CHRISTKÖNIGSSONNTAG – 26. NOVEMBER 2023

 

»Ich werde sie retten aus allen Orten« – So haben wir aus dem Buch Ezéchiel soeben gehört. Eine Zusage Gottes an sein Volk. Eine Zusage, dass Gott als Guter Hirte für sein Volk sorgen will. Dass er die verirrten Schafe sucht und sammelt, dass er seinen Schafen Ruhe und Sicherheit schenkt, dass er für Recht zwischen Schaf und Schaf sorgt.

Auch wenn wir Menschen mitunter nicht gerne mit Schafen verglichen werden wollen – es sind ja eher schimpfliche Bezeichnungen, wenn wir jemanden »Du Schaf« nennen – so dürfen wir die Sehnsucht Gottes, seine Grundhaltung uns Menschen gegenüber, herauslesen. Gott ist der Gute Hirte. 

Dies ist ein erster Zugang zum heutigen Festgeheimnis. Es ist eine erste Antwort auf die Frage, wie das Königtum Gottes in dieser Welt, das Königtum Christi zu charakterisieren ist. 

Nehmen wir nicht Maß an den Königs- und Herrscherhäusern unserer Welt! Nicht an den Skandalgeschichten in den bunten Wochenzeitungen, nicht an den Berichten von Machtmissbrauch, Korruption, Reichtum auf Kosten des armen Volkes, Versklavung und Unterdrückung. Das ist kein Bild für unseren Gott, der auf jeden Einzelnen zugeht und wie der Gute Hirte auf jedes Schaf achtet. Blicken wir auf die Worte des Ezéchiel, der uns ein ganz anderes Bild vom Königtum Christi zeigt. 

Auch Paulus spricht von diesem einen und einzigen Herrscher Jesus Christus, der als Letztes dem Tod die Macht nimmt durch seine Auferstehung. Gott soll alles in allem sein. So endet die heutige Textstelle aus dem ersten Korintherbrief. 

Und im Evangelium hören von der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus, von seinem letztgültigen Richtspruch über uns Menschen. 

Es überrascht vielleicht, dass hier nicht die Rede ist vom eifrigen Gebetsleben, vom täglichen Besuch des Gottesdienstes, vom Zeugnis für das Evangelium. Schon gar nicht von philosophischer oder theologischer Bildung. 

Was für den ewigen König wirklich zählt, ist unsere Haltung der Nächstenliebe. Es sind die Werke der Barmherzigkeit, die hier aufgezählt werden: Den Hungrigen zu essen geben, den Durstigen zu trinken. Die Fremden nicht abweisen, sondern aufnehmen, den Armen das geben, was sie brauchen – hier durch die Kleidung für die Nackten ausgerückt – auch auf jene nicht vergessen, die krank sind. Und zuletzt auch niemanden auszustoßen oder zu vergessen, der durch eigene Schuld ins Unheil gekommen ist, die Gefangenen stehen dafür Pate. 

Es ist ja interessant, dass die Guten dieser Gleichnisrede ganz genau zwischen den einzelnen Werken der Barmherzigkeit und damit zwischen den Menschen und ihren Bedürfnissen unterscheiden, während die Bösen völlig undifferenziert ihr Nichttun ohne Berücksichtigung des konkreten Menschen oder der konkreten Not abtun. 

Was vor diesem ewigen König wirklich zählt, ist unser Blick auf unseren Nächsten. Auf seine Nöte und Bedürfnisse. Das II. Vatikanische Konzil hat es so treffend im Dokument »Gaudium et spes« ausgedrückt: 

»Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.«

Das ist das rechte Bild vom wahren König Christus. Nichts Menschliches übersieht er oder negiert er. Und wir sollen nach seinem Vorbild handeln. 

Amen. 

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