5. Fastensonntag A, 26. März 2023

Liebe Schwestern und Brüder!

Angesichts der heutigen Lesung aus dem Buch Ezechiel tut es gut, nicht nur den kurzen Text, der uns geschenkt wurde, zu betrachten, sondern direkt in die Bibel zu schauen, was denn Ezechiel in diesem Zusammenhang spricht. 

Denn  im weiteren Kontext ist von einer Vision die Rede: Ezechiel sieht sich darin in ein Tal voll ausgetrockneter Gebeine versetzt, die auf wunderbare Weise wieder lebendig werden. Er deutet diese Gebeine auf Israel, auf zerstörte Hoffnungen und Träume, die zu neuem Leben kommen. Das, was sie lebendig macht, ist der Geist Gottes.

Sind diese ausgetrockneten Gebeine im Tal nicht ein gutes Bild für manche Lebenssituation, die aussichtslos erscheint, für eine buchstäblich »ausgetrocknete Lebenssituation«, für eine »Wüste« im eigenen Leben?

 Dort, wo unsere Lebensträume durch einen Unfall, durch eine Krankheit plötzlich vernichtet werden. Dort, wo durch Todesfälle Hoffnungen vertrocknen, gestorben sind. Dort, wo durch den Verlust eines Arbeitsplatzes kein Ausweg aus dem finsteren Tal mehr sichtbar ist. Dort, wo eine Beziehung vertrocknet, am Ende ist. Dort, wo wir von Menschen enttäuscht werden, wo unsere Pläne durchkreuzt und unsere Zukunftshoffnung zerstört wird. 

 Jeder und jede von uns hat wohl eigene Beispiele, was diese »ausgetrockneten Gebeine« im eigenen Leben beschreiben und bedeuten können.

 Aber genau hier setzt das hoffnungsvolle Bild der Lesung ein: Ezechiel erfährt von Gott, dass er auch aussichtslose Situationen ändern kann; er kann Leben bringen, wo alles tot scheint. Durch den Geist Gottes bekommen sie neues Leben. Wie in der Schöpfungserzählung berichtet wird, dass durch Gottes Hauch der Mensch den Lebensodem bekommt, so werden hier die Gebeine durch seinen Geist lebendig.

 Dies ist auch die Erfahrung der Menschen um Jesus: Er kann einem Toten neues Leben geben. Lazarus beginnt auf seine Fürbitte wieder zu leben. Jesus ist als Mensch ergriffen vom Phänomen des Todes, von der Trauer der Angehörigen und Freunde. Er weiß selbst. Weil er ein Immanuel, ein »Gott mit uns« ist. Nicht fern, nicht abgehoben, sondern mitten in den ausgetrockneten Situationen unseres menschlichen Daseins, besonders in Not und Leid und Trauer. Er will uns das Leben schenken. Neues Leben, in seiner Gemeinschaft.

Und genau das ist das größte Geschenk bei der Taufe: Wir erhalten die Zusage: Du hast als Getaufter am Leben Christi Anteil – an jenem Leben, das schon durch den Tod der Kreuzigung hindurchgegangen ist.

Christus nimmt uns den Tod nicht ab – er ist Teil unseres Lebens; aber er nimmt den Stachel, das Schreckliche des Todes: Dieser Stachel, der ewiger Tod heißen würde; ein Ende in Sinnlosigkeit, im Nichts.

 Wäre der Tod das letzte, das absolute Ende; wäre dieses Leben hier alles, dann müsste jeder schauen, dass er nichts versäumt; dass man keinen Genuss auslässt.

Dann aber wäre dieses Leben total ungerecht: Es wäre ungerecht gegenüber jenen, die in arme Verhältnisse hineingeboren werden; es wäre ungerecht jenen gegenüber, die nur kurz leben; es wäre ungerecht jenen gegenüber, die ihr Leben, ihre Kraft für andere einsetzen. Wir glauben aber: Dieses Leben hat einen Sinn über den Tod hinaus; tote Gebeine werden wieder lebendig.

Ist das aber nicht eine billige Vertröstung auf das Jenseits? »Ja, nach dem Tod wird alles besser werden«? - Die Taufe sagt dazu: Das neue Leben beginnt nicht erst nach dem Tod, sondern schon jetzt; das Reich Gottes ist bereits am Wirken; der Geist Gottes weht längst hier und jetzt.

Die Stelle aus dem Ezechielbuch ist für mich die Aufforderung, Visionen zu haben.  Als Christen bekommen wir die Hoffnung, die Vision, in die Wiege der Taufe gelegt. Wo sind die Propheten und Visionen heute? Immer wieder ertönt der Jammerruf: Es gibt heute keine Propheten mehr. Wer kann uns hoffnungsvolle Wege in die Zukunft weisen?

Ich frage mich, ob wir nicht unsere gemeinsame Berufung von der Taufe her ernster nehmen könnten: Die Berufung, dass wir Anteil an Christi Priestertum, Prophetentum und Königtum haben.

Der Prophet Ezechiel spricht im Auftrag des Herrn – und plötzlich kommt Leben in die Gebeine. Jesus betet, und Lazarus wird wieder lebendig. 

Nur eine Vision? Unmöglich? Bei Gott ist nichts unmöglich! Auch heute!

Amen. 

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