Zwischen den Samaritanern und den Juden herrschte ein jahrhundertealtes Misstrauen. Beachtlich ist, dass Jesus mit der Samaritanerin spricht. Wir merken das aus der Verwunderung seiner Jünger. Das Gespräch zeigt, wie es Jesus versteht, einen Menschen im Gespräch zu begleiten. Die Samaritanerin erkennt in diesem Gespräch ihr eigenes Leben. Und sie erkennt, wer Jesus ist, dass Er der ersehnte Messias, der Christus ist. Schließlich kann sie den anderen Dorfbewohnern den Weg zu Christus zeigen. Sie kommen zu Ihm und glauben Ihm: „Nicht mehr aufgrund deiner Rede glauben wir, denn wir haben selbst gehört und wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt.“ (Joh 4,42)

Wir spüren aus dem Gespräch das Interesse der Frau. Sie ist neugierig, weil sie bemerkt, dass Jesus ihr Aufmerksamkeit schenkt. Sie fragt Ihn. Sie lässt nicht locker. Zuerst will sie das Wasser, dass den leiblichen Durst vertreibt. Dann erkennt sie, dass Jesus das Wasser schenkt, dass den inneren Durst stillt. Sie ist offenbar eine ruhelose Frau, wie es sich in ihren Beziehungen zeigt. Jesus weiß davon. Aber in diesem Gespräch zu zweit am Brunnen in der Stille des Mittags offenbart sich ihr eine neue Quelle der Ruhe: Das ist Christus. Er schenkt das Wasser, das im Menschen zu einer Quelle wird, deren Wasser ins ewige Leben fließt. Die Frau, die so sehr im Diesseits verankert ist, sucht den Weg zum ewigen Leben.

Haben Sie das schon erlebt, dass ein Mensch das Leben sucht, aber es nicht finden kann? Haben Sie schon selbst gespürt, wie sich für Sie eine Quelle erschließt, die Ihren Durst stillt? Oft ist es ein langes Warten und Suchen, auch ein Umherirren. Aber in dem Fragen der Samaritanerin, in ihrer Neugierde erkennen wir, dass das Suchen nie umsonst ist.

Die Israeliten in der Wüste verloren die Geduld. Mose schrie deshalb verzweifelt zum Herrn: „Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig und sie steinigen mich.“ (Ex 17,4) Unsere Seele kann auch schreien, den Herrn anflehen, ans Äußerste gehen. Sie sehnt sich nach der Liebe Gottes, die wir aber nicht erzwingen können. „Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Röm 5,5) Manchmal ist es nur noch die Hoffnung, die uns hält, manchmal sind es andere Menschen, die uns diese Hoffnung schenken. Aber immer ist es die Kraft Gottes, die uns trägt – auch wenn wir sie nicht wahrnehmen können. Das ehrliche Suchen ist das Anbeten im Geist und in der Wahrheit, von dem Jesus zur Samariterin spricht.

Amen

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