Verklärung des Herrn, 6. August 2017

Liebe Schwestern und Brüder, versammelte Gemeinde!

Wie stellen Sie sich Gott vor? Wie stellen Sie sich den Herrn Jesus Christus vor?

Vermutlich sind unsere Vorstellungen so verschieden wie die Vielzahl der Bilder, die uns die Kunst der letzten zweitausend Jahre geboten hat. 

Bei Gott Vater ist es noch viel schwieriger. Und wir täten gut daran, hier wirklich das alttestamentliche Bilderverbot einzuhalten. Denn Gott als uralten Mann mit weissem Rauschebart vorzustellen, ist in Zeiten, wo solche Klischees in der Werbung für die Öko-Fachleute angewendet werden, sicher irreführend. 

Doch Jesus Christus hat uns sein Antlitz gezeigt. Sein menschliches Antlitz. Den Menschen seiner Zeit. Und uns allen mit dem Abdruck auf dem Turiner Grabtuch, mit dem Schleier von Manoppello, dem Schweißtuch der Veronika. 

Das vera icon - das wahre Bild des Herrn -, vielleicht ist daraus der Name Veronika entstanden. 

Was wir über diese verehrungswürdigen Tücher erkennen, was die Jünger der damaligen Zeit sahen, war das menschliche Gesicht Jesu. 

Und dieses menschliche Antlitz, so großartig seine Ausstrahlung, seine Sympathie, etc. auch sein möge, zeigt nur einen kleinen Teil der Bedeutung dessen, der da als Mensch Jesus Christus in unsere konkrete Welt hineingeboren wurde, aufgetreten ist in seinem dreijährigen öffentlichen Wirken, der gekreuzigt wurde, gestorben ist und auferstand. Der heute zur Rechten des Vaters sitzt. 

In diesem Menschen Jesus Christus begegnet uns nicht irgend ein begnadeter Mensch, sondern der lebendige Gott selbst. In diesem Menschen Jesus Christus begegnet uns nicht nur eine vollkommen gelebte Nächstenliebe, sondern die unendliche Liebe des Vaters. 

In diesem Menschen Jesus Christus begegnet uns die zweite göttliche Person, der Sohn des Vaters. 

In diesen Augenblicken der Verklärung durften die Jünger dies schauen und erkennen. In diesen Minuten des Aufstrahlend der ganzen Wahrheit über den Gottessohn und Menschensohn.

Und auch uns würde es so ergehen, dass wir diesen Augenblick der vollen Erkenntnis gerne festhalten würden. Wie es dem Petrus ergangen ist.  Auch wir würden gerne drei Hütten bauen. Und selbst in dieser Schau verharren. 

Doch wie Petrus sind auch wir dazu gerufen, den Herrn in der Fülle seiner Wahrheit in unsere konkrete Welt „hineinzuglauben“. Zeugnis für ihn abzulegen vor unseren Mitmenschen. Von der Barmherzigkeit des Vaters, von der Liebe des Sohnes, die bis in den Tod geht. Von der Kraft des Geistes, der uns überhaupt erst zu diesem Zeugnis befähigt. Genährt werden wir von der heiligen Eucharistie, wo uns der Herr verborgen unter den Gestalten von Brot und Wein begegnet. Und getrieben werden wir von der Sehnsucht, den Herrn einmal unverhüllt zu schauen. In all seiner Herrlichkeit, an der er seine Jünger in den kurzen Momenten der Verklärung hat teilhaben lassen. 

Amen. 

 

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