15. Sonntag im Jahreskreis A - 12. Juli 2020

Liebe Gläubige!

Unweit meiner ehemaligen Wohnung, inmitten des zweiten Wiener Gemeindebezirkes, an der Taborstrasse steht das Julius-Ofner-Denkmal, errichtet zu Ehren eines großen Österreichers, der sich aktiv im Wohlfahrtswesen und im Arbeitsrecht, zB. für ein Verbot der Kinderarbeit, für die Sonntagsruhe, oder die Besserstellung der Frauen einsetzte. 

Und im 19. Bezirk, direkt vor den Fenstern der Wohnung einer bereits verstorbenen Tante von mir, steht ebenso ein vom sozialistischen Wien errichtetes Denkmal. 

Was haben diese beiden Denkmäler mit dem heutigen Evangelium zu tun? - Beide zeigen den Sämann! Natürlich hier nicht als Protagonisten des Gleichnisses Jesu, sondern als Inbegriff des fleissigen Arbeiters, der vom Ertrag seiner Arbeit reiche Frucht tragen kann. 

Als Kind bin ich oft an diesen Denkmälern vorbei gekommen. Irgendwie haben mich die Figuren, so unterschiedlich sie auch durch die Künstler Carl Wollek und Otto Hofner gestaltet sein mögen, angesprochen. Erst viel später habe ich das Gleichnis vom Sämann aus dem Evangelium kennen gelernt. Aber die Bilder des Sämanns, wie er im 2. oder 19. Bezirk dargestellt wird, sind mir in Erinnerung geblieben. 

Wenn wir das Gleichnis des Evangeliums betrachten, so müssen wir uns die Frage stellen:  Wie geht es uns mit dem Wort Gottes? Fühlen wir uns durch das Gleichnis vom Sämann betroffen?

Was tun wir, damit Gottes Wort bei uns auf fruchtbaren Boden fällt?

Das sind Fragen, die wir uns angesichts des heutigen Evangeliums neu stellen müssen.

Natürlich pflegen wir Umgang mit Gottes Wort. Wir lesen in der Heiligen Schrift. Wir besuchen vielleicht in unseren Pfarrgemeinden in kleiner Zahl Bibelrunden, Bibelabende. Wir hören bei der Sonntagspredigt zu, lesen vielleicht auch die Schriftauslegungen im Martinus oder anderen Kirchenzeitungen, besuchen den Gottesdienst, der in seiner liturgischen Sprache ja von den Zitaten aus dem Alten und Neuen Testament lebt. 

Und weiter? Wie wirkt sich das Gotteswort in unserem alltäglichen Leben aus? Ist es so wie der Regen, der nicht mehr zurück kehrt, sondern bleibt, alles durchtränkt und fruchtbar macht? Oder ist es nicht oft die Sorge des Alltags, die Sorge um die eigenen Kinder, die so gar nicht für Gott und seine Kirche zu begeistern sind, die uns traurig machen, anstatt dass wir die reine Freude des Gotteskindes in uns spüren?

Ist es nicht oft der eigene Egoismus, der uns blind und taub gemacht hat, dass es uns nicht mehr gelingt, Jesu Weisung auch wirklich in unser Leben mitzunehmen?

Die Gefahr besteht immer wieder, besonders bei bekannten und oft gelesenen Bibeltexten, dass unsere „geistigen Ohren“ zuklappen: Schon bekannt, schon verstanden, abgehakt. 

Und schlimmer noch, dass mit den „geistigen Ohren“ auch unser Herz zuklappt. 

Sollten wir nicht neu begreifen lernen, warum wir so manche Stellen immer und immer wieder zu Gehör bekommen? Weil wir sie brauchen! Weil wir Jesu Wort noch immer nicht in unserem Alltag umgesetzt haben! Weil uns nach wie vor die Demut fehlt, uns auch wirklich darauf einzulassen, was der Herr uns sagen will!

Bereiten wir unser Herz, dass es ein fruchtbarer Nährboden für Gottes Wort ist und immer mehr wird! Weder Zukunftsangst noch Sorge um die Familie, weder Egoismus noch tödliche Gewohnheit sollen uns hindern, dem göttlichen Sämann gesunden Boden für seine Saat zu bereiten!           Amen. 

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