2. Fastensonntag A - 8. März 2020

 

Von einem Aufbruch ist in allen drei Texten dieses heutigen Sonntags die Rede. Abram wird von Gott herausgerufen aus seinem gewohnten Umfeld. Weg von den Menschen, mit denen er verwandtschaftliche Beziehungen hatte, weg von dem Ort wo er seine Wurzeln hatte, von seinem Vaterhaus. Er wird herausgerufen, um in ein Land zu ziehen, das er nicht kennt, das ihm Gott erst zeigen wird. 

Ich sehe darin ein großartiges Bild für die Berufung zum Priestertum! Es ist nötig, vom gewohnten Umfeld Abschied zu nehmen. Es ist nötig, so manches aufzugeben, was uns lieb und teuer geworden ist, auch so manche Träume und Lebensplanungen. Priestersein verträgt sich nicht mit bürgerlichen Vorstellungen eines wohlgestalteten Lebens im Kreis der eigenen Familie. Priestersein fordert heraus. Gott ruft heraus. Es liegt an uns, diesen Ruf zu beantworten und bereit zu sein, diesen Löseprozess zuzulassen. 

Doch diesen Weg begleitet Gott, der Herr. Wie dem Abram sagt er jedem Berufenen zu: „Ich will dich segnen!“ Und wie dem Abram gibt er jedem, der zum Priestertum berufen ist, den Auftrag mit: „Durch dich sollen alle Geschlechter Segen erlangen!“

Ein solcher zum Priester und Bischof Berufener ist der Adressat des Paulusbriefes der zweiten Lesung. Timotheus. Dieser Sohn eines Griechen und einer zum christlichen Glauben gekommenen Jüdin namens Eunike war Mitarbeiter des Paulus, erster Bischof von Ephesus, ein Blutzeuge für Christus und seine Kirche. 

Und wieder geht es um Aufbruch: „Leide mit mir für das Evangelium.“ Dazu ruft Paulus ihn auf. Und auch hier folgt sofort die trostvolle Zusage: „Gott gibt dazu die Kraft!“

Paulus legt dies dann noch mit machtvollen Worten aus. Seine eigene Lebenserfahrung ist ihm hier Messschnur: „Er hat uns gerettet. Mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen“. 

Und Paulus bekennt freimütig, dass Berufung eben nicht aufgrund der eigenen Werke, der eigenen Fähigkeiten, schon gar nicht aus anderen Motiven durch den Menschen entstehen kann, sondern dass es Gottes Entschluss ist, dass es Gnade ist. 

Wie Timotheus sind auch wir vom Völkerapostel aufgerufen, aufzubrechen, uns zu lösen aus dem Wohlstandschristentum der Postpostmoderne, neu einzutreten für das Evangelium, für Christus und seine heilige Kirche, unsere Mutter. 

Dass es kein irdischer Weg ist, den der Berufene geht, dass es nicht innenweltliche Überlegungen, Planungen und menschliche Leistung sind, das erkennen wir in der großartigen Schilderung der Verklärung des Herrn. Da dürfen die Jünger für einen kurzen Augenblick erkennen, dass sie nicht irgendeinem Wanderprediger unter vielen folgen. Mose und Elija stehen für Gesetz und Propheten des Alten Bundes. Jesus in ihrer Mitte zeigt seine göttliche Vollmacht. 

Und Petrus ist - wie vermutlich wir alle - verleitet, menschliche Maßstäbe anzulegen: „Wir wollen drei Hütten bauen!“ - Als ob das Großartige, das Mächtige, das hier vor seinen Augen geschieht, in menschlichen Strukturen einzufangen wäre! 

Genau dieser Versuchung unterliegen viele Verantwortliche der Kirche auch heute. 

Doch wir hören das Wort Jesu: „Habt keine Angst!“ Genau dort, wo unser menschlicher Verstand aussetzt, wo wir keine Richtung und kein Ziel mehr sehen, wo wir von Zweifel oder Angst erfüllt werden, tritt die göttliche Vollmacht in unüberwindbarer Weise auf. 

Auch im Berufungsleben eines jeden Einzelnen, ob Priester oder Diakon, ob Familienvater oder Ordensmann. 

Alles, was uns heute im Heiligen Text verkündet wurde, entfaltet seine ganze Größe erst durch den Blick auf die Auferstehung. Alles Unverständnis muß dort enden, wo der Auferstandene Herr in unserer Mitte ist. So wie jetzt in der Feier der heiligsten Eucharistie. 

Amen. 

 

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