30. Sonntag im Jahreskreis A - 25. Oktober 2020

Liebe Gläubige!

Ganz grundlegende Verhaltensregeln hat uns das Buch Exodus heute gegeben. Unseren Umgang mit Fremden, mit Witwen und Waisen, jenen also, die irgendwo am Rand stehen, die nicht gerade als „Glückskinder“ dieser Welt sind, dürfen wir so überprüfen und unter dem Licht des göttlichen Gesetzes neu bewerten. 

Einen kleinen Ausschnitt aus den zahlreichen Gesetzes-und Gebotslisten des Alten Bundes haben wir hier gehört. 

Und fernab von all diesen Aufzählungen der Verhaltensregeln des Menschen, die ihn damit zu einem „Gerechten“ machen, einem, der ein offenes Ohr für Gottes Gebot hat, ist uns Menschen doch auch eine Vielzahl von Regeln und Verhaltensnormen, Gesetzen und Geboten eingefallen. 

Zugegeben: Unser Leben ist kompliziert geworden. Was wäre der Straßenverkehr ohne eine klare Straßenverkehrsordnung, was wäre die Wirtschaft ohne klare Regeln und Gesetze. Was wäre das persönliche Leben, das Zusammenleben mit anderen, ohne eine gewisse Sicherheit gesetzlich abgesichert und festgeschrieben zu haben. Was wäre die Pandemie ohne die täglich sich ändernden Regeln unserer Regierungen, die selbst von der Situation im höchsten Maße gefordert, manchmal auch überfordert sind. 

 

Aber eine Frage stellt sich angesichts der Worte des Evangeliums schon: Haben wir nicht das Einfache, das Gott uns schenken will, selbst sehr kompliziert gemacht?

 

Die Pharisäer versteckten sich zur Zeit Jesu hinter der Unzahl an Geboten und Verboten. Sie alle einzuhalten war dem „Normalsterblichen“ fast unmöglich. Und so hat die Last des Gesetzes unerträglich auf die Schultern des Volkes Israel gedrückt. 

Jesus geht es darum, uns den einfachen Willen Gottes aus dieser Gesetzesflut herauszufiltern. Und er formuliert das „Höchste“ Gebot in seiner so klaren und einfachen Dualität: Gottesliebe und Nächstenliebe. Untrennbar verbunden. Das eine ist ohne das andere wertlos, das eine geht niemals ohne das andere. 

Aus der Komplexität eines unüberschaubaren Regelwerkes geht Jesus auf die Wurzel menschlichen Verhaltens zurück. „Liebe und tu was du willst“ wird Augustinus dann sagen. Und wir dürfen hoffen und uns täglich neu bemühen, dass all unser Tun ein Tun aus reiner Liebe Gott und zum Mitmenschen ist und immer mehr wird. Denn dann haben wir das Gesetz Gottes erfüllt. 

Dass es nicht leicht ist, dies zu erfüllen, liegt auf der Hand. Der Herr hat uns ja auch die Einfachheit, nicht die Leichtigkeit seines Weges versprochen. Und er ist es, den wir um Hilfe bitten müssen, dass uns dieser „einfache“ Weg der Liebe gelingt. 

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