„Ihn habt ihr nicht gesehen und dennoch liebt ihr Ihn; ihr seht Ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an Ihn...“ (1 Petr 1,8) Wie kann man jemandem vertrauen, den man nicht sieht? Wir leben aus der Überlieferung unserer Religion. Und gleichzeitig ist es faszinierend zu fragen: Was ist Auferstehung? Wie kann man sich den Himmel vorstellen? Manche Philosophen meinen, Religion wäre nur dazu da, um von der harten Realität des Lebens abzulenken. Aber warum weihen Menschen ihr Leben im Glauben? Warum investieren sie so viel in etwas, was manche als Illusion ansehen?

Der Apostel Thomas war nicht dabei, als Christus am ersten Tag nach Seiner Auferstehung den Jüngern erschien. Er zweifelte daran, dass sie wirklich Christus gesehen hatten.  Aber er ging doch zu ihrem Treffen acht Tage darauf. Er zweifelte, hörte aber nicht auf zu suchen. Vielleicht hatte Petrus Seinen Mitapostel Thomas vor Augen, als er schrieb: „Ihn habt ihr nicht gesehen und dennoch liebt ihr Ihn; ihr seht Ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an Ihn...“ Dass Jesus Seinen Apostel Thomas direkt ansprach, muss ihn tief beeindruckt haben. Jetzt konnte er die Wundmale an den Händen Jesu sehen. Er konnte Seine verletzte Seite sehen. Die Antwort war schlicht und gleichzeitig außergewöhnlich: „Mein Herr und mein Gott.“ (Joh 20,28) Was bedeuten diese drei Worte?

Thomas fand persönlich zu Christus. Er bezeichnete Ihn als den „Seinen“. Das bedeutet nicht, dass Christus nur ihm gehört, dass nur er zu Christus gehört. Wenn Thomas Ihn als denen „Seinen“ bezeichnet, ist das die innigste Form, die Zuneigung auszudrücken. Ich erinnere mich an eine Begebenheit in einem Museum in einem anderen Land. Ich war dort mit einer Gruppe von Schülern. Wir waren an diesem Tag die ersten. An der Garderobe gaben wir unsere Mäntel ab, weil es schon ein kalter Herbsttag war. Da umarmte mich die schon betagte Garderobenfrau und sagte „Sie gehören zu uns“ – aus Sympathie zur ganzen Gruppe. Ich war natürlich überrascht, aber es war von ihr ein ehrlicher Ausdruck der Sympathie. „Sie gehören zu uns!“ Und Thomas sagte zu Jesus Christus: Ich gehöre zu Dir!

Er nennt Ihn nicht einfach Jesus, sondern Herr. Das ist ein Wort, das den Bogen in das Buch Exodus spannt. Dort offenbart sich Gott aus dem brennenden Dornbusch dem Mose. Mose fragte Gott nach Seinem Namen, damit die Israeliten wissen konnten, wie Gott ist. „Ich bin, der ich bin.“ Auf Hebräisch ist der Gottesname Jahwe. Die Israeliten sprachen ihn aus Ehrfurcht nicht aus, deshalb schrieben sie „adonai“, „Herr“. Thomas spricht Jesus mit diesem Namen an und anerkennt Ihn als Gott, der aus dem Dornbusch sprach.

Durch das Wort „Gott“ bekannte Thomas, dass Jesus Christus der Urheber des Lebens ist. Dieser Tage erzählte mir eine Schüler, dass der Physiklehrer gemeint hatte: „Wer hat Gott erschaffen?“ Diese Frage überrascht und führt gleich zum Nachdenken. „Gott sein“ bedeutet „das Leben zu erschaffen“. Gott sein heißt, am Beginn von allem zu stehen. Deshalb schreiben wir an der Osterkerze das Alpha und das Omega, es ist das Bekenntnis des Thomas und aller Christen.

„Mein Herr und mein Gott!“ Der Hl. Thomas durfte sehen, und wir dürfen glauben – nicht aus Naivität, sondern aufgrund eines glaubwürdigen Zeugnisses. Amen.

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