Hochfest Erscheinung des Herrn 6. Jänner 2020

Das heutige Evangelium von den drei Königen aus dem Morgenland, das ist so richtig ein Prachtstück für die Aufklärer von gestern und heute. Alles läßt sich in dieser Geschichte kritisieren: Legenden, Sterndeuterei, Weihrauchschwaden, Träume, bunte Kleider, orientalische Verzauberung – all der Aberglaube, der – wie so manche meinen – aus der Kirche ausgeräumt gehört. Mit unserer Vernunft des 21. Jahrhunderts haben wir dies alles doch überwunden. Heute gilt nur, was funktioniert, was man messen und zählen kann, heute gilt nur, was zu unserer Erfahrung und unserem eigenen Vorstellungshorizont paßt. 

Wir brauchen keine Engel mehr mit Flügeln; wir bringen den Menschen mit unserer Technik zum Fliegen. Wir schauen auf dem Mond nach und entdecken keinerlei Geheimnis dort, wir senden Sonden durchs Universum, ergründen fremde Welten, wir finden keinen Wunderstern von Betlehem.

Und doch verzaubert uns dieses Evangelium immer wieder; wir freuen uns, wenn es uns die Sternsinger vorsingen und vorspielen, und dazu Weihrauch aufduften lassen. Es gibt eben doch mehr, als wir messen und zählen können, und wir sehnen uns nach einer solchen verborgenen Wirklichkeit. Nirgendwo sonst wächst ja mehr Aberglaube, Esoterik, Suche nach verborgenem Sinn, als wo Wissenschaft und Technik alles zu erklären scheinen. 

Die Magier, die dem Stern folgen, sind keine solchen Astrologen, die die Regenbogenpresse bedienen, keine Frau H. aus der Tageszeitung, keine Frau R. mit ihrem Liebeshoroskop in einem Radiosender. Die Magier, die dem Stern folgen, sind weise Männer, die an eine führende Hand hinter dem chaotischen Geschehen unter Menschen glauben; weise Männer, die Gottes liebendes Herz erspüren, wo wir nur menschliche Ängste und Intrigen zu sehen meinen; Männer, die von Fügung reden, wo wir nur Zufall erkennen. 

Wo ich mich aber nicht mehr nur von meiner Berechnung, vom wirtschaftlichen Kalkül, vom Zähl- und Meßbaren leiten lasse, wo ich einem vertraue, der Halt meines Lebens ist, da beginnt das Fest.

Da schwinden meine Ängste, da weiß ich mich auf dem richtigen Weg zum Leben.

Die griechischen Väter nennen das heutige Fest „ta phota“ – Lichter. Denn sie schauten auf die Neugetauften, die herausgestiegen sind aus dem Jordan, mit brennenden Lichtern in den Händen. Es geht um ein Aufleuchten des Gottesgeistes über dem Herrn und über seinem Volk, über dem neuen Jerusalem. Es geht darum, Gott als Halt des Lebens, als den, der unser Leben erleuchtet und durchgeistigt, zu feiern. 

Es ist der Tag der Weltkirche, es ist das Fest der Kirche, die sich berufen weiß aus den Völkern und Nationen, die sich berufen weiß zum Licht, das Gott schenkt, wo seine Herrschaft die Finsternis durchstrahlt. Jesaja redet davon, wie alle Welt jubelnd zu dem kommt, der die ganze Erde zum Frieden führen wird. 

Erscheinung des Herrn darf auch für uns das Aufstrahlen des Hoffnungslichtes für unser Leben sein. Überlassen wir ihm unsere Zukunft, dem Gottessohn, der unser menschlicher Bruder geworden ist, dem Menschensohn, der uns die Gotteskindschaft wieder zurückschenken will.

Das dürfen wir heute feiern, und darin – wie es bei Jesaja heißt – „die ruhmreichen Taten des Herrn verkünden. 

Amen. 

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