2. Adventsonntag - 4. Dezember 2016

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

„Es ist ein Ros enstprungen, aus einer Wurzel zart!“ So ist uns jene Verheißung des Propheten Jesaja in Liedform seit Kindertagen bekannt. 

Jene Verheißung die dieser so unheilen Welt Heil und Rettung, Frieden und Zuversicht verspricht.

Und gleichzeitig mit dieser Verheißung zeigt sich eben die Schmerzbeladenheit unserer Welt. Es gibt nicht überall Frieden, im Gegenteil, das Unheil des Krieges an so vielen Orten unserer Erde belastet unsere Seelen.  Der radikale Islamismus hat Not und Elend über Syrien und Irak gebracht. Der islamistische Terror bedroht unsere westliche Welt. Wir sind gezwungen, unsere Werte, auf die wir so stolz waren - offene Grenzen, freies Europa - zu überdenken. Es liegt eben noch nicht der Löwe neben dem Lamm. Der Starke nützt nach wie vor den Schwachen aus. Der Schwächere geht auch in unseren von sozialen Netzen durchzogenen westlichen Gesellschaftsordnungen oftmals unter. 

Es gibt Böses und Verbrechen . Dies ist eine Tatsache unserer Welt und unserer Zeit. 

Umsomehr ist solch eine Verheißung wie eine milde Salbe auf den Wunden dieser unserer Gesellschaft. Wie sehr würden wir uns den Frieden wünschen. Zuerst den Frieden des Herzens, der dann ausstrahlen kann in die eigene Umgebung, letztlich in die Völker, der ein neues Miteinander möglich macht, vor allem auch für die Verantwortlichen unserer Kirche. 

Wie sehr bedarf doch unserer Zeit dieses Geistes des Rates und der Stärke, der Frömmigkeit und Gottesfurcht! Wo zumeist der Ungeist eines menschlichen Vernunftdenkens - das auf Schwäche und Sündhaftigkeit aufbaut - regiert, wo Gott aus den Berechnungen eliminiert wird, wo alles vom Menschen selber gemacht und gelöst werden soll - Wo aber der Mensch doch allzubald an eine Grenze stößt, die er nicht mehr überschreiten kann.

Es sollte in unserer Zeit der Ruf noch lauter werden nach jenem Heiland der Welt, nach dem Messias, diesem Christus, der - wie uns Paulus sagt - um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener geworden ist.  Die Sehnsucht nach diesem Heiland der Welt läßt uns aufblicken und nachdenken über unsere eigene Berufung, unseren Platz, auf den Gott uns in seiner erbarmenden Liebe gestellt hat. 

Sind nicht wir es, die den Namen des Herrn tragen, die sich Christen nennen, die auf den Namen des dreifaltigen Gottes getauft sind, die heute - wie damals der Täufer Johannes - zum Rufer und Mahner für diese verworrene Welt werden müßten?

 Sind nicht wir es, die heute den Menschen in prophetischer Art verkünden sollten, daß nicht alles verloren ist, daß nicht alles endgültig verknotet und verwickelt ist, was Menschen in ihrer Kurzsichtigkeit und Schwäche kaputt gemacht haben, sondern daß da ein Keim im entstehen ist, daß da ein Heiland und Retter unaufhaltsam und machtvoll seinen Schritt durch unsere  Zeit lenkt, dem zu folgen es wert ist?

Wir sind die letzte Bibel, die die Menschen noch lesen - so wurde bereits vor fast 700 Jahren gedichtet. Wir sind es, die von Gott aufgerufen sind in diesem Neuheidentum der Gesellschaft, in dieser Säkularisierung der Welt, in diesem Zusammenbruch jeder göttlichen Ordnung zugunsten des menschlichen Hochmutes treue und unerschrockene Zeugen für die Allmacht und Barmherzigkeit unseres Gottes zu sein. 

Denn er hält wirklich die Wurfschaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Den Weizen, das gute Korn, jene, die ihm angehören wollen, holt er in seine Scheunen ein, sie dürfen Heimat, Freude, Gemeinschaft mit ihm erleben - wie wir hier in dieser Kirche bei diesem Gottesdienst seine Gemeinschaft so tief erfahren dürfen.

Die Spreu aber, jene, die sich abspalten von der Wahrheit, die einzig und allein in Gott und seinem eingeborenen Sohn ist,  die überläßt er dem Feuer, dem Feuer der eigenen Leidenschaften, des Hasses und des Zornes, der aus dem Menschenhochmut entspringt. 

Wir sind vom Herrn gerufen, wir sind Ecclesia, die Herausgerufenen!  Nehmen wir diesen Ruf ernst und seien wir leuchtende Zeugen Seiner Ankunft und seiner heilenden und erlösenden Liebe.

Amen. 

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