25. Sonntag im Jahreskreis A – 21. September 2023

Die Gewerkschaften steigen auf die Barrikaden, die Sozialpartner drücken in Interviews ihre Bestürzung und ihren Protest aus. Ein Großunternehmer bezahlt Arbeitern für einen ganzen Tag nicht mehr als für eine Stunde Arbeit. Welche Ungerechtigkeit!

Haben wir es also mit einem ungerechten Gott zu tun? Einem Gott, der launisch und willkürlich ist, der nach seinem Eigenwillen zuteilt, auch wenn es ungerecht ist in den Augen der Menschen?

Das Gleichnis Jesu ist nicht als Rechtsgrundlage für das österreichische Arbeitsrecht, noch weniger als Grundsatzpapier für die Gewerkschaften gedacht. Ihm geht es um etwas ganz anderes - ihm geht es um die Situation, die heute stärker zu Tage tritt denn je. 

Blicken wir auf unseren Erdball. Viele Menschen - auch in unserem Land, in unserer Gemeinde - wissen nichts von Christus. Andere wissen zwar von ihm, aber kennen ihn nicht als unseren Erlöser, der uns Freunde genannt hat und unsere Freundschaft sucht. Gott ist für sie nur „irgendetwas Höheres“, eine unbegreifbare „Macht“, aber nicht jener „menschliche“ Gott, der uns in Jesus Christus begegnet ist. 

Der heilige Papst Johannes Paul II. kommentierte dieses Gleichnis vom Weinberg ausführlich in seinem Apostolischen Schreiben „Christifideles Laici“, das von der Berufung und der Sendung der Laien in der Welt handelt. Er schreibt: „Die Arbeit, die alle im Weinberg des Herrn erwartet, ist so groß, dass kein Raum für Untätigkeit bleibt. Der ´Gutsbesitzer´ wiederholt ausdrücklich seine Einladung: ´Geht auch ihr in meinen Weinberg´“

So merken wir schon, dass wir hier in den Kategorien des Arbeitsrechtes nicht weiterkommen. Denn es geht nicht um irgendeinen Lohn für eine „Arbeit“ - es geht um den Lohn des Ewigen Lebens, des Himmelreiches. Und der kann nicht größer oder kleiner sein. Ewige Seligkeit in menschlichen Abstufungen und Gehaltsklassen? - das gibt es bei Gott nicht!

Wichtig ist aber der Aufruf „Geht auch ihr in meinen Weinberg!“ - den wir selst täglich neu vernehmen - und darauf antworten - sollten. Gregor der Grosse ermahnt uns, nicht gleichgültig zu bleiben. Er sagt: „Überprüft eure Lebensweise, geliebteste Brüder, und seht, ob ihr schon Arbeiter des Herrn seid. Ein jeder von euch überdenke, was er tut und überlege, ob er dem Weinberg des Herrn dient.“

Mit diesem Eintreten in den Weinberg des Herrn erfüllen wir auch den Aufruf des Propheten Jesaja, der uns heute sagt: „Sucht den Herrn, solange er sich finden läßt!“

Amen. 

 

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