20. Sonntag im Jahreskreis A - 16. August 2020

Liebe Schwestern und Brüder!

Matthäus berichtet uns im heutigen Evangelium, dass sich unser Herr Jesus Christus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurückzog. Das Griechische verwendet hier ein Wort, das man durchaus auch mit „flüchten“ übersetzen könnte. Jesus wollte offenbar eine Zeitlang den Nachstellungen seiner Gegner entweichen, um sich in einer Gegend, wo er leichter unerkannt bleiben konnte, mehr den Jüngern zu widmen. 

Doch da kommt jene kananäische Frau aus jener Gegend zu ihm. Matthäus verwendet den alten Namen, den die Israeliten den Urbewohnern des Landes gegeben haben. Markus nennt diese Frau Syrophönizierin nach dem Namen der römischen Provinz. 

Gerade an dieser Frau erkennen wir, dass Unwägbarkeiten, Unvorhersehbares im Leben Jesu sehr wohl seinen Platz haben. Weil er ganz Mensch sein wollte, hat sich der eingeborene Gottessohn auch dem Unverhofften, dem Überraschenden und Zufälligen im menschlichen Leben ausliefern wollen. 

Wahrscheinlich wusste diese Frau nur, dass Jesus jenseits der Grenzen Wunder gewirkt hatte, sonst nichts. Doch dies genügt, dass sie alle Hoffnung für die Heilung ihrer Tochter, an der alle Ärzte bisher gescheitert sind, auf ihn setzt. Die vorerst harte Zurückweisung durch den Herrn erschüttert die Frau nicht, im Gegenteil, sie fällt vor ihm nieder, sie widerspricht ihm nicht, sondern läßt den Vorrang der Kinder Israels gelten, dennoch legt sie seine Worte zu ihren Gunsten aus. Zu dieser wunderbaren Situation sagt der Heilige Augustinus in seinen Bekenntnissen: „In dieser erleuchteten Antwort eines geängstigten Herzens sieht Jesus nur den Glauben, der ihn immer zu einem Wunder bewegen mochte.“

„Frau, dein Glaube ist gross!“, stellt Jesus fest. Er wendet sich der Not der Frau zu, er sprengt damit die Grenzen seiner Sendung hin in die kommende Weltkirche, weit über das Volk Israel hinaus. 

Viele Frauen und Mütter werden sich in dieser Frau wieder erkennen. Viele gläubige Mütter unserer Tage flehen zum Herrn wegen der Not ihres Sohnes, ihrer Tochter, die sich so oft vom Glauben abgewandt haben und fragwürdige Wege gehen. Sie ringen im Gebet um ihr Kind und folgen damit einer heiligen Tradition betender Mütter über all die Zeiten der Kirche von einer Monika, der Mutter des späteren Kirchenlehrers Augustinus, über die Mamma Margherita des Johannes Bosco oder der Mutter des Raimund, späteren Märtyrers Maximilian Kolbe. 

Christus steht auf der Seite dieser Frauen. Weil er ihren Glauben sieht, weicht er von seinem Wort ab, weil eine Mutter in Not in bittet, drängt es ihn, Wunder zu wirken. 

In Christus erfüllt sich die Prophetie des Jesaja, der in Gottes Auftrag die „Fremden“ hin einlädt zum Berg Zion. Und Paulus wird im Auftrag Christi der grosse Heidenapostel, der die frohe Botschaft zu jenen trägt, die nicht von Geburt an, sondern durch ihren Glauben an den einen und wahren Gott, durch ihre Hoffnung auf das Heil und durch ihre Liebe zum Gottessohn Jesus Christus eingefügt werden in die junge Kirche. 

Lassen auch wir uns einfügen in diese seine Kirche. Werden wir nicht müde in unserem Gebet, in all den Anliegen unserer Zeit - Stellen wir uns täglich neu die Frage, ob Jesus auch zu uns sagen würde: „Dein Glaube ist gross!“

 

Amen. 

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