26. Sonntag im Jahreskreis A - 27. September 2020

Liebe Pfarrgemeinde!

Von zwei Fragen wird die kleine Geschichte eingerahmt, die Jesus den Hohepriestern und Ältesten des Volkes hier erzählt. Das „Was meint ihr?“ am Anfang und das „Wer von beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt?“ am Schluss. Die Angesprochenen merken noch nicht, dass der Herr sie meint. Natürlich hat der erste Sohn den Willen des Vaters erfüllt, sagen sie. Und so erhält diese durchaus einfache Geschichte eine Tiefe, in der sich das Drama der Liebe Gottes und der Halsstarrigkeit von uns Menschen widerspiegelt. 

Jesus spricht hier zum „Establishment“ der damaligen Zeit. Selbstgerechte Menschen, die sich für treue Beobachter des Gesetzes hielten. Jene, die nicht merkten, wie der eigentliche Wille und Weg Gottes unter Verkrustungen menschlichen Beiwerks mehr und mehr aus dem Blick geriet. Jene, die meinten, die Mahnungen des Hl. Johannes des Täufers galten nicht für sie. Darum wirft ihnen Jesus vor: „ Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.“ 

Jesus spricht jene an, die ihr „rhethorisches Ja“ kultivieren und sich damit um die Chance der Reue und Bekehrung bringen. Sie sind so wie der Sohn, der zwar JA sagt, aber nicht tut, was der Wille des Vaters ist. Deshalb stellt Jesus ihnen die Zöllner und Dirnen gegenüber, Menschen also, die gar nicht auf die Idee kamen, sich als Gerechte zu bezeichnen. Diese aber haben dem Hl. Johannes Glauben geschenkt, haben sich bekehrt. Deshalb gelangen sie eher in das Reich Gottes als die Selbstgerechten, die zwar vordergründig als gläubig, als gerecht, als fromm gelten, jedoch hinter der Fassade ein ganz anderes Ich verbergen. 

Meint Jesus wirklich nur die Hohepriester und Ältesten von damals? Kennen wir nicht aus eigener Erfahrung die Kluft, die sich zwischen Denken, Reden und Tun öffnet? Die Erfahrung, dass manch guter Vorsatz eben nur Vorsatz bleibt, bis er am Ende vergessen wird? Vor allem aber kennen wir den inneren Widerspruch, der sich meldet, wenn wir uns mit dem Gott und unserer Kirche geschuldeten Gehorsam konfrontiert sehen. 

Doch da dürfen wir auf Jesus Christus selbst schauen. Die vollendete Form des Gehorsams zeigt sich bei ihm. Paulus drückt das in unvergleichlicher Schönheit und Wortgewalt im Hymnus des Philipperbriefs aus: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave

und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“

Christus gehorcht aus Liebe. Auch dort, wie am Ölberg, wo sich die menschliche Natur dagegen sträubt, will er vollkommen gehorchen, weil er vollkommen liebt. 

Wir dürfen uns selbst immer wieder eingestehen, dass unsere Liebe unvollkommen ist. 

Dass sie uns gelegentlich in die Nähe des widerspenstigen Sohnes aus dem Gleichnis bringt. Doch er große Trost wird uns zugesagt: Der widerspenstige Sohn entdeckt die Liebe zum Vater wieder. Er korrigiert das falsche Wort mit dem richtigen Tun. Er gehorcht. Und das großartige Wort der Umkehr aus Ezechiel wird an ihm Wirklichkeit. 

Und an uns, wenn wir die Worte Jesu ernst nehmen!

Amen. 

 

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