„So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus: ... ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, ohne dass du mich kanntest.“ (Jes 45,4) Gott wirkt durch einen Heiden, einen Menschen, der Ihn nicht kennt und nicht bekennt. Unter Heiden verstehen die Autoren der Bibel Anhänger des Vielgötterglaubens. Kyrus war König von Persien im 6. Jh., eroberte Babylon und entließ die gefangenen, verschleppten Juden in ihre Heimat. Jeder, der wieder nach Judäa wollte, konnte gehen und sich am Wiederaufbau des Tempels und der Stadtmauern beteiligen. Im Londoner British Museum ist eine Steinzylinder aus dem 6.Jh.v.Chr. erhalten, der einen historischen Hinweis darauf gibt. Kyros wird zitiert: „Die Einwohner Babylons befreite ich von ihrem Joch“ (Herders Neues Bibellexikon 458). Es ist ein faszinierender Gedanke, dass sich Gottes Wirken nicht auf Gläubige beschränkt. Er tut alles für Sein Volk: „Um meines Knechtes Jakob willen, um Israels, meines Erwählten, willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen.“ (Jes 45,4) Das öffnet einen neuen Blick auf die Menschheitsgeschichte und auf unsere Umgebung. Gott wirkt durch Menschen, um Menschen zum Heil zu bringen. Die Kirchenväter bekannten, dass der Samen des Wortes Gottes in den Schriften der griechischen heidnischen Philosophen zu finden ist. Wir können aus Gesprächen mit nichtgläubigen Freunden berichten, dass wir durch sie eine tiefere Gotteserkenntnis gewonnen haben.

Den Kontakt mit Andersdenkenden nicht abzubrechen, unterscheidet religiöse Menschen von Sektenanhängern. Wenn Menschen ihre Meinung äußern oder Fragen stellen, werden wir nachdenklich. Wir beschäftigen uns tiefer mit dem Geheimnis Gottes. Manchmal verwenden sie andere Begriffe. Aber man spürt, dass das Mysterium Gottes in ihnen wirkt. Ich habe diese Erfahrung bei einer Familie gemacht, die ich besuchen durfte. Als ich mit dem Rad ankam, fragte der Sohn – wahrscheinlich hat er sich versprochen: „Was macht der Papst heute bei uns?“ Nachdenklich sagte er dem Vater, er könne nicht verstehen, wie der Pfarrer an die Schöpfung in sechs Tagen glaubt, wenn er sich doch einmal mit Chemie beschäftigt hat. Provokante Fragen sind ein Anstoß zum Nachdenken. Man kann einfach „den Spieß umdrehen“ und den Fragenden verunsichern, zum Überlegen bringen.

So machte es Jesus mit einigen Pharisäern, die ihn mit einer Frage provozieren wollten. Sie wollten Ihm eine Falle stellen. Wenn Er sagt, dem Kaiser ist die Steuer zu bezahlen, macht Er sich zu einem Unterstützer eines Heiden. Das Bild des Kaisers wurde als Gottesbild auf römische Münzen geprägt. Christus lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er nützt die Provokation zu einer tiefsinnigen Aussage, die seine Zuhörer nachdenklich machte. Seine Antwort ist klar und verblüffend: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21)

Wir leben in einer Welt, die Gott nicht kennt oder kennen will. Deshalb ziehen wir uns nicht zurück. Wir suchen Gottes Spuren gerade in dieser Welt, in der Er uns berufen hat. Wir gehören Gott durch die Taufe. Das macht uns sicher, dass wir auf dem richtigen Weg gehen. Alles, was im Leben passiert, was wir hören, erleben, lässt uns Gott näherkommen. Das ist das Schöne an der christlichen Berufung, wie Paulus an die Thessalonicher schreibt: „Wir wissen, von Gott geliebte Brüder und Schwestern, dass ihr erwählt seid.“ (1 Thess 1,4)

Amen

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