Im Brief an die Hebräer wird beschrieben, warum Gottes Sohn Mensch geworden ist: „Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir bereitet; an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. Da sagte ich: Siehe, ich komme - so steht es über mich in der Schriftrolle -, um deinen Willen, Gott, zu tun.“ (Hebr 10, 5-7) Jesus ist erfüllt von dem Wunsch, den Willen Seines Vaters im Himmel zu tun. Alle Schwierigkeiten, jede Selbstüberwindung nimmt Er aus Liebe zu Gott auf sich. Warum tut Er das? Was bewegt Ihn zu dieser Liebe? Es ist Seine Freude, nach Gottes Willen zu handeln. Er macht ihn sich zu eigen. In dieser Einheit mit Gott kommt Jesus, der Gottmensch erst ganz zur Entfaltung.

Ich erlebe, wie viele Menschen mitwirken, um die heiligen Tage in unserer Pfarre vorzubereiten: das Backen von Lämmern, das Üben der Lieder, das Reinigen der Kirche, das Ratschen, Proben für die Liturgie. Männer und Frauen, Ministranten, Musiker, Feuerwehr, Messner, Priester – alle wirken zusammen, um mit Christus das Wunder Seiner Hingabe an Gott zu feiern. Dass Er Sein Leben für Gott hingegeben hat, hat unser Leben ganz verwandelt.

Heute am Gründonnerstag tritt das Priestertum Christi in den Vordergrund. Er bringt sich selbst dar. „Das ist mein Leib für euch. ... Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut.“ (1 Kor 11,24) Diese Worte gehören zur ältesten Überlieferung der Christen. Wenige Jahre nach dem Tod Jesu schriebe Paulus an die Korinther. Für die ersten gläubigen Christen war diese Überlieferung der Anlass, sich jeden Sonntag zu treffen, um die Eucharistie zu feiern. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Jesus Christus gibt sich selbst dem Willen des Vaters im Himmel hin, um uns vom Tod zu erlösen. Das bedeutet Priestertum: sich ganz in den Dienst Gottes zu stellen. Jeder Christ ist zu diesem Dienst in der Welt berufen, dort wo er gerade lebt, spricht, handelt, denkt. Konkrete Menschen beruft Gott zum Dienst als Priester in der Kirche, die Ihm ihr ganzen Leben weihen, um Seine Gnade in den Sakramenten weiterzugeben. Die Apostel waren die ersten. Im Letzten Abendmahl bekamen sie den Auftrag. Es ist kein gemütliches Zusammensein um einen Tisch. Auf dem Altar wird gegenwärtig, was Gott für uns am Kreuz getan hat. Sein Leiden, Seine Hingabe wird zur Quelle unserer Freude. Wollen wir Christus nachfolgen? Wollen wir in der Nächstenliebe auch zur Quelle der Freude für andere Menschen werden, die es so sehr brauchen, die traurig sind, die sich nach Heimat sehnen, die enttäuscht wurden, die von ganzem Herzen suchen? Wenn wir das wollen, können wir auch sagen: Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude (vgl. Ps 40,9). Gottes Willen zu tun braucht die Hingabe, auch die Entäußerung (vgl. Phil 2,7). Das bedeutet, dass wir in der Nachfolge uns selbst zurücknehmen, um Gott wahrzunehmen. Ein altes Lied, das wir am Karfreitag singen, bringt es so zu Ausdruck: „Christen sterbt euch selber ab. So will es Jesus im Grab.“ Der Text stößt das natürliche menschliche Empfinden ab. Wie könnte Jesus den Tod wollen? Er will nicht den Tod, Er will das Leben. Aber Christus weiß, dass Leben ohne Gott nicht möglich ist. Und dieses sogenannte „Absterben“ bedeutet nach dem Willen des Vaters zu streben. Das bedeutet, Priester Gottes zu werden – ob in der Welt oder im Dienst der Sakramente. Das bedeutet, die wahre Freude zu finden im Dienst an dem Herrn, der uns die Füße gewaschen hat:

„Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,12-15)

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