1. Fastensonntag B – 21.2.2021

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir sind schon gewöhnt, dass wir am ersten Fastensonntag mit der Erzählung der Versuchung Jesu durch den Satan konfrontiert werden. Markus hat dies sehr kurz und prägnant zusammengefasst. Denn er wollte das Entscheidende herausstellen. Nach der Wüstenerfahrung geht Jesus in die Öffentlichkeit – und verkündet die Frohe Botschaft vom Reich Gottes, das mit seinem Kommen angebrochen ist. 

Wer in die Wüste geht, ist ganz auf sich allein gestellt. Dass Jesus in die Wüste ging, war Wirken des Heiligen Geistes. Jenes Geistes, der in der Taufe im Jordan auf ihn herabkam. Auch wir sollten unsere Wüstenwanderung in der Fastenzeit unter Wirken des Heiligen Geistes beginnen. Nicht auf den eigenen Geist sollten wir uns verlassen, der uns noch so schöne Vorsätze, von Entschlackungskur bis zur Gewichtsreduktion für diese Fastenzeit vorgibt. Trauen wir uns wirklich in die „Wüste unseres eigenen Ichs" eindringen? Oder schrecken wir schon am Rand dieses unbekannten Gebietes zurück, weil wir uns selber begegnen – in einer schonunglosen, ungeschminkten, ungeschönten Form, wie es uns sonst nicht möglich ist?

In der Gesellschaft, im Beruf, ja sogar im Familienbereich, da haben wir gelernt, unsere Rolle zu spielen – gut zu spielen. Da wissen wir, welch Maske, welche Geisteshaltung, welchen Gemütsausdruck wir in dieser oder jener Situation brauchen. An so manchen Schicksalspunkten des Leben merken wir dann, wie schnell diese Maske von unserem Gesicht fällt. Ein Mann der den Verlust seiner Mutter zu beklagen hatte, sagte es ganz treffend: „Heute kann ich nicht den Wilden Mann heraushängen lassen!“ Und er traute sich, zu weinen. 

Wollen wir diesem anderen Ich begegnen? Die Fastenzeit lädt uns dazu ein. Wüste bedeutet für uns, mit den Versuchungen, ja mit dem Versucher selbst, fertigzuwerden. – Nicht nur mit den kleinen Versuchungen zum Stücken Schokolade am Abend oder zum Schluckerl Wein trotz Fastenzeit, sondern mit den großen Lebensversuchungen, Macht, Reichtum, Fatalismus – bin ja eh lebensversichert, unfallversichert, haftpflichtversichert, rechtschutzsversichert – was soll denn mir da noch passieren. 

Lassen wir uns vom Heiligen Geist in die Wüste unseres eigenen Ichs führen – suchen wir in dieser Fastenzeit Momente der Stille, der Begegnung mit uns selbst. Und vertrauen wir darauf, dass Christus an unserer Seite steht, der all die Versuchungen des Menschen und auch all unsere Ängste bis hin zur Todesangst mitgetragen und mitgelitten hat. Denn er ist – wie Paulus sagt – gestorben, um und Sünder zu Gott hinzuführen. In ihm hat Gott den neuen und ewigen Bund geschlossen. Noah war in seiner Treue und in seinem Glauben Vorausbild, Christus ist die Vollendung. 

Treten wir ein in die Wüstenwanderung – und finden wir so selbst unseren Platz im Gottesreich, dass wir lebendige Zeugen für das Evangelium Jesu Christi werden können. 

Amen. 

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