17. Sonntag im Jahreskreis A - 26. Juli 2020

 

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war….“

Warum erzählt uns der Herr an diesen Sonntagen so viel vom Himmelreich - besser, warum schenkt er uns menschliche Vergleiche für das Unvergleichliche und Unvorstellbare? 

Weil er uns - so dürfen wir zuerst einmal antworten -  unsere Sinne und unser Herz für dieses Unvergleichliche und Unaussprechliche, eben für das Himmelreich öffnen möchte. 

Wie können wir „Himmel“ oder „Himmelreich“ beschreiben? 

Wenn wir ein Kind ein Bild malen lassen, dann ist es auffällig, dass der blaue Himmel meist nur ein Strich ganz oben am Bildrand ist. Als Religionslehrer habe ich dann die Kinder immer eingeladen, einmal beim Fenster hinaus zu schauen, um zu beobachten, ob der Himmel wirklich nur „ganz oben“ ist. Und die Kinder haben mit Erstaunen festgestellt, dass sich „Himmel und Erde“ berühren, am Horizont. 

Daher dürfen wir nochmals die Frage stellen: Wie können wir „Himmelreich“ beschreiben?

Wann beginnt dieses Himmelreich? - Nach unserem Tod, so einfach und gleich und für alle, nach dem weinseligen Lied: „Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind“? - Bei einer solchen Deutung, nicht nur jener der Weinseligkeit, sondern vor allem einer Verschiebung dieser Worte Jesu auf eine andere Welt, würden wir kräftig in die Irre gehen. 

Wörtlich sagt uns nämlich der Herr hier: „Gleich ist das Königreich der Himmel einem Schatz, verborgen im Acker..“

Es geht also ums Königreich, um die „Basileia“, (jenes mit „König“ zusammenhängende Wort, das uns auch den Begriff „Basilika“ - Königshalle - für einen spezielle Form des Kirchenbaues geschenkt hat).

Und von diesem Königreich Gottes sagt Jesus - und trägt den Jüngern auf, dies zu verkünden, dass es nahe ist. Schon jetzt angebrochen. Mit seinem Kommen, mit seiner Erlösungstat am Kreuz. Mit dem Sieg über Sünde und Tod, mit seiner Auferstehung, die uns eine neue Lebenshoffnung gibt, mit seiner Himmelfahrt, die uns die letztendliche Bestimmung des Menschen als Gottes vielgeliebtem Kind offenbart. Reich Gottes ist angebrochen, hier und jetzt, in unserer Welt, mit dem Kommen des eingeborenen Gotteswortes, des Gottessohnes, des Christus, des Gesalbten, des Messias, als Mensch  Jesus auf dieser Erde. 

Und dieses Königreich Gottes, dieses Himmelreich gleicht einem Schatz, der im Acker verborgen liegt. Der also nicht gleich sichtbar ist. Wo es Arbeit macht, ihn zu finden, wo man vielleicht sogar zufällig und unerwartet darauf stößt. So geht es uns doch mit dem Gottesreich. Das sehen wir nicht an den Strassenecken dieser Welt, wo ein Menschenreich, ja oft ein Todesreich sichtbar wird, Konsumisus, Sexualisierung, Spaßgesellschaft und Eventkultur, Terror im Namen der Religion, Ausbeutung, und so weiter. 

Das Königreich der Himmel, das Königreich Gottes, will sich finden lassen. - Und damit nicht genug: Sein Wert will erst erkannt sein. Wie es dem Mann ging, der den Schatz im Acker entdeckte, seinen Wert erkannte und alles andere verkaufte, um diesen Acker zu erwerben und den Schatz heben zu können. 

Um den Wert des Himmelreiches ermessen zu können, braucht es die Gabe der Unterscheidung, Scheidung der Geister, wie es der Hl. Ignatius nannte. Es braucht jene Gabe der Entscheidung, ja der Weisheit, um die der König Salomo auf seiner Wallfahrt betete. 

Um den Wert der Königsherrschaft Gottes in unserer Welt wirklich ermessen zu können, braucht es die tiefe Glaubensüberzeugung des Hl. Paulus, die er in seinem Römerbrief ausdrückt: "Wir wissen, dass denen, die Gott lieben,

alles zum Guten gereicht.“

Und wir dürfen heute um diese Gabe der Unterscheidung  beten: Dass wir Gottes Stimme aus den vielen Stimmen dieser Welt heraushören, möge sie oft noch so leise sein. 

Dass wir diesen Schatz im Acker aufspüren und seinen Wert ermessen lernen - immer neu. Und wenn Tausende andere, ja sogar unsere eigenen Familienmitglieder, den Wert nicht wahrnehmen, sich lieber mit den Menschenreichen, ja  oftmals „Todesreichen“ dieser Welt abgeben, anstatt nach dem Himmelreich zu streben - uns sollte es um die Bereitschaft gehen, alles andere herzugeben,  nur um dieses Himmelreich zu erringen. 

Erwarten Sie nun ein Rezept, wie wir dies am besten bewerkstelligen? - Ein solches gibt es nicht! Aber es gibt eine Zusage, ein großes Vertrauen unserem Gott gegenüber: Er selbst beruft uns in sein Reich, das ist die tiefe Überzeugung des Hl. Paulus. Er selbst hat uns für dieses Reich vorherbestimmt - in Taufe und Firmung uns das Siegel dieses Reiches aufgeprägt. 

Beten wir um die Weisheit, das Reich Gottes zu erkennen - um die Standhaftigkeit, es immer wieder neu zu suchen, und um das tägliche Wachsen in der Heiligkeit, um es nie mehr zu verlieren!

Amen.

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