Das Evangelium von der Kanaaniterin ist auf den ersten Blick verstörend. Jesus vergleicht ihre Bitte mit dem Essenswunsch von Hunden. Unerwartet zeigt sich aber gerade in diesem Evangelium die Herzlichkeit Jesu. Wie kann das sein?

Die Kanaaniterin gehört zu denen, die nicht an den Gott Israels, an JHWH glaubten. Mose warnte die Israeliten davor, sich mit ihnen einzulassen. Er fürchtete zu recht, dass diese Beziehungen ihren Glauben an JHWH verwässern würden. Ahab und seine Frau Isebel sind ein Beispiel dafür, wie allmächlich der Baalsglaube in Israel Fuß fasste. Der Prophet Elija kämpfte mit allem Eifer dagegen. Die Schlange im Buch Genesis ist Symbol für den fremden Aberglauben, den viele Israeliten übernahmen.

Christus ist klar. Seine Mission gilt zuerst den Juden, dem Volk Gottes. Es ist gefährdet. Es hat sich von Gott entfernt. Deshalb ist Gott dem Volk durch die Menschwerdung so nahe gekommen wie nie zuvor. Die Jünger spielen dabei eine nicht ganz eindeutige Rolle. In der heutigen Übersetzung steht, dass sie Ihn baten: „Schick sie fort, denn sie schreit hinter uns her!“ In der alten Übersetung stand, dass sie Ihn ersuchten, er solle sie von ihrer Sorge befreien. Der griechische Text lässt offenbar beide Übersetzungen zu.

Jesus bleibt gegenüber den Bitten der Kanaaniterin nicht kalt. Er erhört sie. Wollte er uns damit zeigen, dass im Bitten nicht nachlassen sollten? Wollte er die Jünger auf den tiefen Glauben der fremden Frau aufmerksam machen, die nicht zum Volk der Juden gehörte? „Frau, dein Glaube ist groß.“

Jesus Christus ist klar in seiner Mission. Er hat gleichzeitig ein feines Gespür für die Not des Augenblicks. Er zeigt uns an seinem Beispiel, wie wir auf andere reagieren sollen, die sich an uns wenden. Die Herzlichkeit, das Erbarmen Gottes zeigt sich durch Jesus.

Ein beeindruckendes Zeugnis dieser Erfahrung ist die Christusikone im Katharinenkloster auf dem Berg Sinai. Dort ist Jesus mit einem strengen, klaren Blick des einen Auges und mit einem barmherzigen, tränenreichen Blick des anderen Auges dargestellt. Die zwei Gesichtshälften zeigen das menschliche Antlitz des einen Gottes: Er ist strenger Richter und barmherziger Vater.

In unserem Leben gibt es immer wieder diese Situationen, wenn uns andere Menschen scheinbar von unseren Plänen abhalten. Kinder sind ein leuchtendes Beispiel. Sie wollen die Aufmerksamkeit der Erwachsenen sofort und jetzt. Ein Aufschub wird nicht akzeptiert. Und wenn wir uns einem bittenden Kind zuwenden, von unseren wichtigen, erwachsenen Anliegen einen Moment Abstand nehmen, werden wir reich belohnt. Wir bemerken, wie ein Mensch in unserer Aufmerksamkeit Bestätigung findet, wächst, sich entfaltet.

So brachte Jesus Christus der Kanaaniterin die Aufmerksamkeit Gottes. Ihre Tochter wurde gesund und die Seele dieser Frau erblühte. Amen.

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