3. Fastensonntag B - 7. März 2021

 

Der heutige Evangelientext zeichnet ein so anderes Bild von Jesus. Ein Bild, das mir durchaus sympathisch ist. Da ist auf einmal nicht jener geduldige Jesus, der die Menschen mit gutem Zureden, mit Predigt, mit Belehrung auf den rechten Weg bringen will. Ein Unterfangen, das nicht immer erfolgreich ist. Denn trotz der vielen Zeichen und Wunder stellten ihn die Menschen immer wieder auf die Probe, und auf seine Reden reagierten sie immer wieder mit Unglauben und Unverständnis.

Da ist plötzlich ein Jesus, der menschlich-zornig reagiert, als er sehen muß, wie die Händler und Geldwechsler im Tempel ihren Geschäften nachgingen. Jesus spricht hier nicht in Worten, nicht in Reden. Er spricht eine deutliche, unmißverständliche, ja handgreifliche Sprache! Mit einem Strick, den er zur Peitsche umfunktioniert, treibt er die Händler aus dem Tempel. 

Hüten wir uns davor, diese Stelle falsch zu verstehen!  Da rechnet der Evangelist nicht mit dem Tempelkult ab. Da geht es ihm nicht darum, das Handelsgeschick der Juden anzuprangern. Es geht auch nicht darum, menschenverachtendes unfreundliches Veralten in der Seelsorge rechtzufertigen, denn unsere Gläubigen haben niemals die Peitsche verdient, sondern immer das liebevolle, verständige Wort des Priesters!
Wenn sich Jesus gegen die Mißstände seiner Zeit im Rahmen des Tempelkultes wendet und dies mit so „handfesten“ Zeichen besiegelt, so will er uns auch für unser kirchliches Leben eine ernste Warnung mitgeben!

Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Wir dürfen uns fragen, wo uns dies auch heute - vielleicht gerade heute - passiert... Damit ist nicht der Zeitschriftenstand mit der obligaten Spendenkassa hinten beim Eingang vieler Kirchen gemeint, auch nicht der eine oder andere Advent-, Weihnachts-, Oster- oder Flohmarkt. Gemeint ist die Versuchung, der wir als Kirche immer wieder unterliegen, uns in falscher Weise auf den Markt zu tragen und uns damit zu verkaufen. Allein die Doppelbedeutung von „sich verkaufen“ zeigt schon die Brisanz des heutigen Evangeliums!

Wie oft benutzen wir Methoden der Marktschreier, um unsere Ware anzupreisen? Wie oft übertönen wir mangelnde Qualität unserer Arbeit mit umso lauteren Getöse für irgendwelche Nebensächlichkeiten? Ob bei Kinder-. und Jugendarbeit, ob in der Seelsorge allgemein. Oft ergehen wir uns bis zur Erschöpfung in Bemühungen, daß wir meinen, uns mit anderem nicht mehr beschäftigen zu müssen. Wer möchte sich schon mit der oft so mühsamen Suche nach Wegen einer lebendigen und persönlichen Gottesbeziehung belasten, wenn doch die Stellungnahmen zum Umweltschutz,  das Engagement bei lokalen oder überregionalen Ereignissen für die Gemeinde viel spannender sind...  Wer möchte sich schon Gedanken über eine gute und lebensnahe Hinführung der Menschen zu den Sakramenten machen, wenn die Diskussion um Kirchenbeitrag, Frauenpriestertum und Pflichtzölibat viel größeren Eifer zu entfesseln vermag. Und Jesus antwortete ihnen: Reiß diesen Tempel nieder

Der außergewöhnliche Zorn Jesu bei der Tempelreinigung war nicht zuletzt darin begründet, daß die Dienste der Händler, die anfangs als Hilfe und Unterstützung gedacht waren, sich nun zum eigenen Gott Mammon entwickelten, die die ganze Hingabe der Menschen einforderten und so vom Wesentlichen ablenkten. 

Das Zeichen der Tempelreinigung birgt so eine wohltuende, befreiende Botschaft.  Jesus will uns von allem äußeren Ballast befreien, zur entscheidenden Frage zurückführen, wie und wo wir Begegnung mit dem lebendigen Gott finden können. Und diese Frage kann von keiner Institution, keinem Ort, keiner Zeremonie beantwortet werden. Wir dürfen uns die Antwort von Jesus selbst schenken lassen. 

Jesus will auch heute unsere Kirche reinigen.  Ein Mitbruder aus meinem Weihejahrgang sagte einmal zu mir: „Es ist erschreckend, wie viel ich zu tun habe, wie wenig aber wirklich priesterliches Tun ist...“  Lassen wir den Auftrag Jesu nicht ungehört verhallen. Durchforsten wir unseren Kalender und unsere Aufgabenlisten. Fasten könnte auch einmal ein Termin-Fasten sein, das auf Beiwerk verzichtet und das Notwendige - das Auffinden der Mitte in Christus - verstärkt. 

Jesus will uns zurück zum Ursprung führen. Damit wird das viele Beiwerk nicht entwertet. Aber es darf nicht zu dem alles entscheidenden Lebensinhalt werden. Christus allein gebührt dieser Platz, denn er allein ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Amen.

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