Laufe meines Lebens begehe und vermehrt in mir die heiligmachende Gnade. 

 

Jedes Sakrament vermehrt in uns die heiligmachende Gnade und stärkt mich in meinem Lebensstand. Das gilt in herausragender Weise für die Eucharistie in der der Herr selbst in mein Herz und in meine Seele kommt.

 

Gottes Herz schlägt für uns, er gibt alles, im reichem vollkommenen Maß. Gott gibt immer mehr als wir uns je vorstellen können. Gnade ist auch die Erkenntnis, dass Gott mich durch das Kreuz meines Lebens zur Aufer-stehung im Himmel führt. Die Annahme meines Lebenskreuzes ist auch Gnade, an diesem nicht zu verzweifeln bzw. zu verzweifeln, auch wenn es in manchen Situationen wirklich schwer für uns wird. 

 

Wir gehen in den nächsten Tagen immer bewusster hin zum Kreuz des Herrn, zur Quelle aller Gnaden.

 

 

Der Herr breitet die Arme am Kreuz aus, und in diesen ausgebreiteten Armen finden wir alle unseren Platz und spüren die Liebe die aus dem Herzen Jesu herauskommt. Gott nimmt uns alle an, so wie wir sind und er lässt nicht allein. Er hilft uns auf dem Weg der Gnade Fortschritte zu machen und hilft uns, wenn wir dabei fallen. Er ist es, der uns mit seiner Gnade immer wieder aufhilft.

 

Ich möchte uns alle einladen, die kommenden Tage als wirklichen Schlusssprint in der Fastenzeit zu verstehen und die Gnaden die Gott uns in den Kar- und Ostertagen schenken möchte, mit bereiten Herzen anzunehmen. Vor allem wünsche ich uns allen, dass wir eine gnaden-reiche und gute Osterbeichte ablegen können. Dass alles was nicht lichtvoll in unserem Leben ist, durch das Kreuz vergeben und ausgetilgt wird und wir in der Gnade gestärkt werden.

Gott helfe uns. Amen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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