7. Sonntag im Jahreskreis A - 20. Februar 2017

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Wieder dürfen wir unsere Überlegungen vom letzten Sonntag fortführen. Das „Gesetz Gottes“, eines Gottes, von dem wir bezeugen, dass er „die Liebe“ ist, kann nur Gesetz der Liebe sein. 

 

So hören wir heute aus dem Buch Leviticus dieser Sammlung von Gesetzen, einen klaren Auftrag Gottes an Mose (und wir dürfen diesen Auftrag für uns als Kirche neu annehmen!): Rede zur ganzen Gemeinde, und sag zu ihnen: Seid heilig, denn ich, euer Gott, bin heilig. 

Hier schwingt jene alles überwältigende Aussage des Buches Genesis mit, dass Gott uns Menschen nach seinem Abbild geschaffen hat! Und dies ist nicht nur eine Feststellung, sondern ein Grundauftrag. Die Heiligkeit Gottes, sein „Liebe“-Sein, muss sich in unserem Leben widerspiegeln. 

Und Gott nennt dem Mose auch sofort die praktische Anwendung dieses „Heilig“-Seins oder „Liebe“ seins: Keinen Hass gegen den Bruder im Herzen tragen. Auch den Mut haben, den Mitmenschen „in Liebe“ zurechtzuweisen, nicht rachsüchtig sein, nicht nachtragend, und - dieses Gebot wird der Herr Jesus Christus dann viele Jahrhunderte später als zweiten Teil des doppelten Liebesgebotes aufnehmen: den Nächsten lieben wie dich selbst. 

Das ist die Grundbotschaft Gottes an uns Menschen. Und wir könnten sie - im Geiste der „kleinen heiligen Therese“ formulieren: „Seid die Liebe inmitten der Kirche, weil ich die Liebe schlechthin bin“. 

Ich weiss, dass wir heute mit dem Wort „Liebe“ so unsere Probleme haben. Gemeint ist nicht das Gesülze aus den Mittwoch-Abendfilmen im Fernsehen. Und auch nicht der Absturz in Pornografie und Promiskuität, mit dem Liebe heute allzu schnell verwechselt wird. 

Die Liebe, die Gott dem Mose vor Augen hält, ruht auf einem ganz anderen Fundament. Paulus hat es uns heute gezeigt: „Ihr seid Gottes Tempel“ sagt er. Gottes Tempel durch die Taufe, durch das Besiegeltwerden mit dem Heiligen Geist. Das ist ja der große Unterschied des Christentums zu allen anderen Religionen: Wir müssen uns nicht auf die Suche nach Gott machen, wir brauchen nicht von uns aus eine Verbindung zu erarbeiten. Gott ist schon längst da. Er hat diese Verbindung mit uns durch den Heiligen Geist aufgebaut. In Taufe und Firmung. Und an uns liegt es, dies täglich neu wahrzunehmen. 

Jesus rückt den Blick der Jünger im Evangelium zurecht. Er zeigt ihnen, - wie das Buch Levitikus es schon als Auftrag Gottes an Mose gezeigt hat, was der Kern des göttlichen Gebotes ist. Nicht das „Aug um Aug, Zahn um Zahn“, sondern die Haltung des Verzeihens, der Bereitschaft, wirksam den Frieden zu stiften. Und der Herr geht einen Schritt weiter. Unser christliches Leben erhält dann wirkliche Strahlkraft, wenn sich unsere Haltung und unser Tun aus dem Einheitsbrei allgemeiner „Weltethik“ heraushebt. Feindesliebe, Bereitschaft, täglich einen Schritt der persönlichen Heiligung, einen Schritt hin zu einer - dem Menschen möglichen - „Vollkommenheit“ zu machen. 

Denn Jesus schließt den Bogen hin zur Schöpfung, zur Gottebenbildlichkeit des Menschen. Ich sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist. 

Tun wir unsere nötigen Schritte, auch wenn sie uns oft klein erscheinen. Aber gehen wir in die richtige Richtung. 

Amen. 

 

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