4. Sonntag der Osterzeit, 3. Mai 2020

Liebe Mitbrüder im Priester- und Diakonenstand, liebe Seminaristen, Schwestern und Brüder, versammelte Gemeinde!

Der Sonntag des Guten Hirten, der 4. Sonntag der Osterzeit, bringt uns wieder die Worte Jesu näher, wie er als Guter Hirt seine Herde, seine Kirche, führen möchte. Er bezeichnet sich selbst als die Tür zum Schafstall. Er ist es, er allein, der den Zugang eröffnen kann. Er schenkt uns von sich aus die Möglichkeit, in diese Familie des Heils, in die Kirche einzutreten, ihn als guten Hirten anzunehmen. 

Und es liegt an uns, die Frage im Herzen zu bewegen: Wer ist dieser Herr Jesus Christus für mich? Wie kann ich ihn als Guten Hirten in meinem Leben annehmen? Bin ich bereit, auf seine Stimme zu hören? Bin ich fähig, seine Stimme herauszuhören aus den vielen lauten Worten unserer Tage?

Die Apostelgeschichte berichtet, dass die Worte des Petrus die Menschen „mitten ins Herz trafen“ - Und mehr noch. Die Menschen waren nicht nur im Herzen berührt von der Petruspredigt, sie fragten auch „Was sollen wir tun, Brüder!“ - 

Zwei Aspekte können wir in diesem Bericht der Apostelgeschichte erkennen: 

Zum einen: Die Menschen haben verstanden, dass es um mehr gehen muss, als einfach der Predigt zuzuhören, sich (hoffentlich!) anrühren zu lassen - und damit genug!  So dürfen wir auch heute verstehen lernen, dass es um mehr gehen muss, als einfach den Sonntagsgottesdienst oder die Wochentagsmessen mitzufeiern, (hoffentlich!) das Liederbuch  in die Hand zu nehmen, um die Lieder mehr oder weniger mitzusingen (oder auch nicht…!).  Es geht um unsere Berufung, um unser eigenes Lebenszeugnis für den Herrn! Es geht um klare Entscheidungen. Da müssen Grenzen gesetzt werden in unserem Leben, auf einem Berufungsweg zerbrechen mitunter Freundschaften und Bindungen, aber neue entstehen. Da heißt es Abschied nehmen von so manchem Liebgewordenen, das in sich überhaupt nicht böse oder sündhaft ist, uns aber doch hindern würde, uns wirklich ganz, frei und ohne Bedingungen dem Herrn zur Verfügung zu stellen. 

 

Ein zweites: Die Predigt des Petrus hat die Menschen mitten ins Herz getroffen. Das liegt auch an der Qualität der Predigt. Denn Predigen ist viel mehr als das Aneinanderreihen frommer Sprüche und gut gewählter rhetorischer Floskeln. Predigen ist viel mehr als eine Glaubensunterweisung. Und Predigen ist vor allem eines nicht: Eine akademische Vorlesung, die sich in philosophische und theologische Höhen schwingt, unzählige lateinische oder griechische Fachbegriffe durch die Luft wirbelt und mitunter die Botschaft vermittelt: Wie weise und gebildet bin ich als Priester, und wie dumm, ungebildet und uneinsichtig ist das gläubige Volk!
Bei Petrus sehen wir genau das Gegenteil. Er schenkt weiter, was ihn im Herzen berührt hat. Er erzählt Heilsgeschichte. Aber eben nicht in Form einer Geschichtsvorlesung, sondern als Heilsgeschichte, die Gott mit ihm, ganz persönlich, geschrieben hat. 

Das sei ihnen allen ins Herz geschrieben, wenn Sie einmal den priesterlichen Dienst ausüben werden. Bitte verstecken sie sich nicht hinter Floskeln, frommen Sprüchen und Ritualen, die ihr eigenes Ich verschleiern und die Menschen sicher nicht ins Herz treffen, sondern eher am Nerv! 

Und weil Petrus die Menschen bei seiner Predigt so ins Herz traf, dass sie fragen, was sie tun sollten, um gerettet zu werden, lässt die Kirche diesen ersten Papst der Welt- und Kirchengeschichte nochmals zu Wort kommen. 

Von der Berufung spricht uns heute der Apostel Petrus in seinem ersten Brief. Von der Bereitschaft, Leiden zu erdulden, obwohl (oder gerade weil) wir recht handeln. Denn christliches Zeugnis stößt heute so wie zu jeder Zeit auf Widerspruch. Wir wissen, dass heute die Christen die meistverfolgte Religionsgemeinschaft der Welt sind! (Auch wenn sich andere gerne in dieser Opferrolle sehen würden!) Und damit ist in erster Linie natürlich die konkrete Verfolgung in den verschiedenen Ländern gemeint. Ausübung des christlichen Glaubens, ja die Feier der Heiligen Messe ist in vielen Ländern der Welt unter schwerer Strafe verboten. Der sogenannte „arabische Frühling“ des letzten Jahrzehnts hat in genau diesen Ländern zu einer vermehrten Verfolgung der Christen geführt. Daesh oder IS in Syrien und anderen Ländern, Boko Haram in Nigeria, Al Shabaab in Somalia, all diese übertreffen sich im grausamen Vorgehen gegen andersgläubige, insbesondere gegen Christen, gegenseitig. 

Doch auch in unserem Land gibt es diese - war nicht so brutale - Verfolgung. Da geht es um das Aufhängen der Kreuze in Klassenzimmern und Spitälern, da treten ehemals christliche Parteien für unchristliche Gesetzesregelungen ein. Da wird zum Abtreibungsmord (leider auch kirchlicherseits) geschwiegen!

Petrus sagt uns: „Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgen könnt“ -  Berufung zur Nachfolge heißt eben die Spuren des Herrn in unserer Welt und Zeit suchen. Auch dort, wo es Widerstand gibt. Denn, so sagt uns Petrus, „Er hat unsere Sünden mit seinem eigenen Leib auf das Holz des Kreuzes getragen,

damit wir tot sind für die Sünden und leben für die Gerechtigkeit. Durch seine Wunden seid ihr geheilt.“

- Durch seine WUNDEN sind wir geheilt!“ - Die Worte des Apostels Petrus dürfen uns heute neu ins Herz treffen. Seine Wunden, die ihm, dem Sündenlosen, dem Unschuldigen, zugefügt wurden, sind UNSERE Heilung. Heilung unserer Lebenswunden, unserer unerfüllten Sehnsüchte, unserer Hinneigung zum Übel, unserer Sünde und Glaubensschwäche. Heilung auch dort, wo wir in unserer Berufung zu wanken beginnen, wo uns das Ziel aus den Augen gerät, wo wir hinter dem uns selbst aufgestellten Idealbild schmerzlich zurück bleiben, wo wir mehr leisen wollten, und doch nicht können, wo Vorsätze zerbröckeln und Gelübde erschüttert werden. Durch seine Wunden wind wir geheilt!“ - Das ist ein großer Trost, den wir nie hoch genug einschätzen können!

 

Vertrauen wir auf den Guten Hirten! Suchen wir ihn. Suchen wir seine Spuren in dieser Welt. Erwecken wir neu die Freude, zu seiner Herde, zur Kirche gehören zu dürfen. Und legen wir Zeugnis ab für das Leben, das er uns durch seinen Tod und seine Auferstehung erworben hat. 

Amen. 

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