1. Adventsonntag B - 29.11.2020

Unser Herr Jesus Christus nennt unter den Dienern, die der Hausherr mit verschiedenen Aufgaben betraut, explizit den Türhüter. Denn an ihm will Jesus deutlich machen, was für die Apostel gilt. Und damit auch für alle Christen. 

Es geht um den klaren Aufruf zur Wachsamkeit. Denn der Herr kann jederzeit wieder kommen. Wenn wir das Bild, das Jesus hier zeichnet, genauer betrachten, dann merken wir auch, dass es auf die Nacht verweist, in dem der Menschensohn kommt. 

Beides - den Zeitpunkt und den Auftrag zum Wachen - wollen wir für den Advent genauer betrachten. 

Die Nacht ist normalerweise die Zeit, wo man schläft. Dass es da einzelne Ausnahmen - manchmal auch unter Seminaristen - gibt, sei jetzt einmal vernachlässigt. Es ist also jene Zeit, wo Wachen besonders wichtig wird, weil jener, der wacht, herausragt aus der großen Zahl derer, die schlafen. 

Zugleich ist die Nacht aber auch ein Sinnbild für die ganze Zeit bis hin zum Kommen des Herrn. Sie kennen ja jene Synonyme für diese Zeit, wie wir sie oft auch besingen. Vom Tal der Tränen im Salve Regina, bis zur dunklen Nacht. 

Nacht mit ihrer Dunkelheit und den übrigen Konnotationen steht natürlich auch dem „Tag des Herrn“ gegenüber. Denn, wenn der Herr kommt, dann bricht das Licht SEINES Tages herein, das das Dunkel vertreibt. Doch bis dahin herrscht eben Dunkel der gegenwärtigen Zeit in dieser Welt, in der die meisten Menschen schlafen. Im Dunkel tun sich die Augen schwer, etwas zu erkennen. Wir sind beinahe blind, vor allem, wenn wir vorher von „künstlichen Lichtern“ geblendet wurden. Diese Blindheit in der Nacht ist ein wunderbares Sinnbild für die Situation des Menschen. Wir erkennen die Wirklichkeit oft nicht, wir schlafen den Schlaf der UNgerechten, wir sind schwach und leicht angreifbar für das Böse. Wer schläft, kann leichter überfallen werden als jener, der wach oder wachsam ist. 

In der Denkweise des ersten christlichen Jahrhunderts war der Schlaf eben auch gerade das Sinnbild für das Dahindösen der Menschheit, für Menschen, die sich mit Halbwahrheiten zufrieden gaben. - Ein wunderbares Bild auch für unsere heutige Zeit. 

 

Wer aber die Anstrengung auf sich nimmt, trotz der Nacht, trotz der eigenen Müdigkeit (und dies auch in übertragenem Sinne), wach zu bleiben, der nimmt den Tag in gewisser Weise vorweg. Er denkt an den Tag, er will es nicht verpassen, wenn der Herr endlich kommt. 

Jesus redet nicht intensiv vom Kommen des Herrn, sondern er wendet unseren bBlick auf den Türhüter. Wenigstens einen gibt es, der auf das Kommen des Herrn wartet. Natürlich ist es kein ängstliches Wachen, wie auf einen Dieb, sondern ein sehnsüchtiges Wachen. Ein Erwarten des Herrn voller Hoffnung und Liebe. Und damit sind wir bei der Grundhaltung, die wir als Christen im Advent einnehmen müssen. 

Wenn wir Advent so feiern, dann versteigen wir uns nicht in fernen Utopien oder oberflächlichem Idyll, es geht uns nicht um überhitzte Fantasien über das Weltende, nicht um Untergangsprophetien oder Verschwörungstheorien, sondern um die Fragestellung, wie wir in Liebe zu unserem Gott, zu unserem Herrn Jesus Christus stehen. Es geht um die Frage Jesu an Petrus, die jetzt an uns gestellt wird: „Liebst du mich?“

Jesus fordert - wenn er uns den Türhüter als Beispiel vor Augen stellt - Radikales von uns. Wir sollten nur Gott im Blick haben, und damit die Realität und die Maßstäbe des kommenden Tages, des anbrechenden Tages des Herrn mitten in der Nacht vorwegnehmen. Es geht um ein Heraustreten aus der Gemütlichkeit eines lau und angepasst gewordenen Christentums, weg vom Wohlfühlgottesdienst, hin zum Erwecken eines kompromisslos wachen Verstandes. 

Der Türhüter muß in die richtige Richtung schauen. Er muss sein Auge an die Dunkelheit gewöhnen, und zugleich die Sehnsucht nach dem Licht des Tages nicht sterben lassen. 

Diese Einstellung lässt uns die Tage des Advents sinnvoll nützen, unserem Leben Sinn geben, unseren Wegen Richtung und unserem Hoffen und Streben ein Ziel: Das Kind von Betlehem, den Schmerzensmann von Golgatha, den Heiland und Erlöser. 

Amen. 

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